Saiäns-Fiktschen
weisenden Pfeiles), die Uniterrs Sendung ins Weltall sandten; und so sah er denn hinterm mondgelben Beton nichts als ein abgeschrägtes violettes Glühen, doch diesmal sah er es in seiner ganzen, wahrhaft weltraumerfüllenden Bedeutung, und je gewaltiger ihm dies alles wurde; das Flimmern, Uniterr, das Weltall, die Stunde, der er entgegenlebte, um so zuversichtlicher wurde er auch. Janno fühlte sich geborgen, und was er empfand, war Dankbarkeit.
Vorbereitet, dankbar, geborgen —: was blieb Janno da noch, als schlafen zu gehn? Janno ging schlafen und schlief in Ruhe, erwachte viermal, sah nach der Uhr und schlief wieder ein, und als er das dritte Mal erwachte, erinnerte er den Rest eines Traumes: Ein roboterähnliches Wesen hatte ihm ins Gesicht gestarrt, und da hatte Janno aufgeschrien.
Nun also war Freitag, und war ein Tag wie jeder: Weckerrasseln; Abschalten des Weckers; gähnendes Rekeln zwischen Erwachen und Aufstehn; Rauschen der Spülung; Rauschen der Dusche; Hochklappen der Pritsche; die Frühstückskonserve; aus dem Radioautomaten die Morgenparolen, und beim langsamen Kauen seiner Kohlehydratetabletten dachte Janno, wie geplant, daß er volles Vertrauen habe und alles, was geschehen werde, zum Wohl Uniterrs geschah.
Mit diesem Gedanken betrat Janno die Universität, und alles geschah wie vorausgedacht: Der Pförtner in der Pförtnerloge; Janno nannte seinen Namen; die Kennummer in den Computer gegeben, dazu der frische Fingerabdruck und die mittels eines Absaugeköpfchens (in Höhe der Ohren) konstatierte Körpergeruchsspezifik, und schon warf der Computer ein Metallplättchen aus, die Bestellungskarte; der Pförtner steckte sie in eine Uhr; genau zur Minute des Bestelltseins über einer Tür ein grünes Signal; der Pförtner übergab Janno das Plättchen und dazu ein Kärtchen mit der Skizze des Wegs und der Zeitvorgabe von vier Minuten; Janno steckte das Plättchen an das Revers seiner Jacke; ein Knopfdruck; die sich öffnende Tür, und Janno, auf die Sekunde exakt, trat in das Innere des Hauses, das ihm für die nächsten fünf Jahre geistige Heimat sein würde, wenn . . .
Ich habe, dachte Janno, volles Vertrauen, es geschieht alles zu Uniterrs Wohl!
Die Universität, eines von Uniterrs ältesten Gebäuden, war im Zierstil der Zeit um 20 errichtet; berühmt waren ihre Betonornamente an den Pilastern und die gestanzten Blechrahmen um die Ölporträts der Rektoren, die den Korridor zum Verwaltungstrakt säumten, aber Janno achtete nicht darauf. Er hatte dazu auch gar keine Zeit, die vier Minuten waren bindend. Den Korridor hinunter; rechts um eine Ecke; zwei Treppen hinauf, den Gang linker Hand, eine Treppe hinab, abermals linker Hand, zwei Treppen hinauf, die siebte Tür. — Da er vor ihr stand, blinkte ein Schild: KEIN EINTRITT — WARTEN! Janno blieb stehen. Die Schrift erlosch, und auf dem Schild erschien Jannos Kennzahl samt einer Aufforderung, im Identitätsfall seine Bestellungskarte in einen bestimmten Schlitz zu schieben. — Janno tat es; die Tür schlug auf. — Aus dem Raum eine Frauenstimme: „Treten Sie ein!“ — Janno trat ein; und die Tür schlug zu.
Die Frauenstimme: „Setzen Sie sich!“
Der Raum aus Beton, sechs kahle Flächen; ein Stuhl; ein Tischbrett; knapp unter der Decke die Fensterluke; unter ihr ein dreibeiniges Gestell; daneben ein Nagel; daran ein Handtuch; auf dem Gestell eine Waschschüssel aus Plast. — Janno nahm Platz. Er suchte ein Kabel, sah aber keines.
Das Wartezimmer, dachte er, und sofort danach wieder: Ich habe Vertrauen! Es geschieht alles zu Uniterrs Wohl!
Er wartete auf eine neue Weisung, doch die Stimme erscholl nicht mehr. Janno spähte, woher sie gekommen, allein er sah nur den nackten Beton. Es war eine dunkle Stimme gewesen, im Befehlston nicht scharf und im Ernst voll Ruhe, und sie klang, als komme sie nicht von einem Tonband, sondern aus einem lebendigen Leib. — Janno, beim zweiten Mal, da sie aufklang, fühlte das Zucken des Hirns, sich ihre Trägerin vorzustellen, und er blickte rasch auf den Beton. — Auch das Handtuch war grau. — Ich habe, dachte Janno, volles Vertrauen, es geschieht alles zu Uniterrs Wohl; und er fühlte dabei, wie läppisch es ihm vorkam, wie ein Automat immer nur diesen Spruch zu denken: Hatte er denn nichts Anderes bereit? Und da plötzlich fiel ihm ein unaussprechliches Wort ein, das auf die vulgärste Weise den weiblichen Geschlechtsteil bezeichnet, und es fiel ihm in sein wohlvorbereitetes Denken so ein, wie
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