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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Die Musik wurde lauter gestellt.
    Ein Gewitter kündigte sich an. Ob es nur ein Wetterleuchten oder wieder ein Bombardement war, war langsam nicht mehr zu unterscheiden. Ich trabte zwischen den MPs und hinter Oliver her.
    Wieder eine Baracke. Ich begann diese Provisorien zu hassen. Sie waren feucht, speicherten jedes Klima und verbreiteten schnell den Duft der Verwesung. Der Inhalt war auch nicht sympathischer.
    »Mr. Stösser, Sie haben von einer Todesliste gesprochen. Die hätten wir gerne.«
    Ali lehnte mit verschränkten Armen an der Wand und verzog keine Miene.
    Der Polizeipräsident Chu trug jetzt die Uniform eines Obersts der südvietnamesischen Armee. Die Ringe hatte er anbehalten. Es sah lächerlich aus. Uniform und Gold. Der Sprecher war ein Major der Amerikaner und bestand darauf, dass er hier der Chef im Ring war. Sozusagen der Kommandierende. Oliver blieb hinter mir stehen. Das machte mich nervös.
    »Mr. Stösser. Bitte sagen Sie uns, was Ihnen der Mönch über diese Listen erzählt hat«, versuchte der Major es auf die entgegenkommende Art.
    »Was ist dann für mich drin?«, fragte ich frech.
    Die Anwesenden sahen sich kurz an. Sie hatten sich auf meine Frage vorbereitet und ich wusste, dass ich schon verloren hatte.
    Der Major lächelte.
    »Also, Mr. Stösser, wenn Sie uns sagen, was Ihnen der Mönch über die Liste gesagt hat, dann dürfen Sie, Ihr Kleiner Drache und Ihre Tochter ohne Namen nach Hongkong ausfliegen.«
    Ich fluchte innerlich. Hatte zu hoch gepokert. Gnong Duc hatte mir zu wenig gesagt, um damit als Erpresser auftreten zu können.
    »Und wenn nicht?«
    Der Major fuhr sich mit einem Taschentuch am Hals entlang. Er schwitzte. Lächelte jedoch.
    »Habe ich mir schon gedacht. Sie verdienen als Journalist mehr damit, es in die Welt zu posaunen. Dann unterschreiben Sie das bitte.« Er schob mir ein mehrseitiges Dokument hin.
    Es war in Englisch und Viet und von irgendwelchen Stempeln beglaubigt.
    Ich las. Es war der Entzug meiner Akkreditierung als Journalist. Sowohl von den US-Streitkräften als auch von der südvietnamesischen Regierung. Ich hatte das Land nach Kenntnisnahme der Dokumente unverzüglich zu verlassen. Vietnam war für den Rest meines Lebens tabu.
    Der Polizeipräsident lächelte. »Aber das Kind bleibt natürlich hier. Die Kleine ist vietnamesische Staatsbürgerin, da von Ihnen nicht offiziell anerkannt. Und als letzter verbliebener Verwandter bin ich nach unseren Gesetzen ihr Vormund.«
    Er stemmte sich mit seinen beringten Händen auf die Tischplatte vor mir.
    »Nehmen Sie Kleiner Drache mit. Sie kostet uns hier nur Geld und macht ständig Ärger. Wie ihr Onkel, mein Bruder, der Mönch. Wie kann man nur ins Kloster gehen?« Er schlug sich vor die schwitzende Stirn. »Diesen Schwachsinn hat keiner unserer Familie jemals verstanden. Wir waren immer eine arme Familie. Da muss man doch nicht noch ärmer werden. Sehen Sie mich an. Aus mir ist etwas geworden.«
    Der Mann erinnerte mich an die Kloake im Lager. Er roch nur besser. Aber ich musste würgen. Gerne hätte ich ihn in ein Armeeunterhemd gesteckt und auf dem Auspuffkrümmer eines LKW zu Tode geröstet.
 
    Ein Jeep brachte uns auf das Flugfeld. Regentropfen trommelten auf Olivers Helm und spritzten als Querschläger auf meinen nahezu haarlosen Kopf.
    »Was sagst du nun?« Oliver befahl die Laderampe des Transportflugzeuges zu schließen.
    Was sollte ich sagen? Ich war ausgewiesen und nass bis auf die Knochen. Eine Erlaubnis, meine persönliche Habe aus dem Hotel zu holen, hatte mir Chu verweigert. Ali hatte gegrinst.
    Das Ladedeck der Maschine war mit defekten Hubschraubermotoren vollgestopft. Ein Dutzend verletzte GIs dämmerten auf Tragen vor sich hin. Andere saßen apathisch auf den Klappbänken an den Rumpfseiten.
    »Du entschuldigst mich. Ich bin der Pilot. Komm nach dem Start zu mir ins Cockpit.«
    »Hereinspaziert, Knackarsch.«
    Micky saß zwischen den Verwundeten und dem reparaturbedürftigen Schrott wie ein weiblicher Buddha. Hielt ein Bündel im Arm, aus dem eine Babyflasche herausragte.
    »Was, zum Teufel, machst du hier? Und woher hast du das Kind? Ich denke ...« Ich setzte mich zu ihr.
    Micky grinste und fütterte weiter das Baby.
    »Ich bin, wie du, heimatlos. Als Mitglied des Roten Kreuzes durfte ich mich nicht politisch einmischen. So hat man mich ausgewiesen. Ich fliege also einfach mit. Egal, wohin es geht.« Das Kind nuckelte an der Flasche. Micky grinste, die Maschine startete. Kleiner Drache

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