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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Die Betrunkenen krümmten sich vor Lachen.
    Ich eilte die Stufen hinauf. Jupp folgte. Die Wohnungstür war verschlossen. Ich klopfte.
    »The-Maria. Mach sofort auf.«
    Jupp lehnte sich ans Treppengeländer und machte keine Anstalten, mir zu helfen oder in seine Wohnung zu kommen.
    »The-Maria. Mach sofort die Tür auf.«
    Jupp lächelte und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Da hast du dir ein Früchtchen als Tochter ausgesucht. Ist wohl besser, ich erschieße sie, und kein Hahn wird in diesen Zeiten mehr danach krähen. Du hast deine Ruhe. Brauchst keine Kurierfahrten als Drogendealer mehr zu machen, und ich habe auch langsam die Schnauze voll von diesen Spielen. Der Wurststand kotzt mich an. Ich will eine eigene Kneipe. Nicht dieses Provisorium vor der Tür, für das wir monatlich noch zahlen müssen, damit uns die Vopos das nicht verbieten. Jetzt kommt ihr Wessis. Da will ich mal richtig absahnen.«
    »The-Maria, mach auf. Sonst gibt es Ärger mit der Polizei.« Ich hämmerte an die Tür.
    Tock machte es. Eine Messerspitze durchdrang die Sperrholztür. Jupp lächelte.
    »Sehr wehrhaft, deine asiatische Tochter.«
    »The-Maria. Hör mit dem Mist auf. Du bist nur Gast in diesem Land. Ich nehme dich mit nach Westdeutschland.«
    Wieder machte es nur Tock . Eine neue Messerspitze.
    »So, so. Nach Westdeutschland willst du sie mitnehmen.« Jupp fummelte an der Pistole herum. »Und wie willst du das machen? Du kannst ja hinfahren, wohin du willst. Aber sie ist keine Deutsche. Sie hat nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung für die DDR. Die werden die westdeutschen Kollegen kaum ins Land lassen. Und dann? Dann haben wir diese Chinesenscheiße wieder im Land.«
    »Sie ist Vietnamesin«, wies ich ihn zurecht.
    »Wo ist da der Unterschied? Sind alles nur Schlitzaugen. Blutsauger und Kriegsgewinnler.«
    Er atmete tief ein, hob die Waffe und drückte ab. Der morsche Putz des Hausgangs rieselte leise auf uns herab. Er roch feucht. Moderparfüm.
    »Ich meine es ernst. Du kommst ohne mich nicht in den Westen.« Ein zweiter Schuss folgte.
    »Wir wollen dieses Pack hier nicht und eure Leute drüben schon dreimal nicht. Wir sind schon lange pleite. Die saugen euch auch nur aus. Aber eure sind schlauer. Keinen deutschen Stammbaum, keine Einreise. So einfach macht ihr euch das im Westen.«
    Jupp sah nach oben. Aus den Schusslöchern im Putz hingen Strohhalme. Er wurde wütend.
    »Ewald, dieses Schwein. Sans Soucis. Dicker Mercedes. All das könnt ihr euch leisten. Und ich? Wir leben praktisch nur auf der Straße. Am Kontrollpunkt oder in der Würstchenbude. Hast ja gesehen, in welchen Verhältnissen wir hier wohnen! Alles nur Schrott.«
    Wieder schoss er. Dieses Mal durch die Tür. Feuerte das ganze Magazin in seine Wohnung. Lud nach.
    »Ich lass mich doch nicht von so einem Bastard aus meiner Wohnung vertreiben. Das geht mir jetzt zu weit.«
    Jupp nahm einen kurzen Anlauf und trat die zerschossene Tür ein. Schrie auf und fluchte. Irritiert sah er an sich entlang. Dann fiel er einfach um. Das Fleischermesser war bis zum Heft genau unterhalb des Brustbeins in seinen Bauch gedrungen.
    The-Maria verzog keine Miene, kniff nur die Lippen zusammen und sortierte weitere Messer. Sah die Pistole, stürzte sich auf sie, steckte sie ein und zog mich die Treppe runter.
 
    Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 23:45 Uhr an. Längst war es stockfinster geworden.
    The-Maria hatte seit unserer Flucht aus Ostberlin nicht gesprochen. Sie lag einfach auf dem Rücksitz, die Unterschenkel auf dem Familienschrein, und schlief. Sie schnarchte noch nicht einmal. Ließ sich auch durch Tankstopps nicht stören.
    Mir dröhnten die Parolen der betrunkenen Wurststandgäste beim Verlassen des Hauses in den Ohren.
    »Na, hat Jupp es euch mal ordentlich gezeigt? Ihr Scheißwestler mit diesem Schlitzaugenpack? Könnt froh sein, dass er euch nicht umgelegt hat. Das ist heute endlich mal die Zeit, dass wir euch zeigen können, was wir von euch halten. Kräht jetzt kein Hahn mehr nach, wenn von euch einer mehr fehlt. Macht, dass ihr wegkommt.«
    Olga hatte nur mit triefenden Augen debil gelächelt und sich an einem Tisch festgehalten.
    Der Grenzübertritt über die Chausseestraße war ohne Probleme verlaufen. Ich war einfach durchgewunken worden. In Westberlin hatte ich Snacks und Getränke am Bahnhof Zoo gekauft, den Wagen voll getankt und war weitergefahren. Ich musste Köln erreichen. Egal wie.
    Hier waren die Autobahnen geräumt und abgestreut. Ich konnte den

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