Salai und Leonardo da Vinci 01 - Die Zweifel des Salai

antwortet sind alle endlich ein bisschen still, und das hat mir gezeigt dass der Padrone vom Campana sehr geachtet ist bei denen die seine Wirtschaft besuchen. Auf jeden Fall hat Angelo gesagt dass die Päpste vor langer Zeit schon den apostolischen Abbreviatoren verboten haben sich Geliebte und Konkubinen zu halten, nemlich sie hatten eine Masse davon und haben sie auf unverschämte Weise öffentlich vorgeführt, und Poggio zum Beispiel hat mit der einen Frau hier und der andren Frau da so viele uneheliche Kinder gehabt dass man sie in Rom schon seit fünfzig Jahren zu zählen versucht, und ist noch immer nicht gelungen.
    Daran sieht man dass so einer macht was er will und das Gute ihn einen Dreck kümmert, sagt Angelo, denn Poggio schrieb sogar dass der Geiz nichts Böses ist und die Gewalt gut für die menschlichen Angelegenheiten, und Bücher mit schmutzigen Witzen hat er auch verfasst. Also wirklich, Signior Padrone, dafür dass dieser Poggio so ein großer Mann war, wie Lionardo sagt, für den man in Fiorenza sogar eine Statue aufgestellt, scheint er mir doch eher ein Sünder grad als wie ich oder irgendein andrer Depp, und ich sag mir, bravo Salaì, der Schnurrbart den du ihm auf seine Statue in Fiorenza gemalt, der passt trefflich, denn dieser Poggio, ich hab’s ja gleich gesagt, der hat ein böses Gesicht, und in manchen Dingen irr ich mich nie, Signior Padrone. Doch dann packt mich schon wieder ein Zweifel, diesmal ein noch größerer: Mag ja sein, dass er viele antike lateinische Handschrifften entdeckt hat, aber warum wird einer der sich so aufführt wie Poggio ein großer Mann genannt?
    Und jetzt muss ich wieder unterbrechen, nemlich bin ich nicht in Rom sondern an einem Ort wovon ich Euch im nächsten Briefe schreibe und wo ich nicht machen kann was ich will, weil ich bin Gast von andren Leuten und will nicht dass jemand sieht dass ich diesen Briefe schreib, um Himmelswillen, drum steck ich ihn mir jetzt tief in die Hosen, ach nein, besser in die Schuh, denn hier in Rom mit all den schönen Weibern weiß man ja nie ob man seine Hosen in den nächsten fünf Minuten noch anhat.
    Immerdar Euer Sklave
    Salaì

31.
    Verehrter Padrone,

    endlich bin ich wieder ungestört und kann Euch in aller Ruhe schreiben, aber um alles gut zu erklären muss ich erst den Bericht von dem was in der Locanda de la Campana passirt ist zuende schreiben. Irgendwann bin ich aus der Wirtschaft gegangen um mich vom Drang zu erleichtern, nemlich zu pissen, weil ich hatte wirklich zu viel Bier im Leib, Heiliger Himmel, Signior Padrone, was diese Teutschen so wegtrinken, und mir war schwindelig als hätt man mir den Kopf in diesen Apparat mit Luftschraube gesteckt den Lionardo erfunden hat, das Ding soll sich furchtbar schnell um sich selbst drehn und dann fliegen, und ich kann Euch nicht sagen wie sehr ich gelacht hab wann ich’s zum ersten Mal gesehen in den Papieren von Lionardo. Ich sag, Meister, was für ein hübsches Gerät um Eier damit zu schlagen, und er wurd fuchsteufelswild, aber er weiß genau dass das Ding nicht mal dann fliegt wenn Jesus am Steuer sitzen würd. 1 *
    Kurzum, wann ich in der Gasse vor dem Campana steh um Pipi zu machen sind drei Teutsche rausgekommen, und kaum sehn sie mich fangen sie an zu lachen und sagen, warte Junge, wer nicht in Gesellschaft pisst, ein Dieb oder Gauner ist, hahaha, und stelln sie sich neben mich und holen ihren Schwengel raus. Und dann haben wir einen Wettkampf gemacht, wer am höchsten auf die Mauer pissen kann, und das war sehr lustig, nemlich auf der Mauer gab’s Ameisen und Spinnen und wir haben um die Wette gepisst, und am Ende hab ich gewonnen mit tödlichen Treffern auf vier Ameisen und drei Spinnen. Dieses Spiel habt Ihr gewiss auch mal mit Euren Freunden gespielt, Signior Padrone, und die drei Teutschen sagen, bravo, du kannst prima zielen mit deinem Schwengel, und ich sag, danke, ich hab auch viel geübt mit den Weibern von Rom, und da sagt einer von den dreien, ja, aber die Weiber sind leichter zu treffen mit dem Schwengel weil sie größer sind als wie Spinnen und Ameisen, und der zweite entgegnet, das stimmt, aber sie rennen auch schneller weg, und der letzte der drei sagt noch, ja, aber die Weiber mögen den Schwengel, und darum lassen sie sich fangen hahahah. Nunja, Signior Padrone, eben all diese Dummheiten die einer sagt, wenn er betrunken ist, und dieweil ich mir den Schwengel schüttel um ihn zu trocknen bevor ich ihn in die Hose zurücksteck, sagen die andren