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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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Mafiabosses, eines Terroristen, eines bekanntermaßen korrupten Politikers in den Schmutz zu ziehen? Echte Dokumente und die Historiker sorgen schon dafür, ihnen den gebührenden Platz im kollektiven Gedächtnis zuzuweisen, da braucht es keine Fälschungen. Nur gegen ehrliche Menschen werden Verleumdungskampagnen konstruiert, nicht gegen Übeltäter.
    Es gibt eine weitere unvermeidliche Frage: Warum haben auch die Historiker, die den Borgia-Papst gegen die zahlreichen, offensichtlich unbegründeten Bezichtigungen in Schutz nehmen wollten, die von De Roo angeführten Argumente und Beweise in ihren Arbeiten nicht zitiert? Sogar Soranzo oder Susanne Schüller Piroli ( Borgia. Die Zerstörung einer Legende. Die Geschichte einer Dynastie , Olten, 1963; Die Borgia-Päpste Kallixt III. und Alexander VI . Wien 1979), die beide gegen die Verteufelung der Borgia ins Feld gezogen sind, zitieren die entscheidende Arbeit ihres belgischen Vorgängers an keiner Stelle.
    Der Grund ist einfach: Die akademische Forschung und Lehre beruht vor allem auf Diskussionen und Wortgefechten. Je hitziger die Debatte wird, desto mehr Veröffentlichung gibt es; wenn die entsprechende Fakultät zunehmend Vorlesungsskripte und Publikationen (und vielleicht sogar Doktoranden) hervorbringt, steigen auch die öffentlichen oder privaten Zuschüsse, die die Macht (oder den Narzißmus) der Professoren nähren, die sie verwalten. Darum schreckt die akademische Forschung besonders in den geisteswissenschaftlichen Fächern vor endgültigen Lösungen zurück, die dem Geschwätz den Boden entziehen. Diese Neigung wird übrigens von anderen Intellektuellen geteilt. Wie der bekannte Chefredakteur verschiedener italienischer Zeitungen Claudio Rinaldi schrieb: «Der Journalismus ist ein Beruf, der vor allem aus Geschwätz besteht.» Es gibt also Berufsgruppen, die, recht besehen, unanfechtbar belegte Tatsachen, unangreifbare Thesen, bei denen man entweder schweigen oder mit derselben Akribie reagieren muss, nicht ertragen können. Weil jeder im Rampenlicht stehen möchte, darf die Diskussion nie enden. The show must go on . Darum ist es besser, den Papst halbherzig zu verteidigen und eine Flanke ungeschützt zu lassen, damit ein neuer Einwand der Gegner den Streit wieder aufleben lässt. So haben sich Soranzo und seine Kollegen, darunter auch jene, die entschlossen sind, Rodrigo Borgia zu verteidigen, ihre Plätze ergattert, indem sie sorgfältig vermeiden, die definitiven Beweise von De Roo zu zitieren (mithin zu diskutieren). Denn auf diese Weise beleben sie weiterhin die Bühne des akademischen Geschwätzes und bauen munter an immer neuen Kulissen.
    Nach dem Erscheinen von De Roos Werk, durch das die Geschichtsschreibung unwiderruflich eines ihrer Lieblingsopfer verlor, hat sie sich nicht im Geringsten bemüht, die Argumente des belgischen Priesters zu untersuchen – sie hat ganz einfach so getan, als existierten sie nicht. Es erschien ihr zu aufwendig und vielleicht unmöglich, die minutiöse Analyse, in die der belgische Priester jahrzehntelang viel Arbeit gesteckt hatte, Punkt für Punkt zu widerlegen. In Fällen wie diesem, das heißt, wenn es eine Idee, ein Ereignis oder eine Person gibt, die bekämpft werden müssen, setzt der offizielle Wissenschaftsbetrieb gegen die Rebellen die einzige Waffe ein, die ihn nichts kostet und die, vorausgesetzt alle machen mit, sehr wirkungsvoll ist: das Totschweigen. So wird De Roos Arbeit in den Veröffentlichungen über die Borgia auch heute noch kaum zitiert, oder man beschränkt sich darauf, das monumentale, fünfbändige Werk in drei Zeilen abzuhandeln, weil es «ihm an kritischem Geist mangelt» (so Maria Bellonci in ihrer berühmten Biographie über Lucrezia Borgia). Nur in einer Fachzeitschrift (The American Historical Review , Bd. 31, Nr. 1 – Oktober 1925, S. 117-120) erschien eine Rezension, oder besser gesagt ein radikaler Verriss mit der Anklage der Parteilichkeit, der jedoch sorgfältig vermied, sich auf die Argumente De Roos einzulassen. Wie hätte er das auch bewerkstelligen können? Die Rezension umfasst gerade mal drei Seiten.
    Das ist noch nicht alles. Das überaus nützliche, noch immer unübertroffene Werk von De Roo ist im Lauf der Zeit völlig vom Markt verschwunden. Auf der ganzen Welt gibt es nur noch sehr wenige Exemplare, die heute nur dank des Internets auffindbar sind, was bedeutet, dass sie vor den Möglichkeiten des Netzes praktisch für niemanden zugänglich waren. Zudem ist kein

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