Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
die andern großen Männer wollten die Bücher für ihre Biblioteken und konnten einen guten Preis dafür zahlen, und dann macht Lionardo mir ein Zeichen ich soll aufhören Grassi mit der Fragerei zu belästigen, sonst haut er mir zu Haus die Hucke voll.
Da sag ich zu Grassi, wisst Ihr, Signiore, ich glaub diese üblen Reden gegen den Papst die haben die von Straßburg ausgestreut, nemlich sie sind neidisch auf Rom und die Italiener, wie mir Kopernikus gesagt, und wolln die Kirche erneuern, ja vielleicht wolln sie sogar in alle Kirchenämter Teutsche reinsetzen, sag ich noch, und darum geht ihnen die Reform vom Papst maximamente auf den Sack, weil er lässt sie ja nicht ihre eigne Reform machen, aber da hat Lionardo mich leider das letzte Mal mit einem bösen Anraunzer zum Schweigen gebracht.
Am Schluss ermahnt Grassi uns dass der Valentino und der Papst sich große Fortschritte von Lionardos Nachforschung erwarten, weil Seine Heiligkeit (und hier hat Grassi ein sehr ernstes und betrübtes Gesicht gemacht) sehr beschäftigt ist mit dem Kampf gegen die Türcken, drum muss er sich drauf verlassen können dass die Christen ihm helfen statt ihn zu verraten.
Mein Ziehvater hört sich diese letzten Worte mit einem Gesicht an das ist starr als wie ein Block Eis, aber ich wo vertraut bin mit ihm, ich seh wie sich ein paar Härchen von seinem Bart an den Mundwinkeln bewegen, auf eine Weise die nur ich kenne, und an dieser Grimasse merk ich genau dass mein Ziehvater sich in die Hosen scheißt vor Angst. Denn der Valentino erwartet große Dinge von ihm und hat verlangt dass Lionardo keine andre Arbeit macht für Fiorenza, sonst ist er mit dem Kopf woanders und kann die Ergebnisse von seiner Nachforschung nicht bald liefern. Und ob das alles gut oder schlecht ist für unser Fiorenza, das lass ich Euch entscheiden, mein gnädigster Padrone.
Danach wär ich gern in die Herberge gegangen, weil ich wollte Ordnung schaffen in meinem Kopf, doch auf dem Rückweg sagt Lionardo, ich hab jetzt was zu tun. Wohin geht Ihr, Vater? Ich muss jemanden um seine Meinung fragen, sagt er, und da versteh ich sofort dass er zu der Zigeunerin zurück will um sich sein Schiksal profzie profeize sagen zu lassen, so verlang ich dass ich mitkommen darf, und er hat nicht den Mut nein zu sagen. Sowieso hat Lionardo nach dem Besuch bei Grassi das Gesicht von einem der nach Haus zurückkommt und entdeckt dass seine Frau mit einem andren weggelaufen ist und alles Geld mitgenommen und ihm bloß einen Zettel dagelassen hat worauf steht, auf Nimmerwiedersehen du Arschloch.
Wie wir in die Kammer eintreten wo die Zigeunerin ihre Besucher empfängt da scheint das Weib vor Freude fast zu zerspringen, und sie begrüßt Lionardo mit einem Hallo, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen: Mein lieber Herr, wie schön Euch wiederzusehen, aber bitte setzt Euch doch, wollt Ihr was trinken oder essen, immer werd ich Eure treue Dienerin sein etcetera etcetera, denn sie hat kapirt dass mein Ziehvater den ganzen Quark glaubt den sie sagt und dass sie ihn gehörig melken kann. Doch da macht Lionardo die allergrößte Dummheit von der Welt, nemlich er sagt dass er ein Problem hat mit einem der Poggio Bracciolini heißt, und dann erzählt er ihr vom bösen Gerede gegen den Papst und vom Tod des andren Poggio, also dem spanischen. Weil Lionardo drauf und dran ist alles aber auch wirklich alles von diesen wichtigen Angelegenheiten zu erzählen, gebe ich ihm ohne dass die Alte es merkt unterm Tisch einen Tritt. Und da versteht er dass er grad eine riesige Dummheit begeht, denn sowas macht ja nur der größte Idiot, irgendeiner Zigeunerin all unsre Geschäffte zu erzählen, und darum verschweigt er wie er weiterredet den Namen und die Stellung von den andren Leuten und erzählt bloß so allgemein.
Die Zigeunerin hört sich alles an und macht derweil große Augen und sagt immerfort, ach ja, wiiirklich? Ist ja unglaublich, in was für einer Welt leben wir bloß? Aber ich glaub sie hat nicht mal alles verstanden, was Ser Lionardo gesagt, denn sie ist und bleibt ja nur eine Zigeunerin drum ist sie noch dümmer als ich, und wirklich, am Ende wiederholt sie den einzigen Namen den Lionardo am Anfang genannt, nemlich Poggio Bracciolini, und sagt schön, sehr schön. Dann nimmt sie einen Stapel Karten und lässt Lionardo die ersten elf mit der linken Hand nehmen und legt sie als einen Fächer auf den Tisch und fangt an die Karten zu betrachten, dabei schüttelt sie den Kopf als wollt sie
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