Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
vertreiben,
Und im Glockenturm zu Waldkirch will ich bleiben!«

Die Nellenburg bei Stockach
    In der Zeit, als das Christentum bei uns noch kaum bekannt war, lebte in der Gegend um Stockach ein reiches heidnisches Mädchen namens Nella, dessen Eltern beide am gleichen Tag verstarben. Sie wurden in der Nähe der jetzigen Nellenburg begraben. Auf ihren täglichen Gängen zum Grab ihrer Eltern begegnete ihr ein junger Christ, Mangold geheißen, der Sohn eines vornehmen alemannischen Adligen. Beide verliebten sich ineinander und wurden Mann und Frau. Mangold unterwies seine Frau im neuen Glauben und Nella wurde Christin. Da, wo sie sich zum ersten Male getroffen hatten, entsprang plötzlich dem Boden eine Quelle. Mit ihrem Wasser taufte man Nella, und an dieser Stelle erbaute Mangold eine Burg, die er nach seiner Gemahlin Nellenburg nannte.

Die Schlange und das Kind
    In Schwandorf bei Nagold richtete eine Mutter ihrem Kind, so oft sie ins Feld mußte, zum Essen einen Hafen voll Milch und ließ das Kind allein damit im Garten. Die Mutter verwunderte sich nach ihrer Rückkehr jedesmal, daß der Hafen, so groß er auch gewesen sein mochte, immer völlig ausgegessen war. Daher paßte die Mutter eines Tages auf und sah nun, daß zur Essenszeit eine Schlange aus einem Mauerwinkel herbeigekrochen kam und mitaß. So oft das Kind einen Löffel voll genommen hatte, steckte die Schlange ihren Kopf in den Hafen und trank. So ging das fort, eins ums andere. Auch ward die Schlange nicht böse, als das Kind sie mit dem Löffel auf den Kopf schlug und dabei sagte: »Iß et no Ilch, iß au Ickle«.
    Nach dem Essen legte sich die Schlange dem Kinde in den Schoß und spielte mit ihm. Da die Mutter sah, daß sie dem Kinde nichts zuleide tat, ließ sie beide gewähren und gab der Schlange auch später, als das Kind erwachsen war, noch lange Zeit täglich ihre Milch.

Die Schönauer Glocke
    Für das Münster zu Basel und die Kirche zu Schönau im Wiesental wurden die gleichen Glocken gegossen, und beide klangen gleich schön. Da sollen die Basler einst einen Gesandten des Papstes fortgejagt und, als er wieder kam, in den Rhein geworfen haben. Zur Strafe kam ein Erdbeben über Basel, das auch den Glockenturm erschütterte, so daß ein Teil davon samt der schönen Glocke, die Lucia hieß, in den Rhein stürzte.
    Da wollten die Basler die Schwester ihrer versunkenen Glocke haben, um so mehr, als man ihren herrlichen Glockenton in Basel auf der Rheinbrücke vernehmen konnte. Sie zogen also nun hinüber in den Schwarzwald und nahmen zu Schönau die Glocke weg, brachten sie aber nur bis zum roten Kreuz. Hier mußten sie die Glocke stehen lassen und unverrichteter Dinge abziehen. Die Schönauer hängten ihre Glocke schnell wieder auf, und die Basler konnten noch hören, wie sie ihnen das Geleit läutete:
    »Mi Schwester Luci,
lit zu Basel im Rhin;
sie wird nimmi usecho,
bis Baselkatholisch wird si.«
    Die Schönauer Glocke hütet auch vor Hagel und Sturm, wie man aus ihrer Inschrift entnehmen kann:
    »Susanne heiß i,
die schwere Watter weiß i,
zieh mi bi Zite a,
daß i die schwere Watter verdribe cha!«

Die schöne Melusine und das Schloß Staufenberg
    Im Schloß Staufenberg unweit des Weinortes Durbach wohnte einst ein Amtmann, dessen Sohn Sebald Vogelsteller war. Als der Jüngling wieder einmal im Stollenberger Wald seine Liebhaberei betrieb, hörte er einen lieblichen Gesang. Er ging bergauf den klangvollen Tönen nach. Da erblickte er im Gebüsch ein wunderschönes Weib. Flehend schaute es den herantretenden Jüngling an und rief: "Schon lange harre ich deiner. Ich bin verwünscht. Erbarme dich meiner und erlöse mich! Du brauchst mich nur dreimal dreifach zu küssen, dann bin ich erlöst."
    Auf Sebalds Frage, wer sie sei, antwortete die Waldfrau: "Ich heiße Melusine und habe einen großen Brautschatz. Wenn du mich erlöst, bin ich mit meinem Schatze dein. Du mußt mich drei Morgen hintereinander, früh um neun Uhr, auf beide Wangen und den Mund küssen. Dann ist die Erlösung vollbracht. Fürchte dich nicht, besonders nicht am dritten Tag!"
    Melusine trat dann aus dem Busch hervor, und Sebald konnte sie genau betrachten. Sie war sehr schön, blond und hatte blaue Augen, aber keine Finger. Statt ihrer sah man eine trichterförmige Höhlung und an Stelle der Beine Fischschwänze. Sebald gab ihr zunächst die ersten drei Küsse. Darüber war Melusine sehr erfreut und bat ihn, am zweiten und dritten Tag ganz bestimmt wiederzukommen. Dann kroch

Weitere Kostenlose Bücher