Sakrileg – The Da Vinci Code: Inkl. Leseprobe aus „Inferno“
Teufelsanbetung schuldig. Sie entweihten das Kreuz, hieß es, und huldigten der Homosexualität, Sodomie und anderen blasphemischen Praktiken. Gott habe ihm, Klemens, aufgetragen, die Erde von diesem Übel zu befreien. Auf Gottes Geheiß solle er sämtliche Tempelritter dingfest machen und der Folter übergeben, bis sie ihre schändlichen Verbrechen gegen Gott gestanden hätten.
Die Aktion des Papstes lief mit der Präzision eines Uhrwerks ab. An jenem dreizehnten Oktober wurden zahllose Tempelritter gefangen genommen, grausam gefoltert und anschließend als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Die Tragödie klingt bis in unsere Zeit nach, denn noch heute gilt Freitag der Dreizehnte als Unglückstag.«
Sophie blickte Langdon verwirrt an. »Die Tempelritter wurden vernichtet? Ich dachte, es gäbe heute noch Templerbruderschaften.«
»Sie existieren noch, ja – unter einer Vielzahl von Namen. Die Tempelritter hatten mächtige Verbündete. Trotz der falschen Anschuldigungen und der Bemühungen von Papst Klemens, sie völlig zu vernichten, gelang es einigen von ihnen, zu entkommen. Papst Klemens’ eigentliches Ziel hatte darin bestanden, den Dokumentenfund der Tempelritter, ihre Quelle der Macht, in die Hand zu bekommen, doch der Schatz blieb verschwunden: Die Dokumente waren zuvor schon in die Obhut der geheimnisvollen Gründungsväter des Templerordens gegeben worden, die Prieuré de Sion , die sie dem Zugriff des Papstes zu entziehen wussten. Als sich der Vernichtungsschlag des Papstes abzeichnete, hatte die Prieuré die Dokumente aus dem Pariser Ordenshaus der Templer bei Nacht und Nebel heimlich nach La Rochelle geschafft und auf Schiffe des Ordens verladen.«
»Und wo sind die Dokumente geblieben?«
Langdon zuckte die Achseln. »Das weiß nur die Prieuré de Sion . Nach wie vor wird über diese Dokumente spekuliert. Sie sind bis zum heutigen Tag Gegenstand der Forschung und der Spekulationen. Man nimmt an, dass sie mehrere Male an andere Orte verbracht wurden. Derzeit vermutet man sie irgendwo in Großbritannien.
Seit tausend Jahren ranken sich Legenden um dieses Geheimnis. Die Gesamtheit der Dokumente, ihre Machtfülle und das darin enthaltene Geheimnis verdichten sich in einem einzigen Begriff – Sangreal , wie es in der ursprünglichen französischen Sprache heißt. Nur wenige Geheimnisse haben in solchem Maße das Interesse der Historiker geweckt. Hunderte von Büchern sind schon über dieses Rätsel geschrieben worden.«
»Sangreal?« , sagte Sophie erstaunt. »Hat das etwas mit dem französischen Wort sang oder dem spanischen sangre für ›Blut‹ zu tun?«
Langdon nickte. Beim Sangreal ging es in der Tat in erster Linie um Blut, doch in einer gänzlich anderen Bedeutung, als Sophie vermutlich annahm. »Die Zusammenhänge sind kompliziert, aber der Kern der Sache ist, dass die Prieuré Dokumente in Händen hat und hütet. Vermutlich wartet sie einen geeigneten historischen Moment ab, um die Wahrheit zu enthüllen.«
»Was für eine Wahrheit? Was für ein Geheimnis könnte so machtvoll sein?«
Langdon seufzte und schaute wieder hinaus in die Schattenwelt, in der sich der Unterleib von Paris räkelte.
»Sophie, das Wort Sangreal ist sehr alt. Es hat sich im Lauf der Zeit verändert, zu einer moderneren Bezeichnung.« Er hielt inne. »Wenn ich Ihnen diese moderne Bezeichnung verrate, werden Sie erkennen, dass sie Ihnen längst bekannt ist – wie überhaupt fast jeder schon einmal die Legende des Sangreal gehört hat.«
Sophie sah ihn skeptisch an. »Ich nicht.«
»O doch, Sie auch«, sagte Langdon und lächelte. »Oder kennen Sie nicht die Legende vom Heiligen Gral?«
38. KAPITEL
S ophie sah Langdon fassungslos an. »Der Heilige Gral?«
Langdon nickte. Er sah nicht aus wie jemand, der sich einen Spaß erlaubte. »Der Heilige Gral ist die wörtliche Übersetzung von Sangreal . Das Wort kommt vom französischen Sangraal , aus dem es sich entwickelt hat. Im Lauf der Zeit sind zwei Wörter daraus geworden, nämlich San Greal , wobei San bekanntlich ›heilig‹ heißt.«
Der Heilige Gral. Sophie ärgerte sich, dass sie nicht gleich die Wortverwandtschaft erkannt hatte. Trotzdem konnte sie in Langdons Erklärung wenig Sinn erkennen. »Ich dachte immer, der Heilige Gral sei ein Kelch, und nun behaupten Sie, der Gral … Sangreal … sei eine Sammlung von Dokumenten, in denen ein uraltes, düsteres Geheimnis verborgen ist.«
»Das stimmt, aber die Sangreal -Dokumente sind nur die eine
Weitere Kostenlose Bücher