Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Mailboxsystem vor zwei Jahren abgeschafft. Außerdem bestand unser Zugriffscode aus fünf Ziffern. Wer hat Ihnen denn gesagt, dass bei uns eine Nachricht für Sie vorliegt?«
»Sie haben kein automatisches Mailboxsystem?«
»Nein. Wenn eine Nachricht für Sie vorliegt, dann handschriftlich in unserer Serviceabteilung. Wie war bitte Ihr Name?«
Doch der Anrufer hatte bereits eingehängt.
Bezu Fache ging unruhig am Seineufer auf und ab. Er war sicher, Langdon eine Nummer im Ortsnetz von Paris und dann einen dreistelligen Code wählen gesehen zu haben, worauf er eine Nachricht abgehört hatte. Aber wenn Langdon nicht die Botschaft angerufen hat, wen dann?
Fache betrachtete sein Handy. Die Antwort lag in seiner Hand! Hatte Langdon nicht mit diesem Handy telefoniert?
Auf dem Display rief er aus dem Speicher die zuletzt gewählten Nummern auf. Rasch hatte er die von Langdon gewählte Nummer identifiziert.
Ein Pariser Anschluss, gefolgt von einem Code aus den drei Ziffern 454.
Fache wählte die Nummer. Es klingelte ein paarmal. Schließlich meldete sich eine Frauenstimme. Bonjour, vous êtes bien chez Sophie Neveu , meldete sich ein Anrufbeantworter. Je suis absente pour le moment, mais …
Faches Blut kochte. Klar, dass dieses Weibsstück im Moment nicht da ist! Wütend hieb er die Zahlen 4 - 5 - 4 ins Tastenfeld.
26. KAPITEL
U ngeachtet ihres legendären Rufes maß Leonardos Mona Lisa lediglich siebenundsiebzig mal dreiundfünfzig Zentimeter – sogar die im Museumsshop erhältlichen Drucke waren größer. Hinter einer fünf Zentimeter dicken Schutzscheibe aus Plexiglas hing das auf Pappelholz gemalte Porträt an der Nordostwand des Salle des États . Es verdankte seine ätherische, eigenartig rauchige und weiche Atmosphäre Leonardo da Vincis meisterhaft gehandhabter Sfumato -Technik, bei der die Formen und Farben ineinander zu verschmelzen scheinen.
In der Zeit, in der sich die Mona Lisa – oder La Joconde , wie die Franzosen sagen – im Louvre befand, war das Gemälde zweimal gestohlen worden, das letzte Mal im Jahr 1911. Als sie damals aus dem Salle impénétrable des Louvre, dem als einbruchssicher geltenden Salon Carré verschwunden war, hatten die Pariser auf den Straßen geweint. In den Zeitungen waren Artikel und Leserbriefe erschienen, in denen die Verfasser die Diebe anflehten, das Gemälde zurückzugeben. Zwei Jahre darauf wurde es in einem Hotel in Florenz im doppelten Boden eines Koffers versteckt aufgefunden.
Langdon schritt an Sophies Seite durch den Salle des États zur Mona Lisa . Er hatte Sophie inzwischen klar gemacht, dass er nicht daran dachte, die Flucht zu ergreifen. Sie waren noch zwanzig Meter von dem Gemälde entfernt, als Sophie den UV-Strahler einschaltete. Bläuliches Licht fächerte halbmondförmig vor ihnen auf den Boden. Auf der Suche nach einer Leuchtschrift auf dem Parkett schwenkte Sophie den Kegel der Lichtquelle hin und her.
Langdon spürte die wachsende Erregung, die bei jeder Begegnung mit großen Kunstwerken in ihm aufstieg. Angestrengt versuchte er zu erkennen, was sich jenseits des bläulich-violetten Lichtkokons verbarg, der Sophies Hand entströmte. Wie eine dunkle Insel im öden Meer des Parketts wurde links die achteckige Ruhebank sichtbar.
Die dunkle Plexiglasscheibe an der Wand tauchte auf. Dahinter hing das berühmteste Gemälde der Welt.
Wie Langdon wusste, hatte der Rang der Mona Lisa als das bedeutendste Kunstwerk auf Erden nichts mit ihrem rätselhaften Lächeln zu tun und schon gar nichts mit den zahllosen Bezügen, die viele Kunsthistoriker und Verschwörungstheoretiker in das Gemälde hineininterpretiert hatten. Die Mona Lisa war einfach deshalb berühmt, weil Leonardo da Vinci stets behauptet hatte, sie sei sein bestes Werk. Er hatte das Gemälde auf allen seinen Reisen mit sich geführt. Nach dem Grund befragt, pflegte er zu antworten, er brächte es nicht fertig, sich von seiner gelungensten Darstellung weiblicher Schönheit zu trennen.
Dessen ungeachtet argwöhnten viele Kunsthistoriker, dass Leonardos Wertschätzung der Mona Lisa nichts mit ihrer künstlerischen Meisterschaft zu tun hatte. Genau genommen war das Gemälde ein überraschend schlichtes Porträt in Sfumato -Technik. Viele meinten, da Vincis Vorliebe für dieses Werk erkläre sich aus einer weitaus tieferen Dimension, nämlich einer geheimen Botschaft, die vom Maler in die Farbschichten hineingearbeitet worden sei. Die Mona Lisa war tatsächlich einer der am besten
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