Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
sein Geld aus der Tasche nehm, doch zum Glück holpert der Karren worauf wir fahren, rattatam rattatam, und das macht schläfrig, und außerdem hat Lionardo bevor wir abgefahren sind die ganze Giuncata gegessen und die war groß als wie ein Kuheuter.
Also wie gesagt, Signior Padrone, wann ich das hör bin ich hinter dem Karren mit den Kräutern und Salaten hervorgekommen, hab eine halbe Runde auf der Piazza gedreht und bin aus einer andren Richtung auf Lionardo zu, so dass es aussieht als wär ich zufällig angekommen. Wie er mich entdeckt reiß ich die Augen auf als wär’s eine große Überraschung und sag, mein Vater, endlich, wie schön, ich hab Euch überall gesucht, denn es tut mir leid dass wir uns in den Haaren hatten, und ich wollte Euch um Entschuldigung bitten und Frieden schließen, und geh ihm mit ausgebreiteten Armen entgegen, da kann Lionardo mich nicht fortjagen wiewohl er ein bisschen misstrauisch ist. Sogleich stelle ich mich dem Bauern vor der bei ihm steht und sage, ciao, ich heiße Salaì, und da ruft er, oh, was für ein Glück, und erzählt mir die ganze Sache mit Dorothea nochmal von vorne, und ich kenn sie ja schon also muss ich erstaunt tun, aber ich glaub Lionardo ist blöd genug um wie üblich drauf reinzufallen.
Wie ich zum zweiten Mal hör dass Dorothea mich sehen will krieg ich mächtig Lust sofort zu ihr zurückzugehn, zumal die andren Weiber so ich in Rom hab kennengelernt allesamt verschwunden sind und würd ich sie jetzt vögeln wolln wär’s schwierig, also sag ich zu Lionardo, mein Vater, ich fahre sofort zu Dorothea, wollt Ihr nicht mit mir kommen? Obendrein gibt’s da ja die Hütte mit den Büchern von den Teutschen (das flüster ich ihm natürlich zu, ohne dass der Bauer mich hört, denn blöd ist Salaì ja nicht, oder?) und drum solltet Ihr mitkommen, Vater, wo Ihr doch sehr viel klüger seid als ich (das glaubt Lionardo immer wenn ich’s ihm sage), denn so finden wir vielleicht ein paar brauchbare Beweise die wir Grassi, also dem Valentino, zeigen können, damit er begreift dass an allem die Straßburger schuld sind. Außerdem, unter uns gesagt, Signior Padrone, es ist sowieso besser, wenn ich und Lionardo mal eine Weile nicht in Rom sind, denn mit all den Leuten die Geld von uns haben wolln ist der Boden hier doch ein bisschen zu heiß für uns geworden.
Wie ich’s erwartet sagt Lionardo sofort, ja gut, ich komme mit dir mit, denn er hat natürlich keine Lust allein in Rom zu bleiben. Auf der Fahrt erzähl ich ihm wie man den Dieb gehenkt und auch vom Verschwinden der Mädchen, nemlich Rosa und dem Mägdelein, und da wird Lionardo weiß wie ein Laken, aber er hat Recht damit, denn das ist wirklich nicht schön wenn die Weiber die man gevögelt hat einfach so verschwinden, weil vielleicht sind sie sogar getötet worden. Ihr mögt ja denken dass ich mir zuviel Sorgen mache, Signior Padrone, doch dem spanischen Poggio hat man den Kopf mit einem Beil gespalten, und für Euch der Ihr ein großer Mann seid ist das vielleicht eine Kleinigkeit, aber für mich nicht. Lionardo hab ich freilich nicht gesagt dass der gehenkte Dieb der war, der mir in meinem Zimmer in der Herberge an die Kehle wollt und hab ihm auch nicht all die Zweifel gesagt die mir wegen der Geschichte gekommen, nemlich ob die Straßburger vielleicht gar nichts damit zu tun haben, sonst prügelt er mich noch windelweich und sagt, Dreckskerl, grad jetzt wo wir die Beweise gegen die Straßburger finden müssen, kommen dir deine dämlichen Zweifel. Die Fahrt haben wir mit der Kutsche von dem Bauern gemacht, aber eigentlich ist’s bloß sein Gemüsekarren, drum ist es auch nicht bequem, und obendrein herrscht heute eine Affenhitze und wir fahren sehr langsam, aber nach anderthalb Tagen sind wir jetzt fast angekommen, ja ich glaub sogar ich erkenne von weitem das Dach von Dorotheas Haus, aber da ist was Seltsames und noch weiß ich nicht was es ist.
Euer glühend diensteifriger Diener
Salaì
53.
Mein großzügiger und hochachtbarer Padrone,
ich schreib Euch nach ein paar Stunden die voller Verwirrung und Aufregung waren, denn wie Ihr gleich sehen werdet passiren hier höchst absonderliche Dinge die nichtmal das Hirn von Lionardo erklären kann, der sich zwar viel Humbug ausdenkt aber manchmal auch auf wundersame Ideen kommt.
Aber erst müsst Ihr entschuldigen wenn ich auf die Sache mit dem Vorschuss zurückkomme, denn ich weiß nicht ob Euch klar ist, geliebter Padrone, dass Ihr mir den noch immer nicht
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