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Saiäns-Fiktschen

Saiäns-Fiktschen

Titel: Saiäns-Fiktschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Fühmann
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stürzt sonst ab!“
    „Was für ein Kind?“ fragte der Polizist, den Speicher seines Protokollcomputers einschaltend, doch zur Vorsicht auch seine Schreibtafel zückend.
    „In der Eichenallee 98c, Stock fünf, das zweite Fenster von links!“
    „Das können Sie doch gar nicht sehen!“
    „Ich sah’s“, seufzte Siebzehn-Eins-Dreizehn-OR, „in der Zukunftsschüssel, im Blauen Flirren, verstehen Sie doch!“
    „Blau, ja, das versteh ich sehr gut“, sagte der Polizist, der, durch ein Knacken im Computer gewitzt, mit dem Griffel hantierte, „Intelligenzler, viel Geld, Normalfarbe, wissen wir! Und nun mal schön langsam eins nach dem andern!“
    Der Logiker stöhnte. „Hören Sie — ich war im Zet-Es . . .“
    „Wo?“
    „Im Institut zur Erforschung von Zukunftsstrukturen.“
    „Aha!!“ Der Griffel knirschte auf dem Schiefer. „Und bei wem?“
    „Achtundzwanzig-Drei-Vierundsiebzig-OB!“
    „Das ist welche Abteilung? Ich kenn mich dort aus! Mich beschwindeln Sie nicht, merken Sie sich das!“
    „Registratur und Informationsüberwachung.“
    „Mann der Erde, das müßte ja Blautüre sein! Haben Sie denn da den Berechtigungsschein?“
    Er pfiff durch die Zähne.
    „Und jetzt diese Eile“, sagte er langsam.
    Ein verzweifelter Blick auf die Uhr: noch fünf Minuten. Die Nummer Siebzehn Eins-Dreizehn-OR schlug dem Polizisten hart mit der Handkante auf die Magnetstabwinde, und zugleich trat er ihm in den Bauch. Zusammensacken; der Magnetstab, speergleich dem Nummernschild verhaftet, wippte samt Winde fedrig zurück. Er wog flaumenweich. Die Passanten sahen nicht hin, oder sie sahen weg.
    Wieder Grün, und der Logiker rannte.
    Ein Angriff, dachte es dabei in ihm, ein Angriff auf eine bewaffnete Kraft ist etwas vollkommen Unerwartetes; etwas vollkommen Unerwartetes löst langsame Reaktionen aus, also fällt unter langsame Reaktionen auch das, was durch meinen Angriff ausgelöst werden wird, und er dachte, da es dies dachte: Schon wieder Schema Bamalip! Dabei dachte es: Die Zukunft ist
doch
offenkundig! und gleichzeitig, und alles beherrschend, er: Keine Panne, o Gott, bloß keine Panne, hier fällt das Fußgängertransportband oft aus!
    Das Fußgängertransportband rollte störungsfrei.
    Der Bürgersteig; Menschen strömten zusammen; ein Martinshorn heulte; Pfeifen weit hinten, und nun pfiff’s auch, und durchdringend, vorn. Jungmädchenwehr zog die Straße herunter, dem Schall nach ein ganzes Regiment. Querflöten; Langflöten; Blockflöten; Pauken; der allbeliebte Marsch Nummer sieben: Unser Weg geht gradaus in das Morgen hinein, und das Morgen ist hell und ist schön!
    Die Tambourmajorin schwenkte den Schellenbaum; die Passanten blieben stehen und klatschten. O Materie, dachte der Logiker, wenn die jetzt den Stock wirft, kommt Straßenkonzert! — Die Tambourmajorin warf den Stock, die Soldatinnen traten auf der Stelle und bereiteten sich zur Schwenkung vor. Der Stock stieg ein zweites Mal; Paukenschlag; Schwenkung, und der Logiker, den Magnetstab im Rücken, schraubte sich durch die Uniformen.
    Ein vieltausendstimmiger Schrei der Entrüstung; die verwirrten Soldatinnen schwenkten weiter; eine fiel hin; die Menge tobte. Am Bürgersteig jenseits bereitete ein Polizeianleiter sein Fangnetz vor. Das Martinshorn heulte auf und verstummte, offenbar durchbrach es nicht das Konzert.
    „Kamerad Volksschützer!“ schrie der Logiker und rannte direkt auf das Fangnetz zu, „Kamerad, fang nicht, es geht um ein Kind! Ein Kind in Gefahr — in der Eichenallee!“
    Die Stimme des Logikers klang so beschwörend, daß der Polizeianleiter sein Fangnetz mit einem Druckgriff zusammenschob und wortlos den Weg zur Eichenallee freigab.
    „Danke, Kamerad!“ rief Siebzehn-Eins-Dreizehn-OR schon im Rennen. Die Straße zur Eichenallee war, was er wußte, aufgerissen; doch was er nicht wußte, war, daß die Tiefbauleute, zum Straßenkonzert drängend, die Plastübergänge als Tribünen abbauten. Das Konzert begann wie stets mit der Hymne, die Blockflötenklänge ergriffen die Herzen; der Logiker kletterte durch den Baugrund. Kabel; Teer; Phosphoreszieren; ein Gasrohr zischte. Er wagte nicht, auf die Uhr zu schauen.
    Nicht neun Minuten neunundfünfzig Sekunden, mußte er denken, nein, zehn Minuten weit war die Schau! Die eine Sekunde, die eine Sekunde! Er stieg in die Eichenallee; keuchte, rannte. —
    „Er rennt“, sagte Pavlo, der mit dem zurückgekehrten Janno den Film der geschauten dreißig (in Wahrheit, wegen des

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