Sagen aus Schwaben
Hilfe und machten sich auf den Heimweg. Zu Hause ließen sie den ganzen Vorgang in zwanzig Einzelbildern auf eine große Wandtafel malen. Diese ist, wenn auch ziemlich beschädigt, in der Kirche "Maria unter der Ecke", nicht weit von Peutingen, heute noch erhalten.
Die Weiber zu Weinsberg
AIs König Conrad III. den Herzog Welf geschlagen hatte (im Jahr 1140) und Weinsberg belagerte, so bedingten die Weiber der Belagerten die Übergabe damit: daß eine jede auf ihren Schultern mitnehmen dürfte, was sie tragen könne. Der König gönnte das den Weibern. Da ließen sie alle Dinge fahren, und nahm ein jegliche ihren Mann auf die Schulter und trugen den aus. Und da des Königs Leute das sahen, sprachen ihrer viele, das wäre die Meinung nicht gewesen, und wollten das nicht gestatten. Der König aber schmutzlachte und tät Gnade dem listigen Anschlag der Frauen: »Ein königlich Wort«, rief er, »das ein Mal gesprochen und zugesagt ist, soll unverwandelt bleiben.«
Die weiße Frau bei Gießen
In der Nähe des Schlosses Gießen, das in dem gleichnamigen Weiler nicht weit von Tettnang liegt, zeigte sich den Knechten oft, wenn sie auf dem Felde arbeiteten, eine wunderschöne weiße Frau. Sie brachte ihnen Brot und allerlei Gutes zu essen und reichte ihnen außerdem dazu silberne Messer und Gabeln. Sie war sehr freundlich, und die Knechte unterhielten sich gern mit ihr. Einmal jedoch stahl ihr einer der Knechte ein silbernes Messer. Seitdem ist sie nicht wiedergekommen.
Die weiße Frau zu Gutenberg
Im Schloß zu Gutenberg am Neckar, dem Michelsberg gegenüber, erschien früher eine weiße Frau. Sie war weiß und runzlig und sah sehr alt aus. Sie schlich nur so umher. Den Mägden half sie bei der Arbeit, namentlich beim Waschen, aber nur, wenn diese recht fleißig waren. Manchmal sah sie auch nur ruhig zu. Niemanden tat sie etwas zuleide. Doch zuweilen sprang sie auch wohl einer Magd, wenn diese gerade backen wollte, ins Genick, war aber nicht schwer. Nachts hörte man sie in den Gängen Brennholz vor den Ofen werfen. Am Morgen aber war alles wieder verschwunden. Einem Knechte, der ihr einmal nachsah, nahm sie mehrmals die Bettdecke weg und trug sie in eine Ecke des Zimmers. Des Morgens schlich sie immer in das Waschhaus und verschwand da in einer Ecke. Der Schloßherr ließ hier einmal nachgraben, und man stieß auf die Gebeine eines erwachsenen Menschen und eines Kindes. Die gehörten zur weißen Frau und ihrem Kinde, das sie umgebracht hatte. Hier waren beide einmal beerdigt worden. Man brachte die letzten Überreste auf den Friedhof, begrub sie ordentlich, und seitdem spukte die weiße Frau nicht mehr.
Die Wettenburg
Eine halbe Stunde oberhalb von Wertheim, auf einem Berg, den der Main auf drei Seiten umfließt, lag einst die Wettenburg. Seine letzte Besitzerin war eine geizige Gräfin, die einen Teil des Flusses auch um die vierte Seite leiten wollte, um dadurch ganz sicher vor den vielen Bettlern zu sein. Sie belegte daher ihre Untertanen rücksichtslos mit schweren Fronarbeiten zu allen Tag- und Jahreszeiten. Auch den Vorstellungen des Schloßvogtes, Gott könne es mißfallen, wenn sie den Lauf des Flusses so willkürlich abändere, schenkte sie kein Gehör. »Es mag Gott lieb oder leid sein, mein Vorhaben muß ausgeführt werden, und so wenig ich diesen Ring wiedersehe, so wenig unterbleibt es!« erwiderte sie. Bei diesen Worten zog sie einen Ring vom Finger und warf ihn in den Fluß. Noch an demselben Tag, als auf der Burg ein Gelag sein sollte, fand der Koch den Ring in einem frischgebackenen Karpfen und brachte ihn der Gräfin, die sorglos bei ihren Gästen saß. Als die den Ring erblickte, erschrak sie sehr und erbleichte; zugleich zuckte ein greller Blitz durch den Raum, ein Donnerschlag folgte, und das Schloß mit allen Anwesenden versank mit großem Getöse im Berg.
Alle sieben Jahre, am Untergangstag der Burg, ist diese auf dem Grund des Mains in allen Einzelheiten zu sehen. Oben auf dem Berg, wo die Burg einst stand, erscheint ebenfalls alle sieben Jahre eine Höhle mit einem Felsen daneben, in dem ein großer Ring eingedrückt ist. Darauf legte einst ein Küfer sein Bandmesser und schlief dabei ein. Beim Erwachen sah er keinen Felsen und kein Messer mehr; erst nach sieben Jahren fand er beide wieder, als er am gleichen Tage dahinkam.
Ein Schäfer, der sich einst vor dem Regen in die Höhle geflüchtet hatte, verfiel darin in Schlaf; nach seinem Erwachen waren unterdessen siebenmal sieben Jahre
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