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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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kannst, hohoho!« Und dann greift er sich tatsächlich in den Schritt.
    O MEIN GOTT !
    Wie peinlich!
    Das Zwack ist der nächste Laden, aus dem wir rausfliegen, ich bin mir ganz sicher. Der Lipfert steht vor Schreck, Erstaunen oder was auch immer der Mund offen. Wie paralysiert warten wir beide darauf, dass auch dieses Flirtopfer gleich ausholt und Dwaine eine verpasst.
    Doch, o Wunder, nichts von alledem geschieht. Stattdessen kichert sie, boxt ihren Freundinnen in die Seite und ruft begeistert: »Oh, ja! Das ist doch endlich mal ein Kerl in diesem Laden!«
    Dwaine winkt dem Barmann zu. »Drei Glas Sekt für die Ladys. Und Dwaine zahlt, keine Widerrede!« Die drei, die sich als Karina, Burgi und Michelle vorstellen, hängen an seinen Lippen. So viel Galanterie ist ihnen offenbar völlig fremd. Ich frage mich, woher in aller Welt dieses Dreigestirn kommt, dass es auf diese peinliche Form der Zuwendung mit so viel Begeisterung reagiert. Manche Frauen sind offenbar genügsame Wesen. Das muss das Erfolgsgeheimnis von solchen Schwachmaten wie Dwaine sein.
    Ich drücke mich zwischen zwei Thekenzombies, die rauchen, als wären sie Vulkane in der Ausbildung, hindurch und bestelle auch zwei Glas Sekt, eins für mich, eines für Miriam Lipfert. Als ich mich vom Tresen umdrehe, um ihr eines zu reichen, sehe ich gerade noch, wie sie das Zwack verlässt. Auweia. Kein gutes Zeichen. Mit Sicherheit überhaupt kein gutes Zeichen!
    »Das läuft doch schon viel besser«, meldet sich Tom Weidner neben mir zu Wort. Ich sehe ihn groß an.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?«
    Er zuckt lässig mit den Schultern. »Wieso? Als ich zur Toilette gegangen bin, stand unser Flirtexperte noch bei Ihnen, und nun scheint er schon jede Menge Spaß mit diesen …«, er zögert kurz, »netten … äh … Damen zu haben. Das ist doch genau das, was wir Frau Lipfert zeigen wollen, oder?« Er schaut sich suchend um. »Wo ist sie eigentlich?«
    Ich drücke ihm das Glas Sekt in die Hand, das eigentlich für die Journalistin gedacht war. »Okay, Weidner, nun bringe ich Ihnen eine der wichtigsten Regeln der PR-Branche bei.«
    »Und die wäre?« Er sieht mich neugierig an.
    »Manchmal muss man einfach nur die Klappe halten.« Und mit diesen Worten kippe ich meinen Sekt auf ex hinunter.

8. Kapitel
DWAINE F. BOSWORTH – DER LETZTE VERSUCH
    Dass der Mensch vom Affen abstammt, ist belegt. Dass einige Männer bis heute noch Primaten sind, haben wir geahnt. Bestes lebendes Beispiel dafür ist der amerikanische Autor Dwaine F. Bosworth.
    Der 34-jährige Texaner gefällt sich in der Rolle eines sogenannten Pick-up-Artists, eines Verführungskünstlers. Und über diese seine Kunst hat er nun ein Buch geschrieben, das demnächst im Weidner-Verlag erscheint. Es trägt den sinnigen Titel »Ich kann sie alle haben« und soll dem deutschen Mann endlich beibringen, wie er erfolgreich aufreißt und abschleppt.
    »Die Frau ist ein Beutetier. Du musst sie reißen. Du bist der Boss. Der Wolf. Behandle sie wie eine Schlampe, und sie wird dir hinterherlaufen.« So unverschämt wirbt Bosworth für sein Machwerk. Starker Tobak oder nur heiße Luft? Wir wollten es genau wissen und haben den Herrn einen Abend lang begleitet.
    Doch schon der Anblick des Bagger-Artisten verheißt nichts Gutes: Von gegelten Glitzerlocken über die stark behaarte Brust bis zum üppigen Goldschmuck auf derselben lässt Bosworth optisch kein Klischee aus. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wäre so einer eventuell als starker Kerl durchgegangen. Heute schämt sich jeder Provinzlude in so einem Outfit zu Tode.
    Aber es kommt noch schlimmer, als der Texaner in einer Hamburger Szenebar versucht, uns seine Eroberungsstrategie am lebenden Objekt zu demonstrieren. Sein Repertoire? Schmierige Sprüche und sexuelle Belästigung. Die so umworbene Dame weiß sich nur durch Handgreiflichkeiten zu wehren. Bosworths Demonstration endet mit einem Hausverbot.
    Wir geben ihm noch eine Chance und ziehen weiter ins nächste Etablissement. Dort offenbart der Autor uns unvermittelt, warum Frauen über 40 so »geil« seien: »Die ideale Beute zum Vorglühen. Wenn ich diese alten Hecken anspreche, werden sie mir automatisch dankbar sein. Die schaut doch sonst keiner mit dem Arsch an.« Als die Reinkarnation des Chauvinismus sich dann an drei angeheiterte Damen heranmacht, ist das Experiment für uns beendet. Wir verlassen die Szenerie.
    Unser Fazit dieses – vom Verlag vollmundig versprochenen –

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