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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Bündel quäkte. Ich steckte ihm meinen kleinen Finger in den Mund. Es nuckelte und schwieg.
    »Mal herhören.« Micky baute sich auf einer Palette mit Motoren auf.
    »Wir haben momentan ein paar Probleme. Der Kurs muss wegen des Wetters vorläufig nach Thailand geändert werden. Wir werden also drei Stunden weniger fliegen müssen.«
    Die müden Krieger rafften sich auf. Einige fingen an zu protestieren, dass das für sie ein Umweg sein würde.
    »Klappe halten«, wischte Micky jeden Kommentar beiseite.
    »Entweder wollt ihr auf dem kürzesten Weg in einem Zyklon über dem Chinesischen Meer verrecken oder durch ein kleines Unwetter hindurch in den Puffs von Bangkok Zwischenstation machen.«
    Gemurmel. Selbst die schwerer Verletzten besannen sich darauf, dass sie noch Männer waren.
    »Na dann ist ja gut«, meinte Micky grinsend. »Aber wir haben noch ein Problem.« Sie kletterte von dem Maschinenhaufen.
    »Gib mal her.« Sie nahm mir das Baby ab und hielt es hoch. »Seht ihr das?« Die Männer nickten oder zogen pflichtgemäß die Schultern hoch. Sie waren auf Mickys fürsorgliche Pflege während des Fluges angewiesen. In diesem engen Raum unterwarf sich jeder, der Schmerzen hatte, dem Gott, der die Medikamente ausgab. Und das war Micky, die das sehr geschickt nutzte.
    »Das Kind hat noch keinen Namen. Der Vater steht neben mir. Die Mutter liegt vor mir. Der Vater hat Wochen in einem Lager der Vietcong gelitten und ist Deutscher. Die Mutter hat durch den Krieg ihre gesamte Familie verloren. Das Kind braucht legitimierte Eltern und einen Namen, bevor wir in Thailand sind. Sonst haben die drei riesige Probleme. Wollt ihr uns dabei helfen?«
    Ein Raunen ging durch die Männer, die näher rückten.
    Schnell hatten sie den Ranghöchsten unter sich als Sprecher ausgesucht. Einen Hauptmann, dem ein Arm fehlte.
    »Was bekommen wir dafür, einen Deutschen und seinen Bastard zu retten, damit der mit seiner Viet weitervögeln kann?«
    Micky schmunzelte. Sie kannte die harte Gangart der Soldaten. Sie kannte überhaupt alle Vorurteile der Welt.
    »Wir machen etwas völlig Neues, aber auch Legitimes bei der Air Force. Wir trauen die beiden nach buddhistischem Recht und taufen das Kind nach christlichem Ritual. Und zwar hier an Bord einer amerikanischen Maschine. Damit hat das Kind die amerikanische Staatsbürgerschaft und die Eltern sind nach asiatischem Recht verheiratet, ohne eine andere Staatsbürgerschaft annehmen zu müssen. Einverstanden?«
    »Was haben wir davon?«, beharrte der Hauptmann auf seiner Frage.
    Das Flugzeug machte einen Satz. Micky fiel von ihrem Platz. Rieb sich den Rücken und fluchte halblaut. Das Baby schrie. Es war auf Mickys Atombusen sicher gelandet.
    Jetzt war ich gefragt.
    »Ich lade euch für die Woche in Bangkok ein. Ihr seid meine Gäste.«
    Ich überflog kurz das, was mein Kreditbrief noch hergab. Es konnte reichen. Verletzte würden nicht so viel saufen und herumhuren.
    Der Hauptmann besprach sich kurz mit den Kollegen, die das überhaupt mitbekommen hatten. »Nein. Was sollen wir Verletzten in den Puffs? Der Deal ist uns zu billig. Wir wollen Dope, Stoff, damit wir über unsere Schmerzen, die uns das Vaterland zugefügt hat, hinwegkommen. Besorge uns das Zeug und wir unterschreiben jeden Dreck.«
 
    Micky drückte mir den Wurm, meinen Wurm in die Arme. Er nuckelte diesmal an meinem Daumen und schlief. Micky sah mich kurz zweifelnd an. Blies die Backen auf, holte tief Luft und explodierte.
    Wie auf dem Kasernenhof einer Ausbildungskompanie erfolgte eine Strafpredigt über Moral, Ehre und die Pflichten eines US-Soldaten, an Zivilisten begangenes Leid nicht mit Drogen aufwiegen zu wollen.
    Die Retourkutsche kam prompt von den verletzten Soldaten. Selbst die Liegenden wurden bei dem Wort »Drogen« munter. Es schien einen Reizimpuls in ihrem Gehirn zu geben.
    »Micky. Mach hier nicht auf Moralpredigt«, sagte ein Sergeant mit einer Brustwunde und hob müde einen Arm. »In den Lazaretten haben wir jede Droge bekommen. Warum soll uns die jetzt vorenthalten werden? Gebt uns das Zeug und wir unterschreiben jedes Stück Klopapier.« Die Soldaten nickten.
    Es war kalt im Frachtraum. Micky schwitzte.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte ich. »Wir befördern nicht nur körperliche Krüppel nach Hause. Wir fliegen Junkies in die Heimat. Die sind doch kaputt für ihr ganzes Leben.«
    Micky stützte ihre Kinnlappen zwischen die Hände und knurrte. »Das ist ein tödlicher Kreislauf. Ohne Dope sind die

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