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Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Titel: Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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unsichtbare Gewalt den Boden durchrüttelte, auf dem er geschlafen hatte, und den Mörtel aus den Fugen seines Zellengemäuers rieseln ließ, doch kaum war er aufgesprungen, krachte ein gewaltiger Steinquader genau auf jene Stelle, an der er einen Sekundenbruchteil zuvor gelegen hatte. Als Silas aufschaute, um zu sehen, wo der Quader sich gelöst hatte, sah er in der noch immer schwankenden Wand ein Loch – und dahinter bot sich ihm ein Anblick, den er seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gehabt hatte.
    Der Mond.
    Die Erde bebte immer noch, als das Gespenst durch einen engen Durchlass kroch und hinaus in eine unermessliche Weite taumelte. Über öde Berghänge stolperte er hinunter in den Wald. Er lief die ganze Nacht, immer bergab, halb ohnmächtig vor Hunger und Erschöpfung.
    Im Morgengrauen gelangte er auf eine Lichtung. Eisenbahngleise schnitten eine Schneise durch den Wald. Wie in Trance folgte er den Schienen. Er stieß auf einen verlassenen Güterwaggon und kroch hinein, um sich im Schutz des Wagens auszuruhen. Silas erwachte in einem fahrenden Güterzug. Wie lange fahren wir schon? Wie weit sind wir inzwischen gekommen? Seine Eingeweide schmerzten. Ist das der Tod …?
    Er schlief wieder ein. Diesmal erwachte er, als jemand kreischend auf ihn einschlug. Er wurde aus dem Waggon gestoßen. Aus unzähligen Wunden blutend, wankte Silas in eine kleine Siedlung. Vergeblich versuchte er, etwas Essbares aufzustöbern. Schließlich brach er am Straßenrand zusammen. Ohnmacht umfing ihn …
    … bis es ganz langsam wieder hell wurde. Das Gespenst fragte sich, wie lange es schon tot war. Einen Tag? Drei? Es war ihm egal. Das Bett, in dem er lag, war weich wie eine Wolke, und die Luft roch anheimelnd nach brennenden Kerzen. Jesus stand über ihm und schaute auf ihn herab. Hier bin ich , sagte Jesus. Der Stein ist beiseite gerollt, und du bist neugeboren.
    Und das Gespenst schlief und wurde wieder wach. Seine Gedanken verschwammen im Nebel. Er hatte nie an den Himmel geglaubt, nun aber stand Jesus neben ihm, wachte über ihn, gab auf ihn Acht. Speisen erschienen neben seinem Bett, und während das Gespenst alles verschlang, spürte es, wie seine Knochen sich wieder mit Fleisch überzogen. Erneut versank er in Schlaf. Als er erwachte, lächelte Jesus immer noch auf ihn herab. Mein Sohn, du bist gerettet. Gesegnet sind jene, die mir Folge leisten auf meinem Weg.
    Und wieder schlief er ein.
    Schmerzensschreie rissen ihn aus seinem Schlummer. Er sprang aus dem Bett, stolperte einen Gang hinunter in Richtung des Geschreis und gelangte in eine Küche. Ein großer Mann schlug auf einen kleineren ein. Ohne zu wissen warum, packte er den großen Kerl und schleuderte ihn mit solch brutaler Wucht gegen die Wand, dass der Mann humpelnd und schreiend die Flucht ergriff. Das Gespenst beugte sich über den anderen Mann, der zu Boden gegangen war. Er war ein junger Bursche in Priesterkleidung mit übel zugerichteter Nase. Das Gespenst hob den blutenden Priester auf und trug ihn zu einem Sofa.
    »Ich danke dir, mein Freund«, sagte der Priester in gebrochenem Französisch. »Das Geld der Gottesdienstkollekte lockt immer wieder Diebe an. Du hast im Schlaf Französisch gesprochen. Sprichst du auch Spanisch?«
    Das Gespenst schüttelte den Kopf.
    »Wie heißt du?«, fragte der Priester.
    Das Gespenst konnte sich nicht erinnern, welchen Namen seine Eltern ihm gegeben hatten. Er kannte nur die Spottnamen, mit denen die Wachen im Gefängnis ihn bedacht hatten.
    Der Priester lächelte. »No hay problema. Ich heiße Manuel Aringarosa und bin Missionar aus Madrid. Man hat mich hergeschickt, damit ich für das Obra de Dio eine Kirche baue.«
    »Wo bin ich?«, fragte das Gespenst. Seine Stimme klang hohl.
    »In Orviedo in Nordspanien.«
    »Wie bin ich hierher gekommen?«
    »Jemand hat dich auf meine Türschwelle gelegt. Du warst sehr krank. Ich habe dir Nahrung und ein Bett gegeben. Du bist schon eine ganze Weile hier.«
    Das Gespenst betrachtete eindringlich seinen jungen Pfleger. Seit Jahren war ihm niemand so freundlich begegnet. »Danke, Pater.«
    Der Priester berührte seine blutige Lippe. »Ich habe dir zu danken, mein Freund.«
    Als das Gespenst am nächsten Morgen erwachte, war seine Welt klarer und geordneter geworden. Er schaute hinauf zum Kruzifix an der Wand über seinem Bett. Es besaß etwas Tröstliches, auch wenn Jesus jetzt nicht mehr zu ihm sprach. Er setzte sich auf. Erstaunt bemerkte er einen Zeitungsausschnitt auf dem

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