Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
erstarrt in der Fensternische. Draußen vor dem Fenster leuchtete die Glaspyramide. Im Wellengekräusel der Wasserbecken verzerrte sich ihr Spiegelbild.
Sie sind dir durch die Lappen gegangen, aber noch ist nicht aller Tage Abend. Entspann dich.
Eine Codeknackerin und ein Hochschullehrer.
Nicht mal bis zum Morgengrauen würden sie durchhalten.
37. KAPITEL
D er mit kleinen, dichten Wäldchen durchsetzte Landschaftspark Bois de Boulogne wurde von den Parisern mit vielerlei Namen belegt, meist aber nannten sie ihn den »Garten der Lüste«. Das mochte übertrieben klingen, war es aber nicht. Jeder, der schon einmal Hieronymus Boschs gleichnamiges unheimliches Gemälde gesehen hatte, begriff sofort, was gemeint war. Der Park und das Gemälde waren gleichermaßen düster und unübersichtlich, ein Tummelplatz für Freaks und Fetischisten. Die gewundenen Sträßchen des Parks wurden nachts von Hunderten meist spärlich bekleideter käuflicher Körper gesäumt, die den Kunden Befriedigung auch der geheimsten und bizarrsten Wünsche versprachen.
Während Langdon seine Gedanken ordnete, um Sophie von der Prieuré de Sion zu erzählen, passierte das Taxi die bewaldete Randzone des Parks und bog dann nach Westen auf die kopfsteingepflasterte Diagonalachse ein. Langdons Konzentration litt erheblich unter dem geisterhaften Anblick der nächtlichen Bewohner des Parks, die sich am Straßenrand feilboten und im Strahl der Scheinwerfer überall aus den Schatten auftauchten. Zwei barbusige, kaum der Pubertät entwachsene Mädchen warfen flammende Blicke ins Taxi. Ein Stück weiter ließ ein Schwarzer, der nur mit einem winzigen Stoffdreieck bekleidet war, die gut eingeölten Muskeln spielen. Neben ihm stand eine atemberaubende Blondine. Als sie ihren Minirock hob, offenbarte sich, dass sie weder blond noch eine Frau war.
Der Himmel steh mir bei! Langdon atmete tief durch und beschloss, den Blick lieber im Wageninnern zu belassen. Einen unpassenderen Hintergrund für das, was er nun berichten wollte, konnte es kaum geben.
»Legen Sie los«, drängte Sophie.
Langdon nickte. Er fragte sich, wo er am besten anfangen sollte. Die Geschichte der Prieuré de Sion umfasste mehr als ein Jahrtausend. Es war eine atemberaubende Chronik von düsteren Geheimnissen und brutaler Erpressung, bis hin zur grausamen Folter auf Geheiß eines zürnenden Papstes.
»Die Bruderschaft von Sion wurde im Jahr 1099 von einem französischen König von Jerusalem gegründet, Gottfried von Bouillon, der unmittelbar zuvor die Stadt eingenommen hatte.«
Sophie, deren Blick unverwandt auf Langdon ruhte, nickte.
»König Gottfried befand sich angeblich im Besitz eines machtvollen Geheimnisses, das seit den Tagen Christi in seiner Familie weitergereicht worden war. Aus Furcht, dieses Geheimnis könne mit seinem Tod untergehen, gründete er eine geheime Bruderschaft – die Prieuré de Sion –, die er mit der Aufgabe betraute, das Geheimnis wohl behütet von Generation zu Generation weiterzugeben. In den Jahren, als Gottfried König von Jerusalem war, kam der Bruderschaft ein Gerücht zu Ohren: Unter den Ruinen des Tempels des Herodes, der seinerseits auf den Ruinen des Tempels von König Salomon errichtet worden war, ruhte angeblich ein Schatz, der aus kostbaren Dokumenten bestand. Nach Ansicht der Prieuré untermauerten diese Dokumente Gottfried von Bouillons machtvolles Geheimnis. Sie waren von einer solchen Brisanz, dass die Kirche vor nichts zurückschrecken würde, um in ihren Besitz zu gelangen.«
Langdon hielt inne, und Sophie sah ihn abwartend an.
»Die Prieuré gelobte, diese Dokumente aus dem Schutt des Tempels zu bergen, wie lange es auch dauern mochte, und sie für alle Zeiten zu schützen, damit die Wahrheit niemals untergehen werde. Um an die Dokumente heranzukommen, bildete die Bruderschaft eine militärische Gruppierung, die aus neun Rittern bestand und den Namen ›Orden der armen Ritter Christi und vom Tempel Salomonis‹ führte – besser bekannt unter dem Namen Tempelritter.«
Sophie sah ihn überrascht an. Die Templer waren ihr wohlvertraut.
Langdon hatte oft genug Vorlesungen über die Tempelritter gehalten. Er wusste um ihre Bekanntheit und ihren legendären, geheimnisumwitterten Ruf, doch für die Geschichtswissenschaft war die Geschichte des Templerordens ein schwieriges Kapitel, bei dem Tatsachen, Legenden und bewusste Fehlinformationen sich in einer Weise miteinander vermischten, dass das Herausfiltern der Wahrheit nahezu
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