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Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

Titel: Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francesco Rita & Sorti Monaldi , Francesco Sorti
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weil (das hab ich sofort gemerkt) die Polen plaudern sehr gern und sind so intelligent und so begabt für die Sprachen dass wenn sie an einen Ort kommen sie im Handumdrehn lernen wie man dort spricht, und so mischen sie sich immerfort in alles ein.
    Diese Prediger von Straßburg und ihre Freunde kommen so gern zusammen um zu disputiren und Pläne zu schmieden und machen so viele Sachen gemeinsam, dass Geiler zu seinen Kumpanen sagt: Die eigentliche Freude des Menschen ist der Mensch. Aber da hab ich meine Zweifel, Signior Padrone, nemlich lehrt man uns nicht in der Kirche dass die eigentliche Freude des Menschen Gott ist, also Jesus, und dass der Mensch allein und ohne Gott nur ein Dreck ist? Von dem ersten Buch der Bibel erinnre ich gut dass Gott wann er dem Menschen das Leben gibt auf ein Stück Schlamm pustet das die Form von einem Menschen hat, und Schlamm ist sowas wie Dreck. Dagegen scheint mir dass diese Teutschen vom Elsaß den Menschen an die Stelle von Gott setzen wollen, und das ist gewiss keine gute Sache.
    Dann hat Ciolek wieder angefangen mit Lionardo über nutzlose Dinge der Wissenschafft und Malerei zu sprechen, denn damit wollt er auch meinem Ziehvater ein wenig Bedeutung geben, dem Ärmsten, nemlich der weiß bei solchen Gesellschaften, wo man über dies und jenes plaudert, auf Teuffel komm raus nicht was er sagen soll. Schon seit einer Weile hatt ich bemerkt dass Kopernikus mich so anschaut als wie ich die Weiber, und ich denk pass auf, gleich macht er dir ein Kompliment, und tatsächlich sagt der Kopernikus, oh, das ist e kzp e tio cxzctpion das ist sehr schön mein lieber Salaì, ich habe die Statuen gesehn, du gleichst dem Antinoo tatsächlich aufs Haar, und ich antworte, was soll man da machen, jeder hat sein Kreuz zu tragen, und da ist er ein bisschen erstaunt, aber dann nimmt er mich zur Seite und erklärt mir, wo mich die Angelegenheit ja so interessirt, er steht auch in Briefwechsel mit andren polnischen und teutschen Matematikern die ihm erzählen was im Elsaß geschieht. Mir hat es nicht gefallen mit ihm darüber zu reden, weil ich schon kapirt hatte dass der arme Dummkopf denkt, bloß weil ich mit Lionardo zusammen leb muss ich auch ein warmer Bruder sein, und er hofft was abzukriegen von meiner Wenigkeit, aber dann fällt mir ein dass die Schwulen wie die Weiber sind, drum lieben sie Klatsch, und vielleicht kann Kopernikus mir ja was Interessantes sagen.
    Und ich hatt Recht, denn er hat mir zum Beispiel gesagt dass Wimpfeling, Geiler und ihre Freunde sich für antike Dinge interessiren, und dass sie Bücher schreiben über die Geschichte von Straßburg, auch sammeln sie hier und da junge Männer auf der Straße ein und gründen Schulen, ein sehr schlauer Kniff, sagt Kopernikus, nemlich dann lernen die Jungen nur was sie selbst, die Prediger also, gedacht und gesagt haben. Was sollen sie denn lernen, frage ich. Das lässt sich nicht in zwei Worten sagen, erwidert Kopernikus, und macht ein großtuerisches Gesicht als wollt er sagen, nun hör mal gut zu jetzt erklär ich’s dir. Also, dieser Wimpfeling dort in Straßburg hält immerfort Schimpfreden über Italien und sagt, es stimmt zwar dass ihr Italiener als erste angefangen habt die lateinischen Schafften und die antiken Autoren zu pflegen, und habt ihr alles wiederentdeckt, die Antike die Dichtung die Literatur und all diese herrlichen und wichtigen Dinge, die römische Baukunst und die Monumente etcetera. Aber trotz alledem sind die Teutschen für den Wimpfeling deswegen nicht weniger wert, wie dagegen Poggio meint.
    Poggio? ruf ich mit einem Gesicht als hätt man mir gesagt, pass auf, deine Mutter heißt in Wirklichkeit Giacomo und hat einen Bart und vorn einen Schwanz. Kopernikus sieht mich an als wollt er sagen, aha, etwas weißt du also auch, und erzählt weiter dass Poggio, ja, genau der berühmte Bracciolini, dass der die Teutschen hat abgrundtief verachtet, und hat in aller Öffentlichkeit gesagt und auch geschrieben dass sie Barbaren sind und Idioten und Säufer und von allen gehasst werden einschließlich Gott, und sogar dass sie stinken und niedriger stehen als wie alle andren Menschen. Natürlich haben deswegen alle Gift und Galle gespien in Teutschland und sonderlich in Straßburg. Wimpfeling und seine Freunde, die Prediger sind und Geschichtsforscher und Liebhaber von alten Schriften, grad als wie der Poggio, haben gesagt, das Gegenteil ist wahr, nemlich Straßburg ist besser als Rom und das deutsche Volk wird’s den

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