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Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“

Titel: Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Brown
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Stadtlandschaft einfügt« gepriesen. Der Vatikan schien neuerdings eine Vorliebe für Dinge zu entwickeln, die sich mit dem Beiwort »modern« schmückten.
    Aringarosa hatte keine andere Wahl gehabt, als der »Einladung« Folge zu leisten, wenn auch nicht mit wehenden Fahnen. Wie die Mehrheit des konservativen Klerus war Aringarosa von der derzeitigen Kurie keineswegs begeistert und hatte die Entwicklungen im ersten Jahr der Amtsführung des neuen Papstes mit größter Besorgnis verfolgt. Seine Heiligkeit, ein außergewöhnlich liberaler Mann, war durch eines der umstrittensten Konklave in der Geschichte des Vatikans in sein Amt gelangt. Anstatt sich nach seinem unerwarteten Aufstieg an die Spitze der Kurie in Bescheidenheit und Zurückhaltung zu üben, hatte der Heilige Vater stattdessen mit der vollen Wucht der immensen Machtfülle des höchsten Amtes der Christenheit auf den Tisch gehauen. Von einer befremdlichen Welle der Sympathie des Kardinalskollegiums getragen, hatte der Papst erklärt, er sehe seine Sendung darin, »die vatikanische Lehre zu verjüngen und den Katholizismus den Erfordernissen des dritten Jahrtausends zu öffnen«.
    Nach Aringarosas Befürchtung hieß das im Klartext, dass dieser Mann in seiner Arroganz tatsächlich glaubte, er könne die Herzen jener, denen die Anforderungen des wahren Katholizismus in der modernen Welt zu unbequem geworden waren, durch eine Neufassung der Gesetze Gottes zurückgewinnen.
    Aringarosa hatte sein ganzes, angesichts der gewaltigen Gefolgschaft und Finanzkraft des Opus Dei erhebliches politisches Gewicht in die Waagschale geworfen, um dem Papst und seinen Beratern begreiflich zu machen, dass eine Aufweichung der Gesetze der Kirche nicht nur eine feige Verleugnung des Glaubens war, sondern obendrein politischer Selbstmord. Er hatte sie daran erinnert, dass die bereits erfolgte Lockerung des Kirchengesetzes – das Fiasko des Zweiten Vatikanischen Konzils – ein verheerendes Vermächtnis hinterlassen hatte. Der Kirchenbesuch war so dürftig geworden wie noch nie, das Spendenaufkommen magerer denn je, und es gab noch nicht einmal ausreichend Priesternachwuchs, um sämtliche vakanten Pfarrstellen zu besetzen.
    Die Kirche muss den Menschen eine feste Hand und seelische Führung bieten , hatte er mit Nachdruck erklärt, und keinen liebedienerischen Schmusekurs!
    An jenem Abend vor ein paar Monaten hatte Aringarosa sich gewundert, dass der Fiat nach Verlassen des Flughafengeländes nicht die Richtung zur Vatikanstadt einschlug, sondern nach Osten fuhr, wo es bald auf einer kurvenreichen Straße bergauf ging. »Wo fahren Sie hin?«, hatte Aringarosa den Mann am Steuer gefragt.
    »In die Albaner Berge, Exzellenz. Die Zusammenkunft findet im Castel Gandolfo statt.«
    In der Sommerresidenz des Papstes? Aringarosa hatte sie nie kennen gelernt und auch nie das Bedürfnis gehabt. Das Kastell aus dem sechzehnten Jahrhundert war nicht nur päpstliche Sommerresidenz, es beherbergte auch das päpstliche Observatorium Specula Vaticana  – eine der modernsten Sternwarten Europas. Im Laufe der jüngeren Geschichte hatte der Vatikan auf naturwissenschaftlichem Gebiet immer öfter die Stimme erhoben, was Aringarosa stets missfallen hatte. Wozu Naturwissenschaft und Glauben miteinander versöhnen? Wie könnte ein gläubiger Naturwissenschaftler wertfreie Forschung betreiben? Außerdem brauchte der Glauben keine wissenschaftliche Rechtfertigung.
    Da wären wir , hatte Aringarosa gedacht, als er damals Castel Gandolfo vor einem sternenübersäten Novembernachthimmel ins Blickfeld kommen sah. Von der Zufahrtsstraße aus betrachtet, ähnelte Gandolfo einem gewaltigen steinernen Ungeheuer, das im Begriff war, einen selbstmörderischen Sprung in den Abgrund zu tun. Die an den Rand eines Felssturzes gebaute Schlossanlage blickte über die Wiege der italienischen Zivilisation hinweg – über jenes Tal, in dem die Sippen der Horatier und Curatier lange vor Gründung der Stadt Rom ihre Fehden ausgefochten hatten.
    Selbst als Silhouette war Castel Gandolfo ein unvergesslicher Anblick und bot ein eindrucksvolles Beispiel einer auf mehreren Ebenen angelegten Verteidigungsarchitektur, die die Stärke dieses Felsenbollwerks dramatisch zum Ausdruck brachte. Leider hatte der Vatikan die trutzige Wirkung des Baukomplexes durch die beiden auf das Dach gesetzten Aluminiumkuppeln der Sternwarte zunichte gemacht; sie verliehen diesem zuvor so würdevollen Gebäude das Aussehen eines Kriegers mit zwei

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