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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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-1799) in 22 Bänden, Freiburg/Brsg. 1886-1933, einem Werk, auf das sich die Forschung noch heute oft beruft). Es handelt sich um private Briefe des Papstes, aus denen hervorgeht, dass Rodrigo Borgia die schöne Giulia Farnese angeblich zunächst mit einem Orsini verheiratete und dann (mittlerweile über sechzig Jahre alt!) versucht haben soll, die beiden Eheleute auseinanderzubringen, um sich selbst an den Gunstbeweisen der Achtzehnjährigen zu erfreuen, überdies auch seine angeheiratete Nichte, weil ihr Gatte der Sohn von Rodrigo Borgias Cousine Adriana del Milà war. All das, daran muss erinnert werden, soll der Papst unternommen haben, nachdem er ein ganzes Leben damit verbracht hatte, seine Pflichten in Spitzenpositionen der kirchlichen Hierarchie rechtschaffen zu erfüllen und in einer stürmischen Epoche das Papsttum in ganz Europa auf den wichtigsten diplomatischen Missionen zu repräsentieren.
    In den Briefen, die Pastor überraschend zutage förderte (sie sind im Anhang von Band III seiner Geschichte der Päpste veröffentlicht), lässt sich der angebliche Verfasser, Alexander VI. persönlich, zu naiven Äußerungen der Wut und Eifersucht gegenüber der jungen Giulia Farnese hinreißen. Über die Echtheit der Briefe entbrannte schon in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein heftiger Streit zwischen Soranzo und seinem Gegner Giovan Battista Picotti. Doch um zu erkennen, dass es sich nur um eine weitere lügnerische Verleumdung handelt, genügt es im Grunde, sich den aberwitzigen Tonfall der Schreiben anzusehen, in denen der Papst – was höchst unwahrscheinlich ist – es wagt, sich schriftlich an Giulia zu wenden, um sie «undankbar und heimtückisch» und ihren Gatten einen «Zuchthengst» zu nennen. Der Papst erscheint hier geradezu als Karikatur einer Romanfigur aus dem 19. Jahrhundert oder eines schlechten Films aus den siebziger Jahren. Doch mit sehr wenigen Ausnahmen haben die Historiker das lächerliche Hirngespinst akzeptiert (und reproduziert).
    Der Höhepunkt dieses absurden Theaters ist die Beschreibung, die der Jesuitenpater Giuliano Gasca Queirazza von den angeblichen Briefen zwischen dem alten Papst und Giulia Farnese gibt (Gli scritti autografi di Alessandro VI nell’Archivum arcis , Turin 1959). Im Gegensatz zu dem, was er im Titel seines Buches ankündigt, muss der Jesuitenpater gestehen, dass keiner der Briefe aus dieser Korrespondenz vom Borgia-Papst selbst geschrieben wurde. Gasca Queirazza behauptet zwar, die Briefe seien echt, doch in einer sehr diskreten Fußnote (S. 3) räumt er ein, dass Alexander VI. «sie nicht mit eigener Hand verfasst, sondern diktiert hat». Eine, gelinde gesagt, lachhafte Widersinnigkeit: Welcher Papst (egal, ob «gut» oder «böse»), der von politischen und militärischen Feinden in Italien und im Ausland umgeben ist, der über dreißig Jahre lang Kardinal Vizekanzler war, würde einem Schreiber so skandalöse, kompromittierende Briefe diktieren, und als wäre das nicht genug, auch noch den Entwurf aufbewahren lassen? Gibt es nicht zu denken, dass, wie schon De Roo gezeigt hat, aus demselben Archiv der Engelsburg einige grobe Fälschungen stammen, die genau darauf abzielen, dem Ruf des Papstes zu schaden?
    Der Jesuit und Gelehrte zieht nicht einmal in Betracht, dass die Briefe ohne Wissen Rodrigo Borgias geschrieben sein könnten, denn «dass es sich um ein Diktat und nicht um eine Abschrift handelt, lässt sich an den Korrekturen erkennen». Kurzum, es genügt, einen Brief mit ein paar Korrekturen zu finden, schon lässt sich daraus schließen, dass er nach Diktat verfasst wurde und obendrein von einem Papst. Wem soll Alexander VI. die Briefe diktiert haben? Giovanni Marrades, Kubikular des Papstes und sein Sekretär. Dies beweist angeblich ein Brief, ein einziger, der die gleiche Handschrift trägt und von Marrades selbst stammen soll. Doch er befindet sich in demselben Briefwechsel (Gasca Queirazza, S. 3), was bedeutet, dass der Briefwechsel seine Echtheit aus sich selbst beweisen soll, wie in dem Witz von dem Wirt, der alle auffordert, seinen Wein zu trinken: «Es ist der beste Wein der Stadt, seid gewiss. Warum? Weil ich es sage!»
    Wo sind also die handgeschriebenen Briefe des Papstes, die Gasca Queirazza im Titel seiner Arbeit verspricht? Die echte Handschrift Rodrigo Borgias soll an mehreren Einzelheiten erkennbar sein, behauptet der Gelehrte. Vor allem an dem Kürzel τσ χσ in griechischen Buchstaben für «Jesus Christus»,

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