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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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sie suchen. Sie richtet noch mehr Unheil an, wenn sie kein Zuhause hat. Sie kann nicht allein sein.«
    Ali atmete tief durch. Blies die Backen auf und ließ die Luft wie Wasser über ein Katarakt entweichen.
    »Und wo bitte soll ich sie suchen lassen? Ich weiß, dass ihr kleiner Bruder zum Vietcong übergelaufen ist. Das hat sie mir auch erzählt. Ich habe selbst erlebt und gespürt, dass diese kleine Person ihre Kraft daraus schöpft, dass niemand sie ernst nimmt. Aber suchen? Nein. Dazu bräuchte ich eine Armee. Und so wichtig ist sie auch nicht. Noch nicht«, setzte er leise hinzu.
    Ali war nicht ehrlich. Er schützte Kleiner Drache. Hatte alles gesehen, aber gegenüber der Militärpresse gelogen. Ihm glaubte man. Und ich? Wem sollte ich hier noch glauben? Brian Eppstein war nicht wieder aufgetaucht. Ein verkappter Colonel und CIA-Mann. Der sympathische Ali Sharif entpuppte sich als Berater für Guerillaeinsätze, war auch Colonel und sprach Viet. Befehligte Einsätze der völkerrechtswidrigen Art. Und ich war ...
    »Warum sollte ich hier weg? Ich kann auch hier zu einem Arzt. Und der Barkeeper wird mich schon wieder auf die Beine bringen und mir zu meiner Selbstachtung verhelfen.«
    Ali versuchte ein Lächeln. Schenkte zwei Gläser voll.
    »Thieu? Der Barkeeper? Von was träumst du? Der war noch vor dem Eintreffen der Militärpolizei weg. Sein Zimmer ist leer. Der hat den Congs gesagt, wann die Bar nur mit dir besetzt ist. Er hat hier alle Informationen, die ihr Journalisten an der Bar in eurem Suff ausgetauscht habt, sofort weitergegeben.«
    Daran hatte niemand von uns gedacht. Wir hatten munter über unser Wissen geplaudert, wenn wir von den Einsätzen zurückkamen. Wir hatten mehr verraten, als wir ahnten. Militärbasen, von denen aus wir in den Einsatz gegangen waren. Namen von zuständigen Offizieren der US-Truppen und der südvietnamesischen Armee. Mir wurde heiß. Daher die ostdeutschen Militärberater. Sie sprachen zumindest Deutsch, Englisch und ... Russisch.
    »Hast du eine Ahnung, wo meine Kollegen sind?« Eine böse Ahnung kroch in mir hoch.
    Ali sah in seinen im Glas kreisenden Whiskey.
    »Genau weiß ich das nicht. Aber ich hörte, dass sie in ein Kloster auf der kambodschanischen Seite wollten. Da sollen sich die Viets hinter den Mönchen verschanzt haben.« Er überlegte. »Mir fällt der Name nicht ein. Aber deine Kollegen begleiten ein Sonderkommando der Green Berets. Mehr weiß ich auch nicht. Das liegt in der Hand der Amis.«
    Der Mönch Gnong Duc, der Onkel von Kleiner Drache, drängte sich sofort in meinen Erinnerungen vor. Er hatte mir den Namen seines Klosters gesagt. Sanmonorom.
    »Kann sein«, murmelte Ali. »Dieser La Troux soll auch mit seinem Kamerateam dabei sein. Das ist eine völlig neue Art der Kriegführung, dass Mönche, die als unantastbar gelten, als Geiseln genommen werden. Sie gehen sonst ihren Geschäften und Bedürfnissen nach, ohne sich an Grenzen halten zu müssen.« Seine gesunde Faust donnerte auf den Tresen. »Aber hier stimmt hinten und vorne nichts mehr. Der Krieg ist für die Amis nicht zu gewinnen. Seit Nixon der neue Präsident in den Staaten ist, werden ohnehin die Gelder für alle Einsätze amerikanischer Truppen zusammengestrichen. Vietnamisierung des Krieges lautet sein Zauberwort, um sich mit viel Bombenlärm aus den Bodenkriegen zurückzuziehen. Sollen sich die Brüder mit dem Wissen und den Waffen des Westens gegenseitig umbringen. Wer überlebt, hat gewonnen. Der Kapitalismus oder der Kommunismus.«
    Er zündete sich eine Zigarre an, die er hinter dem Tresen in einer versteckten Kiste mit der Aufschrift »Special Guests Only« gefunden hatte.
    »Das war im Algerienkrieg genauso. Sobald sich die Armen und Hungernden zusammenschließen, dann ist Schluss mit lustig. Sonst würde es den Kommunismus heute nicht geben.«
    Mir brummte der Schädel. Die Wunden juckten mit jedem Grad mehr, das die Temperatur zulegte. Es versprach ein sehr heißer Tag zu werden. Irgendwer musste sich um die Verbände kümmern. Sonst bekam ich eine Infektion.
    Ali sah mir ruhig im Barspiegel zu, wie ich mich kratzte, und blies blaue Wolken von sich. Ihn schienen seine Schusswunden nicht zu quälen.
    »Kapierst du langsam, was hier los ist?«, knurrte er. »Die Killerkommandos werden nicht aufgeben, bis du mundtot gemacht bist. Der Barkeeper hat denen von dem missglückten Anschlag erzählt. Demnächst legt dich eine Köchin, ein Zimmermädchen oder eine der Chinesinnen um. Für Geld

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