Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai
sagen, oh neinneinnein, so geht das wahrhaftig nicht.
Also gibt sie Lionardo die übrigen Karten und sagt, mein lieber guter Signiore, nehmt die erste Karte die oben drauf liegt. An den Mumpitz von den Zigeunerinnen glaub ich nun ehrlich nicht, Signior Padrone, aber wie ich seh welche Karte Lionardo genommen, da hat’s mich doch ein bisschen geschaudert, muss ich gestehn, und steck ich Euch hier so eine Karte in den Brief bevor ich ihn abschick, die hab ich gekauft von einem Händler.
Es ist das Bild von einem Aufgehängten, aber weil Lionardo der Zigeunerin ja gar nicht erzählt hat dass wir in der Herberge einen Zettel mit einer solchen Zeichnung gefunden, wie zum Teuffel könnt das Weib das wissen? Die Zigeunerin hat gesagt das ist kein gutes Zeichen, nemlich das ist die Karte vom Aufgehängten, die bedeutet den Tod oder am Galgen zu sterben, doch auch dass man Geld verliert, denn wenn man einen Mann an den Füßen aufhängt dann fallt ihm alles Geld aus den Taschen. Außerdem bedeutet es, dass man keine Möglichkeit hat irgendwas zu tun, weil der Aufgehängte ist ja gebunden und kann sich nicht bewegen und gehen, und auch Schwermut und dass man keine Entscheidung treffen kann. Dann sagt sie weiter, diese Karte zeigt ganz deutlich dass alle Probleme von Lionardo von diesem Poggio Bracciolini herkommen, aber mehr wollt sie uns nicht erklären, weil für eine richtige Int e rpetra Intrepre Intrrpt r Scheiße, für eine richtige Erklärung muss sie eine besondre Verrichtung machen, sagt sie, eine Sache von höchst exoterischer Magie, mit der Karte vom Gehenkten. Dann lässt sie meinen Ziehvater seinen Namen auf ein Stück Papier schreiben, um das bei der magischen Verrichtung zu benutzen, und sagt dass wir uns nochmal wiedersehn müssen. In wie vielen Tagen? fragt Lionardo mit der Stimme von einem der sagt, Entschuldigung, Signior Medicus, wann wolltet Ihr mir das rechte Bein absägen?
Oh das braucht mindestens eine Woche, die Geschicht die Ihr mir gerade erzählt habt ist sehr sehr ernst, und Ihr, mein bester Signiore, steckt ganz schön in der Patsche, sagt die Zigeunerin, nemlich in den Karten die Ihr genommen habt seh ich eine Unmenge böser Einflüsse, und die könnten, aber wohlgemerkt, ich sage, die könnten von einem verderblichen Zauber kommen den man mit Euch gemacht, also von einer Verwünschung durch schwartze Magie und andrem Teuffelszeug von solcher Art. Oh wirklich? sagt mein Ziehvater und ist bleicher als wie Kreide. Tja, wer weiß, vielleicht nein vielleicht ja, das muss ich herausfinden, sagt die Zigeunerin dieweil sie Lionardo anschaut mit mitleidgen Augen, und die sind so gut gespielt und fast echt dass ich denk, Signior Padrone, diese Zigeunerin sollt lieber eine Komödiantin machen, weil sie kann sich so gut verstellen dass sie auf dem Teater gewiss mehr verdienen würde als bei dem Gewerbe das sie jetzt betreibt.
Euer beständiger und demütiger Diener
Salaì
24.
Hochwürdigster und allervortrefflichster Padrone,
grad eben hat mit der schönen Morgensonne der Tag gut an gefangen: Ich hab das hölzerne Stäbchen wiedergefunden! War unterm Vorhang am Fenster in einen Spalt im Boden gefallen. Ser Lionardo hat mir versprochen, wenn das fehlende Stäbchen gefunden wird, zeigt er mir wozu die kleinen runden Hölzer nütze sind. Sofort bin ich gerannt ihm die gute Nachricht zu bringen, aber wie ich an Lionardos Tür klopf entdeck ich dass er schon wieder verschwunden ist.
Diesmal hat er mir keine Anweisungen dagelassen und auch keine Nachricht, und ich glaube nicht dass er in die Villa von Hadrian gegangen ist, weil Farben und Blätter und Tinte hat er alles in seinem Zimmer gelassen, und auch das Kästchen mit den Stäbchen aus Holz steht an seinem Platz. Nur ein paar Kleider und Geld hat er mitgenommen.
Sicher hat er Schiss wegen Grassis Warnung von gestern und fürchtet dass er’s nicht schafft den Valentino zufridenzustellen und ihm die Schuldigen von den Verleumdungen zu bringen, drum hat er sich verdrückt. Und ich meine sogar, Signior Padrone, dass er nicht schlecht dran getan, denn der Valentino ist so einer, wenn du den wütend machst dann reißt er dir die Eier ab, zerquetscht sie mit den Füßen ordentlich zu Brei und schmiert sie dir ins Gesicht. Außerdem ist dann auch noch die Zigeunerin mit ihrem dummen Gefasel dazugekommen, und wie wir gestern in die Herberge zurückgegangen, hab ich versucht zu sagen, Vater, ich glaub diese Alte hat keinen blassen Dunst, Ihr werdet doch
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