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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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spielten einmal in einem benachbarten Orte auf der Kirchweih und begaben sich nachts noch vor zwölf Uhr auf den Heimweg. Da begegneten ihnen zwei Reiter und forderten sie auf, sie sollten doch mit ihnen gehen. Das taten sie auch. Nicht lange darauf kamen sie in ein vornehmes Wirtshaus, wo Herren und Damen aus goldenen Bechern tranken. Die Spielleute bekamen gleichfalls wohlgefüllte goldene Becher vorgesetzt und mußten dann aufspielen, wozu die ganze Gesellschaft tanzte.
    Als die Musikanten endlich müde wurden, sagten sie heimlich zueinander: "Wenn wir für unser Spielen nur einen einzigen solchen Becher bekämen!" Heimlich schob jeder bei günstiger Gelegenheit einen Becher in die Tasche. Bald darauf übermannte sie der Schlaf, und sie legten sich in einer Ecke des Zimmers zur Ruhe.
    Als sie am andern Morgen erwachten, lagen alle oben am Hügel unter dem Galgen bei Weilerstadt. Anstatt der Becher aber hatte jeder den Huf eines Ochsen in der Tasche. Da erkannten die Spielleute, daß sie einer Hexenversammlung aufgespielt hatten, zerschlugen aus Ärger ihre Geigen und haben seit der Zeit nie und nimmer wieder aufspielen wollen.

Die Jetten-Bühel zu Heidelberg
    Der Hügel bei Heidelberg, auf dem jetzt das Schloß stehet, wurde sonst der Jetten-Hügel genannt und dort wohnte ein altes Weib, Namens Jetta, in einer Kapelle, von der man noch Überreste gesehen, als der Pfalzgraf Friedrich Kurfürst geworden war und ein schönes Schloß (1544) baute, das der neue Hof hieß. Diese Jetta war wegen ihres Wahrsagens sehr berühmt, kam aber selten aus ihrer Kapelle und gab denen, die sie befragten, die Antwort zum Fenster heraus, ohne daß sie sich sehen ließ. Unter andern verkündigte sie, wie sie es in seltsamen Versen vorbrachte, es wäre über ihren Hügel beschlossen, daß er in künftigen Zeiten von königlichen Männern, welche sie mit Namen nannte, sollte bewohnt, beehrt und geziert und das Tal unter demselben mit vielem Volk besetzt werden.
    Als Jetta einst bei einem schönen Tag nach dem Brunnen ging, der sehr lustig am Fuß des Geißbergs nah am Dorf Schlürbach, eine halbe Stunde von Heidelberg liegt und trinken wollte, wurde sie von einem Wolf, der Junge hatte, zerrissen. Daher er noch jetzt der Wolfsbrunnen heißt. Nah dabei ist unter der Erde ein gewölbter Gang, von dem Volk das Heidenloch genannt.

Die Margaretenglocke zu Waldkirch
    In der Stifskirche zu Waldkirch hängt eine große Glocke, sie heißt Margareta. Sie wurde auf dem Friedhof in einem noch sichtbaren Loche gegossen. Dabei wurde ein ganzer Haufen geopferten Silbers unter das Erz gemischt. Dadurch bekam sie den schönen Klang, der weit und breit im Lande gehört wird. Nicht nur schwere Gewitter vertrieb sie, sondern auch eine Schar Hexen, die einst mit gläsernen Äxten den Kandelfelsen durchhauen und den See, welchen er verschließt, auf das Waldkircher Tal loslassen wollten.
    Weil die Glocke kostbar war, suchten die Freiburger sie für ihr Münster zu bekommen. Sie boten dafür dem Stift so viel Kronentaler, als sich auf dem Weg von Freiburg nach Waldkirch in einer zusammenhängenden Reihe würden legen lassen. Auf diesen Handel gingen die Stiftsherren ein und empfingen die Bezahlung. Eine Woche später kamen die Freiburger mit neun Wägen, um die Glocke abzuholen. Sie war nur aus dem Turme zu bringen, indem man ein großes Loch in die Mauer schlug. Und nur mit Mühe konnte sie aufgeladen werden. Noch im Orte drückte sie beim Wegfahren drei der schweren Wägen zusammen. Da ließen die Freiburger sie liegen und einen eisernen Wagen machen. Darauf luden sie nun die Glocke und brachten sie bis zum Bad An der Enge«. Hier sank der Wagen ziemlich tief in den Boden; er wurde zwar wieder herausgehoben und bis an die Waldkircher Banngrenze gezogen, war aber, obwohl zweiunddreißig Pferde vorgespannt waren, schlechterdings nicht mehr weiter zu bringen. Nun endlich erkannten die Stifsherren des Himmels Willen, kündigten den Freiburgern den Handel auf und ersetzten ihnen den Kaufschilling und die übrigen Auslagen. Um die Glocke nach Waldkirch zurückzubringen, schoben der Vogelbauer und der Schwefelbauer drei neue Tragbäume auf einen gewöhnlichen Wagen, spannten zehn Ochsen davor und führten damit die Glocke ohne Mühe in das Stift. Als sie dort wieder im Turme hing, begann sie von selbst zu läuten, und alle Leute, die sie hörten, verstanden, was sie sagte:
    »Margareta heiß ich,
Alle schwere Wetter weiß ich,
Alle schwere Wetter kann ich

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