Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
Italienern schon zeigen, denn es ist ein großes Volk das nicht mal nach Italien gehen muss um zu studiren, weil es hat zuhause sowieso schon alles, von wegen Barbaren. Und im ganzen Elsaß aber erst recht in Straßburg kriegen sie eine Stinkwut auf Rom und mächtige Lust den Italienern gehörig eins überzubraten. Entschuldigt, sag ich zu Kopernikus, aber dieser Poggio ist vor fünfzig Jahren gestorben, warum machen sie in Straßburg erst jetzt einen solchen Aufstand?
Kopernikus sagt das weiß er nicht, aber vielleicht weil es erst jetzt einen Papst gibt über den so schlecht gesprochen wird als wie damals über den Borgia. Und außerdem war zur Zeit vom Poggio die Germania von Tacitus noch nicht gedruckt, sagt Kopernikus. Die Germania von wem? frag ich, doch er lacht nur und sagt, weißt du das ist eine lange Geschichte, warum kommen wir zwei beiden in den nächsten Tagen nicht mal allein zusammen? Ich versteh sehr wohl was Kopernikus von mir will, Signior Padrone, aber ich versprech ihm trotzdem dass ich von mir hören lass, weil diese Geschichte von der Germania die möcht ich unbedingt wissen.
Damit ihm aber schon mal die Lust vergeht bei mir einen auf warmen Bruder zu machen, frag ich ihn, hör mal, dir gefallen die Weiber doch auch, stimmt’s? und da fangt er an zu lachen und sagt, aber ja gewiss warum nicht, und ich sag, gut, dann werd ich dir, wann wir uns sehn, eine Freundin aus San Godenzo vorstellen, die hat ein schönes Paar dicker Melonen und obendrein gute Freundinnen, die könnten sogar ein Pferd zuschanden reiten, du wirst sehn, das wird ein feiner Spaß, aber er macht ein Gesicht als würde er denken, Grundgütiger, bei dem muss ich ja wohl ganz bei Null anfangen.
Wie Ciolek und Kopernikus sich von uns verabschieden wollen, fragen sie mich noch, sag mal Junge, warum interessirst du dich eigentlich so für Straßburg, und ich antworte, na hört mal, das ist doch klar, nemlich all die Verleumdungen in Rom gegen den Papst, da können ja nur die aus Straßburg dahinterstecken.
Und da, das glaubt Ihr nicht, Padrone, was für Gesichter sie alle machen, und mein Ziehvater sagt, Salaì, was fällt dir ein, und ich antworte, entschuldigt, Ser Lionardo, das sieht doch jeder Simpel wie die Dinge stehn, nemlich auf der einen Seite hier in Rom die Schandmäuler, aber man weiß nicht wer sie sind, die verbreiten eimerweise Lügen über den Papst und Valentino, und auf der andren Seite in Teutschland oder vielmehr in Straßburg, wie Signior Kopernikus sagt, da hassen alle Rom und die Italiener und sagen dass die Kirche zum Speien ist und man sie ganz neu machen muss, und darum scheint mir klar dass es die Straßburger sind wo die Lügen über den Papst verbreiten, meint Ihr nicht auch? Mir schien das ein intelligenter Gedanke, sogar fast zu einfach, aber grad darum weil er so einfach war schämen sich Lionardo und die andern, dass er ihnen nicht gekommen ist, also sagen sie alle, naja, mmh, wer weiß, aber nein etcetera, und wissen auf Teuffel komm raus nichts Besseres zu sagen. Und deswegen, Signior Padrone, hab ich auch nicht drauf bestanden, nemlich wenn die gebildeten Männer schon so dumm sind, was kümmert’s mich da, ihnen was zu erklären, wo ich doch ein ignioranter Tölpel bin?
Bevor er uns aus der Tür gehen lässt sagt Iligi zu mir und Lionardo, er weiß auch nicht mehr über die üblen Reden gegen den Papst, doch er gibt uns den Rat wir sollen zum Beispiel mal in die Locanda de la Campana gehen, weil dort erzählt man sich unendlich viele Geschichten über den Papst, aber es wär besser dass ich allein hingehe, indem dass dort auch Personen von hohem Stande sind, und die könnten meinen Ziehvater womöglich erkennen. Grad wollen Lionardo und ich ihn fragen warum er uns ausgerechnet diese Taverne vorschlägt, aber Iligi verabschiedet sich schon von Ciolek und Kopernikus, und es scheint sonnenklar dass er mehr nicht sagen will.
Beim Rausgehen musst ich Lionardo erklären wie ich all diese Dinge über die Teutschen, den Burkard, die Alemannen und die Sancta Maria de l’Anima erfahren hab. Uff, Padrone, wie ist der wütend geworden und was für Strafpredigten hat er mir gehalten! Er wollte wissen mit wem ich über all das gesprochen und wann und wo etcetera. Ich sag, Vater, was sollte ich denn tun, wo Ihr mich allein in Rom habt zurück gelassen wie einen Deppen, sollt ich mich den ganzen Tag am Bauch kratzen? Im Gegenteil, Ihr müsst mir sogar dankbar sein, dass ich Euch gesagt hab was los ist,
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