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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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den Borgia ist die Bemerkung des Arztes sofort als schlüpfrige Anspielung auf ein erotisches Abenteuer des Vizekanzlers verstanden worden, und die Pest verwandelte sich bald schon in Syphilis, obwohl die Symptome dieser Krankheit sich bei dem zukünftigen Papst niemals zeigten.
    Es sind viele Dokumente überliefert, in denen die fünf Päpste, denen er diente, den Kardinal Vizekanzler loben. Hier einige Beispiele:
«Rodrigo Borgia leitet gegenwärtig die Kanzlei; gewiss, er ist jung an Jahren [er war mit fünfundzwanzig ernannt worden], aber was seine Vernunft betrifft, so ist er alt» (das Urteil von Pius II., dem berühmten Enea Silvio Piccolomini, wird wiedergegeben bei: Leonetti, Papa Alessandro VI. Bd. I, S. 166);
Papst Sixtus IV. lobte seine «gewohnte Vorsicht, Rechtschaffenheit und Diensteifrigkeit und seine strenge Sittlichkeit» (Dokument seiner Bevollmächtigung, unterzeichnet von Sixtus IV. am 7. August 1477). Außerdem lobte er Rodrigo Borgias «beständige und ausgezeichnete und eifrige Tugend und überaus sorgfältige Genauigkeit» («Multis annis eximia virtutis solertissima et exactissima diligentia» , Bulle vom 13. Juni 1482, Archivio Segreto Vaticano, Sixtus IV , Bd. LXXV, Regest 620, fol. 145). Wenn die Sittenstrenge wirklich ein schwacher Punkt des Borgia gewesen wäre, hätte der Papst wahrscheinlich vermieden, ihn ausdrücklich dafür zu loben …
Innozenz VIII. schließlich, sein letzter päpstlicher Dienstherr vor seiner eigenen Wahl auf den Heiligen Stuhl, gibt in einer Bulle vom April 1486 unerwartet den protokollarischen Ton auf und dankt dem Vizekanzler Borgia in einer langen, informellen, lebhaften Lobrede für die dreißig Jahre seines Wirkens unter ihm und seinen päpstlichen Vorgängern: «In dieser Zeit hast du uns geholfen, die Pflichten der Kirche zu tragen, und hast unter der fortwährenden Arbeit den Rücken gebeugt, mit einer Sorgfalt, die jeder Mühe standhielt, unterstützt von deiner außergewöhnlichen Vorsicht, deinem Scharfblick, deinem reifen Urteil, deiner Aufrichtigkeit im rechten Glauben, deiner langen Erfahrung und all den anderen Tugenden, die man dir zuerkennt. Bis zum heutigen Tag hast du kein einziges Mal versäumt, uns nützlich zu sein» (Arch. Segr. Vaticano, Innocentius VIII , Reg. 682, fol. 251. Im 2. Band seines Werks, S. 455 f. gibt De Roo den Text dieser Bulle vollständig wieder). Solche Worte finden sich äußerst selten in den offiziellen Dokumenten der Kirchengeschichte. Zu jener Zeit war Rodrigo vierundfünfzig Jahre alt: Und nur sechs Jahre später sollte er sich in das Ungeheuer verwandeln, das man uns weismachen will?

    War ganz Rom womöglich blind? Oder war es die unvorhergesehene Ankunft des spanischen Kardinals auf dem Papstthron, die zu solchen Klatschgeschichten anregte?
    Eine einzige der Anklagen gegen Papst Borgia wird von De Roo bestätigt: der Nepotismus, da der Papst seinen Neffen Cesare tatsächlich begünstigte, was im Übrigen alle Päpste vor und nach Alexander VI. taten. Alle anderen Anschuldigungen dagegen werden von dem belgischen Historiker genau analysiert und eine nach der anderen widerlegt, wodurch auch die unglaubliche Reihe gefälschter Dokumente ans Licht kommt, auf die sie sich stützen.
    Eines von vielen Beispielen ist die gefälschte Bulle, die Salai dem Alten im Keller zeigt und in der Cesare Borgia als «romanus» bezeichnet wird. Sie existiert wirklich: Die grobe Fälschung ist von De Roo entdeckt und nachgewiesen worden (Bd. I, S. 477fr.). Dennoch haben die bekanntesten unter den früheren und späteren Autoren (Pastor, Oliver, De l’Epinois) – unglaublich, aber wahr – sämtlich ein Auge zugedrückt. Die Bulle stammt aus dem bekannten spanischen Archiv des Herzogs von Osuna, einer wahren Fundgrube an Dokumenten, die, alle zum Zweck der Diskreditierung Alexanders VI. fabriziert, von mehreren Seiten bereits als Fälschungen erkannt wurden.
    Diese Tatsache muss zu denken geben. Es gibt Dutzende Fälschungen, die keinen anderen Zweck hatten, als dem Ruf des Borgia-Papstes zu schaden. Dabei handelte es sich nicht um das Werk eines vereinzelten Irren, sondern mehrerer Fälscher, die wahrscheinlich ein gemeinsames Ziel verband. Doch wer wendet Zeit und Mühen auf, um mit Maßnahmen, die große Geschicklichkeit erfordern, das Andenken eines Papstes zu schmähen, der schon zu seiner Zeit von allen als frevelhaft und unmoralisch angesehen wird? Wer fabriziert Fälschungen, um den bereits besudelten Ruf eines

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