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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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tun die alles. Ohne deinen persönlichen Drachen bist du hier wehrlos. Und ich habe keine Leute, die ich zu deinem Schutz abstellen könnte. Also, was ist? In einer Stunde bist du mit deinen Klamotten am Jeep, der vor der Tür auf dich wartet.«
    »Moment«, hielt ich Ali zurück. Der Name La Troux und das Gespräch vor Wochen im L'Étoile mit Brian, der viel Geld für die Suche nach seinem Sohn geboten hatte, setzte sich als Art eines wegweisenden Monolithen in meinen düsteren Betrachtungen gegen alle anderen Überlegung durch und fest. »Was hat dieser La Troux schon wieder bei solch einem Auftrag zu suchen? Wie kommt der an bessere Informationen als ich? Und gleich mit Filmkameras? Das ist viel aufwendiger als mit meiner Spiegelreflex. Wie bekommt der das hin?«
    Ali streifte meine gesunde Hand mit seiner ab. Schüttelte den Kopf.
    »Kennst du seine Vorgeschichte?«
    Ich schüttelte den Kopf. Nein. Woher sollte ich die kennen?
    »Er ist das, was man in deiner Sprache ›Kriegsgewinnler‹ nennt. Deine Kollegen werden in diesem kambodschanischen Kloster in eine böse Falle laufen. Über den Rest mach dir keine Sorgen. Du bekommst deine Story. Aber dazu brauche ich dich in bester Verfassung. Also. In einer Stunde.«
    »Und wenn ich nicht mitmache?«, hielt ich Ali in seinem Abgang auf. Mir war das alles zu konstruiert. So, als wolle eine Krähe der anderen ein Auge, oder besser gleich beide aushacken.
    Ali versuchte sein Gesicht zu verziehen. Es sollte ein Lächeln werden. Es wurde nur eine schmerzverzerrte Fratze.
    »Dann bringt dich La Troux um, wenn er da lebend wieder rauskommt.« Ali stand für einen Moment unschlüssig in der Bar. Wir hatten viel getrunken. Zu viel, um ein vernünftiges Gespräch zu führen, und zu viel für die Tageszeit. Alles war unter dem Vorbehalt des nüchternen Widerrufs zu betrachten.
    »La Troux hat bei deinem Verlag dafür gesorgt, dass du überhaupt hier bist. Ich weiß nicht, was er mit so einem Greenhorn will. Aber du lebst noch. Also bist du für diesen undurchsichtigen, aber erfolgreichen Mann beste Qualität.« Ali rieb sich den Schulterverband, der durchzubluten begann. »Oder ein dummes Kanonenfutter für seine weitere Karriere. Bis gleich. Eine Stunde. Mehr gebe ich dir nicht.«
    Kanonenfutter. Die Bemerkung hätte er sich sparen können. Eine Stunde. Eine lange Zeit, wenn ich sie mir vor Augen hielt. Aber zu wenig, um mir eine Entscheidung abzuringen. Hier war ein Komplott zwischen den Geheimdiensten und den Journalisten im Gange. Oder war es ein Komplott gegen die Journalisten? Das Kanonenfutter, das jemand mit gesteuerten Informationen so lange bei der Stange hielt, bis ein bestimmtes Ziel erreicht war?
    Von wem und für oder gegen wen?
    Missmutig schüttelte ich den Kopf und trank den Rest der Flasche. Wir waren wirklich Kanonenfutter. Die politisch gesteuerten Militärs nutzen den Druck der Verlage und der Presseagenturen, um uns Abenteuer-Journalisten, etwas anderes traute sich nicht aus seiner Lokalzeitung hierher, als Waffe zu nutzen. Waffen waren dazu da, um jemand zu töten. Nur, wir waren Menschen und kein Magazin in einer Waffe, das sich selbst nachlud. Wir waren für unsere Aufgabe der einzige Schuss.
 
    Ich stieg die Treppe hinunter, die Kleiner Drache gekommen sein musste, ohne gesehen zu werden.
    Es war ein Vorratsraum. Fässer. Flaschen. Kartons mit Gläsern. Kühlschränke. Leergut.
    Eine Tür führte in den Nebenraum. Es war die Küche, in der ein einzelner Chinese mit einer überdimensionalen Kochmütze die Stellung hielt. Es roch gut nach Speckeiern. Mein Alkoholpegel schrie nach Speckeiern.
    »Hast du so eine kleine Frau hier durchgehen gesehen?«
    Ich deutete in etwa Kleiner Draches Größe an.
    Der Koch, ein Chinese, war nicht unglücklich über ein wenig Abwechslung und tobte sich für mich an der Pfanne aus. Eieromelette mit Krabben, Tintenfischarmen und Sojakeimlingen. Alles mit Tofu überbacken.
    »Das macht nüchtern, Mister«, verständigte er sich in gebrochenem Englisch mit mir. »Ja, Mister. Kleiner Drache habe ich gesehen. Sie kommt von Waschküche und sagt, ich soll den Mund halten. Sie ist hier durch, dann nach oben und in wenigen Minuten wieder hier. Sie ist über Waschküche hinaus. Mehr weiß ich leider nicht.«
    Dieses Omelette schmeckte wirklich und brachte meine Lebensgeister zurück. Der Koch strahlte. Er vermisste den Restaurantbetrieb. Kochte nur noch auf Bestellung und nicht mehr Menus und à la carte. Der Krieg hatte sein

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