Sahnehäubchen: Roman
bisschen erfolgreicher als sonst.
»Na, wie schaut’s bei Ihnen aus?«, will ich von ihm wissen. »Schon genug Orte gefunden?«
Er nickt und schiebt mir einen Zettel über den Tisch. »Zwölf Orte habe ich schon. Ob die Säle frei sind, wollen die einem natürlich nur mit einer konkreten Terminanfrage sagen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass dort alles schon Monate im Voraus ausgebucht ist.«
»Sie haben also auch direkt mit dem jeweils zuständigen Ansprechpartner telefoniert?«, hake ich nach.
»Klar, ich musste mich schließlich auch nach den Preisen erkundigen und habe sie hier für Sie aufgeschrieben.«
»Sehr gut!« Nun muss ich Tom tatsächlich mal loben.
»Was genau wollen wir denn in diesen Orten machen?« Jetzt ist es an mir, Zettel über den Tisch zu schieben. Weidner liest sich mein Papier durch und pfeift anerkennend.
»Clever – so könnte es gehen! Haben Sie denn Dwaine schon gefragt, ob er damit einverstanden ist?«
»Nein. Wozu? Es ist in seinem ureigenen Interesse, dass möglichst viele Leute sein Buch kennen und kaufen. Außerdem habe ich bisher den Eindruck gewonnen, dass der Meister sehr gerne über sich selbst redet. Da kann er sich in den Workshops voll austoben.«
Tom lacht. »Da haben Sie recht. Wahrscheinlich muss man den eher bremsen, damit er die Leute nicht bewusstlos labert. Ich habe übrigens noch eine Idee, die dieses Konzept sogar ganz gut ergänzen würde.«
»Wirklich?« Ich schaue ihn verblüfft an. Hat der Typ heute Morgen Vitamintabletten oder irgendetwas anderes genommen? »Lassen Sie hören!«
»Twitter. Oder Facebook. Oder beides.«
Bin ich zu alt, wenn mir nicht gleich einleuchtet, was Tom damit meint? Natürlich weiß ich, was Facebook ist. Ich bin dort zwar selbst nicht Mitglied, aber warum soll man nicht virtuell seine Freundschaften pflegen und die Tante in Amerika mit Onlinefotos von der lieben Familie erfreuen. Nichts dagegen zu sagen. Aber schon bei Twitter muss ich gestehen, zu den Leuten zu gehören, die das für völligen Unsinn halten, geradezu für Internetmüll. Irgendwelche Menschen, die ich im Zweifel nicht mal persönlich kenne, teilen dort der vermeintlich interessierten Öffentlichkeit mit, dass sie gerade in der Nase bohren. Oder ihre Socken aufrollen. Oder jetzt einen Schwung DVDs in die Videothek zurückbringen. Was in aller Welt soll daran geeignet sein, PR für unser Buch zu machen? Offensichtlich sieht man mir meine Frage deutlich an.
»Ich dachte, wir könnten bei Facebook eine Fanseite für Dwaine erstellen, und dort könnte er regelmäßig bloggen. Wenn wir Workshops für ihn entwickeln, dann kann er die Menschheit doch auch im Internet an seiner Weisheit teilhaben lassen. Und genauso funktioniert’s bei Twitter – da zwitschert der Meister dann über Frauen im Allgemeinen und Besonderen.«
Hmmm. »Ich würde mir so etwas niemals im Internet ansehen«, gebe ich zu bedenken.
Tom Weidner grinst mich an. »Aber Sie gehören auch nicht zur Zielgruppe.«
Damit hat er natürlich recht. Vielleicht ist es einen Versuch wert? Und momentan bin ich für alles dankbar, was mein Konzept anreichert.
»Also gut. Ich maile Ihnen mein Konzept, dann können Sie die Städte ergänzen und noch den Punkt Onlinemarketing mit aufnehmen. Drucken Sie das Ganze sechsmal auf unserem Briefpapier aus, dann nehme ich es morgen mit in den Verlag.«
»Wird gemacht. Apropos mitnehmen: Nehmen Sie mich mit? Ich würde auch gerne mal einen Kundentermin erleben.«
Ich überlege kurz und nicke dann gnädig. Ist vielleicht gar nicht so schlecht, den Sohn vom Chef mitzunehmen. Quasi als Schutzschild. Salchow ist bestimmt morgen immer noch auf Zinne.
Als Tom und ich am nächsten Tag Punkt neun im Verlag auflaufen und von einer beflissenen Sekretärin in den Konferenzraum geführt werden, erwartet uns Salchow schon. Ich hatte recht: Der Herr ist alles, aber not amused.
»Na, Frau Seefeld, wie versprachen Sie bei unserem letzten Treffen so vollmundig?«, stichelt er los. »Bei Maximal-PR sind Sie in den besten Händen. Wir sind anders.« Jetzt grinst er auch noch hämisch. »Nach Ihrem fulminanten Fehlstart kann man das wohl laut sagen, dass Sie anders sind, als wir erwartet haben. Jetzt bin ich sehr gespannt, welche grandiose Idee Sie mir heute unterjubeln wollen …«
Ich beschließe, auf seine Kritik gar nicht erst einzugehen. Denn erstens machen Ausflüchte meinerseits die Sache wahrscheinlich noch schlimmer, und zweitens stimmt es ja auch irgendwie,
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