Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Dämonisierung der Göttinnen im modernen kirchlichen Religionsverständnis anklingen lassen.«
Faches Blick wurde hart. »Sie meinen, Saunière nennt die Kirche einen lahmen Heiligen und einen drakonischen Teufel?«
Langdon musste zugeben, dass der Gedanke weit hergeholt war; dennoch schien das Pentagramm ihn auf gewisse Weise zu stützen. »Ich möchte lediglich sagen, dass Monsieur Saunière sein Leben der Erforschung der Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttinnen gewidmet hat, die von niemandem rücksichtsloser unterdrückt wurden als von der katholischen Kirche. Es ist nicht gänzlich von der Hand zu weisen, dass Saunière seinem Bedauern darüber in seiner … Abschiedsbotschaft Ausdruck verleihen wollte.«
»Bedauern?«, meinte Fache. Sein Tonfall war ablehnend geworden. »Diese Botschaft sieht für mich viel mehr nach Zorn als nach Bedauern aus. Meinen Sie nicht auch?«
Langdon war allmählich am Ende seines Geduldsfadens angelangt. »Capitaine , Sie haben mich gefragt, wie ich Saunières Tun einschätze, und das habe ich Ihnen gesagt.«
Faches Miene wurde hart. »Sie wollen mir erzählen, dass wir hier eine Anklage gegen die katholische Kirche vor uns haben?« Er schüttelte den Kopf. »Mr Langdon, ich habe in meinem Berufsleben schon viele Tote gesehen. Wenn jemand ermordet wird, schreibt er als letzte Botschaft keine verquasten spirituellen Weisheiten nieder, die sowieso keiner versteht, das können Sie mir glauben. In dieser Situation denkt man nur an eines.« Fache spie das Wort hervor: »An Rache . Meiner Meinung nach wollte Saunière uns mitteilen, wer ihn umgebracht hat.«
Langdon schaute ihn betroffen an. »Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
»Nein?«
»Nein!«, gab Langdon scharf zurück. Er war die ganze Sache leid. »Sie haben mir doch gesagt, dass Saunière in seinem Büro von jemand angegriffen worden ist, den er offensichtlich bereitwillig eingelassen hatte.«
»Das stimmt.«
»Man darf also davon ausgehen, dass er seinen Mörder gekannt hat.«
Fache nickte. »Weiter.«
»Wenn Saunière wusste, wer sein Mörder war, was soll dann dieses Geschreibsel?« Langdon zeigte auf den Boden. »Ein Zahlencode? Ein lahmer Heiliger? Ein drakonischer Teufel? Was soll das? Das ist doch alles viel zu umständlich.«
Fache legte nachdenklich die Stirn in Falten, als wäre ihm diese Idee noch gar nicht gekommen. »Da ist was dran«, räumte er ein.
»Wenn Saunière vorhatte, seinen Mörder zu nennen, müsste man in Anbetracht der Umstände doch erwarten, dass er dessen Namen niedergeschrieben hätte«, sagte Langdon.
Zum ersten Mal in dieser Nacht glitt ein Lächeln über Faches Züge – ein selbstgefälliges Lächeln. »Précisement« , sagte er. »Précisement.«
Du bist Zeuge einer Meisterleistung , ging es Leutnant Collet durch den Kopf, während er Capitaine Faches Stimme im Kopfhörer verfolgte. Der agent supérieur wusste, dass der Capitaine durch Tricks wie diese an die Spitze der französischen Strafverfolgungsbehörden gelangt war.
Was Fache fertig bringt, schafft sonst keiner.
Die Kunst des cajoler – aufs Glatteis führen – war in der modernen Verbrechensbekämpfung ziemlich verloren gegangen. Es war eine Kunst, bei der man unter hohem psychischem Druck gleichzeitig ein außerordentliches Fingerspitzengefühl an den Tag legen musste. Nur wenige besaßen die Nerven, die man für dieses Vorgehen braucht, aber Fache schien geradezu dafür geboren. Seine Selbstbeherrschung und Geduld schienen menschliche Maßstäbe zu sprengen.
Bedingungslose Entschlossenheit schien Faches einzige Gefühlsregung zu sein. In dieser Nacht schien er der Verhaftung des Täters eine große persönliche Bedeutung beizumessen. Die Einweisung seiner Beamten in ihre Aufgaben in der Stunde zuvor war ungewöhnlich knapp und klar gewesen. Ich weiß, wer Jacques Saunières Mörder ist , hatte Fache verkündet. Sie kennen Ihre Aufgaben. Und dass mir heute Nacht keiner einen Fehler macht!
Und bis jetzt war alles tadellos gelaufen.
Collet wusste bislang noch nichts von dem Beweis, der Fache zu der felsenfesten Überzeugung gebracht hatte, den Schuldigen gefunden zu haben, doch Collet würde sich hüten, den Instinkt des »Bullen« in Frage zu stellen. Manchmal schien Fache mit einer übernatürlichen Intuition gesegnet zu sein. Er lässt sich von Gott was ins Ohr flüstern , hatte ein Kollege es einmal nach einer besonders beeindruckenden Demonstration von Faches sechstem Sinn ausgedrückt. Falls es
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