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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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ausgelöscht hatten.
    »Komm zur Sache«, schaltete ich auf stur.
    Klaus kramte eine Mappe aus der Ledertasche und breitete Fotos auf dem Tisch aus. Es waren Farbfotos, in die Datumsangaben einkopiert waren.
    »Ich verstehe, dass du diese kleine Kampfmaschine schützen willst. Würde ich auch. Aber die wird ein Problem, wie damals in Saigon. Sieh dir das an.« Es waren Fotos von Ostberliner Grenzübergängen. Mit Datum, Uhrzeit und wo sie aufgenommen worden waren.
 
    13.30 Uhr Chausseestraße 13.28 Uhr Warschauer Straße
    13.30        Uhr Invalidenstraße
    13.31        Uhr Heinrich-Heine-Straße 13.34 Uhr Friedrichstraße
    13.28 Uhr Glienicker Brücke 13.25 Uhr Bornholmer Straße
 
    Ich verstand langsam und verglich die Fotos mit den Wagen, die abgebildet waren. Alle auf dem Weg in den Westen. Sieben metallicgrüne Mercedes der S-Klasse. Nahezu alle zur gleichen Zeit. Und der von der Chausseestraße war meiner. Das war am abgebrochenen Stern zu erkennen.
    »Du erinnerst dich? Dann schau dir mal dieses Foto an.« Klaus schien noch mehr davon in der Mappe zu haben.
    Das war auch wieder ich. Auf dem Rückweg über die Bornholmer Straße. Der Mercedes hatte wieder seinen Stern.
    »Und nun vergleichst du mal alle Autonummern.« Er deutete auf die Stoßstangen der sieben Fahrzeuge.
    »Ausreisen tun sie alle mit völlig identischen Wagen und völlig identischen Nummernschildern. Nämlich mit dem, unter dem du deinen Wagen in Köln gemietet hast. Und mit was kommst du zurück? Mit einem anderen Nummernschild. Die anderen Mercedes sind seither nicht wieder in den Ostteil zurückgekehrt. Nur du Idiot fährst mit einem gestohlenen Wagen hier herum. Also verkauf mich nicht für blöd. Was ist dazwischen passiert?«
    »Ich habe einen Anruf bekommen, dass Kleiner Drache in Ostberlin entführt wurde. Was dazwischen passierte, davon habe ich keine Ahnung.«
    Du lügst. Und das verdammt schlecht, murmelte mein Selbsterhaltungstrieb. War er enttäuscht von mir oder von sich selbst, dass er mir nicht vorher einen besseren Ratschlag gegeben hatte? Klaus war dabei, mich in die Enge zu treiben. Und das machte er sehr geschickt. Sich auf Kameradschaft berufen. Freundschaft aufbauen. Drohungen fallen lassen. Schutz bieten. Die üblichen Methoden aller, die zwar Macht, aber kein Wissen hatten. Aber die genau dieses Wissen brauchten, um ihre Macht zu manifestieren. Wer war nun stärker? Wer war schwächer? Der unwissende Machthaber oder der wissende Machtlose?
    »Ich kann dir nichts dazu sagen. Ich habe Kleiner Drache nicht gefunden. Würdest du jetzt bitte gehen!«
 
    Ich zog mich um. Endlich frische Kleider. Klaus blieb sitzen.
    »Sieh dir bitte noch diese Fotos an. Dann bist du mich los.«
    Er hatte sich die letzte Foltermethode für den Abgang aufgespart. Es waren nur Polizeifotos. Statisch. Beweisträchtig. Ohne jeden künstlerischen Bezug. Tatortdokumente. Mehr nicht.
    Die Leiche eines Fahrers in einem schwarzen Lincoln. Ein weißer Golf mit einem durchlöcherten Fahrer, der kopfunter im Sicherheitsgurt hing.
    »Überlege es dir. Hier ist meine Telefonnummer, wenn dir einfällt, wer damals in Saigon der Verräter war. Er ist es heute wieder und macht uns gewaltige Probleme, seit die Mauer offen ist. Und Kleiner Drache muss ihn als einziger Mensch identifizieren können. Vielleicht ist sie wirklich in Gefahr, wie du sagst. Überleg mal lieber, wer von unseren ehemaligen Kollegen es sein könnte. Es muss bei euch im Lager stattgefunden haben. Aber da war ich nicht mehr dabei. Zum Glück.« Klaus packte seine Tasche und drehte sich kurz in der Tür um. »Betrachte dich ab sofort als ständig überwacht. Und danke für den Whiskey und ... den Kuchen.«
    »Moment«, hielt ich ihn zurück. »Wie kommst du ausgerechnet auf das Lager?«
    Klaus schüttelte meine Hand ab. »Denk nach und lass mich dein Ergebnis wissen. Sonst kann ich dich nicht mehr schützen. Denk an die Patronen. Ich verwahre sie so lange, bis du mir beweist, dass sie nur zufällig in den Mercedes gelangt sind.«
    Er drehte sich auf dem Treppenabsatz noch einmal um. Die Nachbarin öffnete die Tür.
    »Ach so. Das hätte ich fast vergessen. Hier haben wir einen Brief an dich abgefangen. Du solltest die Situation ernst nehmen. Man sieht und hört sich.« Klaus legte das Kuvert auf die Treppe. Dann war er weg.
 
    »Herr Stösser, haben Sie meine Kerze verstanden?« Die Nachbarin sah mich fast verzweifelt an. Ich wog den Brief, der keinen Absender trug, in der

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