Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
sie im Hotel so, dass jeder es sehen konnte. Sie war von einer Drachenpuppenspielerin zu einem Kampfdrachen mutiert.
    Meine Kollegen interessierte der Kampf unter den Frauen nicht. Für sie hatte ein Bad frei zu sein, wenn sie aus dem Einsatz zurückkamen. Egal wie. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die Chinesinnen zusammentaten und mir die Leiche von Kleiner Drache vor die Tür legten.
 
    Kleiner Drache saß auf dem Zimmerboden und malte etwas. Bei näherem Hinsehen waren es Wochenlisten.
    »Chu, so geht das nicht.« Ich ließ mich aufs Bett fallen. »Die anderen Frauen legen dich noch um. Und dann? Dann haben wir den Krieg hier noch auf der Etage. Reicht der Scheiß da draußen im Urwald und in den Reisfeldern nicht?«
    »Aha. Du bist böse? Du nennst mich mit Namen. Das ist kein gutes Zeichen.« Die kleine Frau erhob sich wie ein Kung-Fu-Kämpfer aus dem Lotossitz. »Das weiß ich selbst, dass es so nicht weitergeht. Daher habe ich für die beiden Bäder auf der Etage Benutzerlisten angefertigt. Da trägt jede der Frauen ein, wann ihr Kämpfer das Bad benutzen will. Daran haben sich alle zu halten. Jeder ist jeden zweiten Tag für zwei Stunden an der Reihe.«
    Die Idee, da Ordnung hineinzubekommen, war schon mal nicht schlecht. Sie hatte nur einen gewaltigen Haken.
    »Du weißt doch, dass das bei Einsätzen nicht planbar ist, wer wann zurückkommt. Und dann?«
    Kleiner Drache zeigte so etwas wie Belustigung. Sie verzog kurz die Mundwinkel zu einem sehr flüchtigen Lächeln.
    »Darauf hoffe ich. Das ist das Geschäft. Ruhe gegen Bezahlung.«
    »Wie bitte stellst du dir das vor? Bei Geld geht es immer um Kriege. Das funktioniert nicht.«
    »Doch. Genau das geht.« Kleiner Drache schenkte mir einen Whiskey ein und stützte sich mit den Unterarmen auf der Bettkante ab. »Jede der Chinesinnen trägt für die Woche den Badeplan ihres Kriegers ein. Das habe ich auf vier Wochen im Voraus aufgezeichnet. Da sie nicht Viet können, führe ich die Pläne.«
    »Die sind doch nicht blöd«, knurrte ich. »Die legen dich eines Tages doch um.«
    »Nein. Tun sie nicht. Denn wir verdienen alle daran.«
    Einen Moment ließ ich den Schluck Whiskey im Mund kreisen.
    Seit wann waren Vietnamesen den Chinesen im Geschäft überlegen?
    »Hier. Ich habe diese Woche schon sechzig Dollar verdient.« Strahlend blätterte sie die Scheine auf meinen Bauch. Ich verstand das System nicht, das sie erfunden hatte.
    »Ganz einfach«, erklärte sie. Mein Blick war so fragend, dass ich meine Dackelfalten auf der Stirn selbst spürte.
    »Jede Frau auf der Etage trägt den Termin im Voraus für ihren Soldaten ein. Kommt er nicht pünktlich aus dem Einsatz zurück, muss sie einen neuen Termin für das Bad beantragen. Das kostet zwanzig Dollar. Und die teilen wir uns, da keiner meine Termine lesen kann. So verdient jede Frau mit. Den Weibern ist das dann völlig egal. Sie bekommen das Geld von ihm für die Umbuchung. Einen schnellen Termin, und der Soldat hat seine Ruhe. Er will kein Weibergekeife und nur baden.«
    »Du spinnst wirklich«, knurrte ich. »Wir Soldaten, wie du uns nennst, zahlen schon genug für das Hotel. Da ist das Bad mit drin. Kapierst du das nicht?«
    Kleiner Drache fauchte wie eine Kobra vor dem Angriff.
    »Das Bad ja, du Idiot. Aber nicht der Service. Oder willst du mit mir in den Dreck deines Vorgängers steigen? Dann stell dich lieber in den Regen aufs Dach. Ich wasche dir dann aber nicht mehr den Rücken.«
    Das war einleuchtend und plastisch, nachdem ich meinen Dreck nach nur einem Einsatz als schwarzen, perlenden Rand hinterlassen hatte.
    »Du putzt also auch noch das Bad für zehn Dollar?« Die Frage hätte ich mir besser erspart.
    Die Antwort kam prompt. »Nein, die Weiber, mit denen ich teile.«
    »Na dann bin ich ja zufrieden.« Ich lehnte mich zurück um gleich wieder hochzuschießen. »Dann ist der Kampf hier im Hotel beendet?«
    Kleiner Drache nickte. Sie sah zufrieden aus. Spielte mit der Bettumrandung aus Kokosmatten. Flocht Zöpfe hinein.
    »Dann brauchst du die Pistole nicht mehr. Chu, gib mir das Ding oder verkauf es wieder. Ich will hier keine Waffen im Zimmer.«
    Chus Augen funkelten einen Moment im trüben Licht einer müden Deckenbeleuchtung und eines Dutzends Kerzen. Sie liebte Kerzen. Mir war es schon warm genug, auch ohne offenes Feuer. Aber die Flammen gaben wohl ihr und mir eine Art von Vertrautheit. Der Vertrautheit, derer wir in diesem Land langsam alle verlustig zu gehen schienen.
    »Na gut. Hier

Weitere Kostenlose Bücher