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Sagen aus Schwaben

Sagen aus Schwaben

Titel: Sagen aus Schwaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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mit dem Glockenschlag elf nahmen sie Kunkel und Hanf und verschwanden wieder, es half kein Bitten und Betteln. Niemand wußte so recht, woher sie kamen, doch ging das Gerücht um, die Fräulein seien aus dem Mummelsee. Seit sie die Spinnstuben zu besuchen pflegten, fanden sich Burschen und Mädchen noch einmal so gern ein, ging die Arbeit rascher von der Hand, brachten die Spinnerinnen jedesmal vollere Spulen und feineren Faden nach Hause. Nur eines gefiel allen nicht: daß die Fräulein immer um Schlag elf Uhr aufbrachen und die Stube verließen. Ein Bursche konnte es daher nicht unterlassen, eines Abends die hölzerne Wanduhr um eine Stunde zurückzustellen. An diesem Abend verging die Zeit besonders schnell. Um elf Uhr entfernten sich die Seefräulein wie gewöhnlich. Es war aber Mitternacht, ohne daß sie es wußten.
    Am Morgen darauf gingen Holzhauer am Mummelsee vorüber. Da vernahmen sie aus der Tiefe ein seltsames Wimmern und Stöhnen, und auf der Wasseroberfläche schwammen drei große Blutlachen. Seither wurden die Seejungfrauen nicht mehr gesehen. Der Bursche, der die Uhr nachgestellt hatte, erkrankte schon am Tag darauf und war nach drei Tagen eine Leiche.

Die Eierleger
    Eine Bauersfrau aus Jartheim, die nur wenige Hühner hatte, brachte dennoch immer eine große Menge Eier auf den Markt zu Crailsheim. Endlich schöpften die Nachbarinnen Verdacht, daß dies nicht mit rechten Dingen zugehe und wandten sich an den Knecht der Frau, er möge auf sie aufpassen. Der verstand sich um so williger dazu, als ihm schon aufgefallen war, daß die Frau stets zweierlei Brot buk, halbweißes für sich allein und schwarzes für die übrigen Hausgenossen. Als die Frau nun wieder auf dem Markt war, versuchte der Knecht, die verschlossene Tischschublade zu öffnen, was ihm auch gelang. Er schnitt nun ein tüchtiges Stück von dem halbweißen Brot ab. Kaum hatte er es verzehrt, so begann er zu gackern wie ein Huhn, lief in den Hühnerstall, setzte sich auf das Nest und begann Eier zu legen. Während er so dasaß, hörte er den Bauer nach ihm rufen. Weil der Knecht aber nicht von seinem Nest wegkarn, bat er den Bauer zu sich her und erzählte ihm die ganze Geschichte. Der Bauer ging augenblicklich in die Stube und aß auch von dem halbweißen Brot. Sofort mußte er auch gackern, lief in den Hühnerstall, setzte sich neben den Knecht, und beide legten nun zwei große Haufen Eier. jetzt war ihnen klar, woher die Frau, die immer nur halbweißes Brot aß, ihre vielen Eier herbekam. Als sich die Sache herumgesprochen hatte, wollte auf dem Markt niemand mehr bei der Bäuerin Eier kaufen. Die Jartheimer aber bekamen den Spitznamen »Eierleger«, der ihnen bis heute geblieben ist.

Die Felsenkirche
    Nicht weit von Oppenau, am Weg nach Allerheiligen, liegt in einer einsamen Waldlichtung ein riesiger Felsen, der die Form einer halbzerfallenen Kirche hat. Tatsächlich sollen hier auch einmal eine Kirche und in der Nähe eine Burg gestanden haben.
    Es war um die Zeit, als der Hunnenkönig Attila mit seinen Horden bis an den Rhein vorgedrungen war. Da lebten auf dieser Burg sieben Schwestern in der tiefen Einsamkeit des Waldes. Durch einen Zufall wurde die Burg von einer Schar Hunnen entdeckt. Die Frauen gerieten dadurch in schwere Bedrängnis. Nun führte von der Burg ein unterirdischer Gang zur nahe gelegenen Kirche. Ein getreuer Diener riet den sieben Schwestern, durch diesen Gang in die Kirche zu fliehen. Das geschah auch. Aber ein Knecht bemerkte die Flucht und verriet das Geheimnis den Hunnen. Als diese in die Kirche eindringen wollten, um sich der Frauen zu bemächtigen, fanden sie die eichene Tür fest verriegelt. Die Verfolger fällten im nahen Walde eine Tanne, um mit deren Stamm die Türe aufzusprengen. Als sie wieder zur Kirche zurückkamen, war der Eingang nirgends zu finden. Auch die Fenster waren verschwunden. Wohl stand die Kirche noch an ihrem Platze, war aber in einen mächtigen, undurchdringlichen Fels verwandelt. Aus seinem Innern tönte leise und schauerlich ein Psalmenchor weiblicher Stimmen.
    Noch lange danach vernahmen vorübergehende Talbewohner zuweilen in stillen Nächten liebliche Gesänge, die aus dem Felseninnern zu erklingen schienen.

Die Geisterkutsche
    Auf dem, zerfallenen Bergschloß bei Kirnbach befindet sich in einem steilen Felsen, dem Rappenstein, ein brunnenartiges Loch von unergründlicher Tiefe. Daraus steigt in den Adventsnächten eine Kutsche. Sie ist mit zwanzig grauen Geißböcken bespannt und

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