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Saigon - Berlin Thriller

Titel: Saigon - Berlin Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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bewaffnen oder auf einer Basis der Amerikaner verkriechen. Solch eine Situation hatte ich mir nicht einmal in den schlimmsten Albträumen ausmalen können.
    Aufträge ausführen. In die Einsätze mitgenommen werden. Dafür gegebenenfalls auch bezahlen. Fotografieren. Kommentare dazu ins Telex hauen, und das war es. Dass man dabei auch schlimmstenfalls als Krüppel überleben musste, davon zeugte eine Narbe an meinem »süßen weißen Arsch«. Dann war es doch besser, gleich ins Jenseits zu segeln. Ich hatte mir das alles ein wenig schmeichelhafter vorgestellt. Heldenhafter. Ins Fernsehen kamen nur heroische Bilder. Kurzes Kampfgetümmel. Wieder Hunderte von vietnamesischen Kommunisten vernichtet. Es lebe die freie Welt! Schlaft gut, Amerika verteidigt euch.
    War das alles Schwachsinn, was wir hier berichteten? Oder berichteten wir über den Schwachsinn und wurden in der abschließenden Berichterstattung für den werten Zuschauer nur weich gewaschen? Faltenfrei gebügelt? Alles was an Knitterfalten übrig bleiben durfte, war im Papier der Zeitungen, wenn sie in den Abfall wanderten. Weg damit. Das war gestern.
 
    »Guten Abend, Sir. Darf ich Ihnen zu Ihrem Erfolg gratulieren?«
    Der Barkeeper Thieu meinte das ernst, was er sagte. Die Bar, die sich mit fünfdreißig Metern als die längste der Welt brüstete, war spärlich mit ein paar Kollegen besetzt, die ich nicht kannte. Jemand saß in den Sitzgruppen an den vernagelten Fenstern und vergrub sich hinter einer New York Times, auf der eines meiner Fotos auf der Titelseite prangte. Ich hatte keine Lust, mich mit fremden Leuten zu unterhalten. Eine Flasche Bourbon und ein paar Zigarillos. Nach mehr war mir heute nicht.
    Ich nickte Thieu ein Danke zu und versenkte mich samt einem Paket von schwarzen Gedanken in meinem Glas.
    »Ihre Kollegen sind alle noch nicht zurück, leider«, versuchte er mich entweder aufzumuntern, wie es Barkeeper für ihre Pflicht zu halten schienen, oder er hatte etwas auf dem Herzen.
    Seine Augen sahen mich treuherzig an. So treuherzig, wie braune Augen in einem braunen Gesicht eben auf uns Langnasen wirken konnten. Er polierte das Glas nun schon einige Minuten. Es war eine mechanische Bewegung. So wie mein im Raum Auf- und Abgehen, wenn ich nachdachte. Er war nervös. Etwas quälte ihn.
    Ich trank und rauchte weiter. Prostete mir im Barspiegel zu. »Mit dir, alter Kumpel, saufe ich am liebsten. Du gehst mir nur im Traum auf die Nerven.«
    Die Männer an der Bar unterhielten sich für Kollegen seltsam leise. Die New York Times wurde geräuschvoll umgeblättert, gab aber die Person dahinter nicht frei.
    Etwas kroch mir kribbelnd den Nacken hoch und ließ meine Kopfhaut brennen. Irgendwas stimmte hier nicht.
    Du bist überreizt. Das ist alles, versuchte meine Logik mich zu beruhigen.
    Nein, hier stinkt es. Da bin ich mir sicher, hielt mein Instinkt dagegen.
    Meine Hand suchte die Jacke ab. Das Messer war da. Ich steckte es hinter den Gürtel.
    »Thieu, bring meinen vier Kollegen da drüben auch eine Flasche. Ich will heute feiern.«
    Thieu wurde unruhig. »Whiskey, Sir?«
    »Ja, verdammt. Journalisten saufen alle. Also mach schon. Ich will mit ihnen anstoßen.«
    Thieu beugte sich über den Tresen, soweit das seine Größe zuließ. »Sir, die sind nicht aus dem Hotel und trinken nur Ginger Ale. Ich glaube nicht, dass die Ihr Angebot annehmen. Sie sprechen Viet.«
    »So. Vietnamesisch. Seit wann verkehren hier einheimische Journalisten?«
    »Ist mir auch neu, Sir. Aber sie bezahlen sofort. Da kann ich sie nicht hinausscheuchen. Gegessen haben sie auch schon.« Thieu nahm die Gestalt eines hilflosen Häufchen Elends an.
    »Dann gib mir die Flasche. Ich lade sie persönlich ein. Und du übersetzt.«
    Wir wanderten parallel auf die Gruppe zu. Thieu hinter, ich vor der Bar.
    Die vier Männer waren in Straßenkleidung. Leicht zerknittert, so wie ich. Nichts Besonderes. Sie rauchten und redeten. Nur einer von ihnen war kein Viet. Er sah, obwohl braun gebrannt, eher wie ein Europäer aus.
    »Darf ich die Herren Kollegen auf eine Flasche einladen?« Ich näherte mich auf fünf Meter.
 
    »Das hätte verdammt schiefgehen können.« Ali und Kleiner Drache halfen mir unter den Barhockern hervor. Ich blutete an der Schulter und am Kopf.
    Ali durchsuchte die vier vermutlichen Kollegen, die von Kugeln durchsiebt auf dem Boden lagen. Meine Flasche war zerschossen. Thieu wimmerte. Das Hotelpersonal umringte uns schnatternd. Kleiner Drache lud ihre Beretta

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