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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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ihren Lanzenspitzen in die Nüstern, so dass sie sich überschlugen und auf ihre eignen Reiter fielen. Die karthagischen Sklaven hatten zu große Steine geschleudert, die deshalb nicht weit vor ihnen schon wieder zu Boden fielen.
    Die punischen Fußtruppen mit ihren langen Schwertern ließen ihre rechte Flanke ungedeckt. Die Barbaren durchbrachen die Reihen und machten sie rottenweise nieder. Sie stolperten über Sterbende und Tote, weil sie nichts sahen vor lauter Blut, das ihnen ins Gesicht spritzte. Dieses Durcheinander von Lanzen, Helmen, Panzern, Schwertern und Gliedmaßen drehte sich um sich selbst, dehnte sich aus und zog sich elastisch wieder zusammen. Die karthagischen Kompanien lichteten sich immer mehr. Ihre Geschütze waren im Sand stecken geblieben. Am Ende verschwand sogar die Sänfte des Sufeten, seine große kristallglitzernde Sänfte, die man seit Kampfesbeginn immer zwischen den Kämpfern hatte auf- und niederwogen sehen, wie einen Kahn auf den Fluten. Ohne Zweifel war Hanno gefallen!
    Alsbald sahen sich die Barbaren ohne Gegner. Der Staub um sie her senkte sich, und sie begannen bereits zu singen. Da erschien Hanno in eigener Person auf einem Elefanten. Barhäuptig saß er unter einem baumwollenen Sonnenschirm, den ein hinter ihm stehender Neger hielt. Seine Halskette aus blauen Metallplättchen klirrte über den gemalten Blumen seiner schwarzen Tunika. Diamantreifen umspannten seine dicken Arme. Sein Mund war geöffnet. Die riesige Lanze in seiner Hand, die an der Spitze wie eine Lotosblume aussah, glänzte heller als ein Spiegel. Der Erdboden dröhnte, und die Barbaren sahen in einer einzigen Linie sämtliche Elefanten Karthagos heranstürmen, mit ihren vergoldeten Stoßzähnen, ihren blau bemalten Ohren und ihren Panzerungen. Auf ihren Scharlachdecken schaukelten lederne Türme, in denen je drei Bogenschützen mit großen gespannten Bogen standen.
    Die Söldner hatten kaum Zeit, zu den Waffen zu greifen. Sie bildeten aufs Geratewohl Glieder und Rotten. Der Schreck machte sie starr und ratlos.
    Schon regneten von den Türmen Pfeile, Brandgeschosse und Bleimassen auf sie herab. Einige der Barbaren klammerten sich an den Fransen der Decken fest und wollten hinaufklettern. Man hieb ihnen mit Säbeln die Hände ab, so dass sie rücklings in die starrenden Schwerter der anderen stürzten. Die Lanzen waren zu schwach und gingen entzwei. Die Elefanten brachen in die Reihen ein wie Eber in ein Gebüsch. Sie rissen mit ihren Rüsseln die Pikettpfähle aus, durchstürmten das Lager von einem Ende zum andern und warfen mit ihrer Brust die Zelte um. Die Barbaren flohen. Sie suchten Deckung hinter den Hügeln, die das Tal umsäumten, durch das die Karthager marschiert waren.
    Hanno zog als Sieger vor die Tore von Utica. Dort ließ er die Trompeten blasen. Die drei Räte der Stadt erschienen oben auf einem Turm in einer Öffnung der Brustwehr.
    Die Einwohner von Utica sträubten sich, so wohl bewaffnete Gäste aufzunehmen. Hanno wurde heftig. Endlich willigte man ein, ihn mit einem kleinen Geleit einzulassen. Für die Elefanten waren die Straßen zu eng. Sie mussten draußen bleiben.
    Sobald der Sufet in der Stadt war, kamen die Patrizier, ihn zu begrüßen. Er ließ sich in die Bäder führen und rief seine Köche.
    *
    Drei Stunden später saß er immer noch in dem mit Zimtöl gefüllten großen Badebecken. Eine Ochsenhaut war vor ihm ausgespannt. Aus ihr, als Tisch, schmauste er im Bade Flamingozungen mit Mohnkörnern in Honigsauce. Neben ihm stand unbeweglich in langem, gelbem Gewand sein griechischer Leibarzt und ließ von Zeit zu Zeit heißes Öl nachgießen. Zwei Knaben lagen über die Stufen des Beckens gebeugt und massierten dem Badenden die Beine. Doch die Sorge um seinen Körper tat seiner politischen Passion keinen Abbruch, denn er diktierte einen Brief an den Großen Rat; und da man Gefangene gemacht hatte, überlegte er sich, welch grässliche Strafe er für sie erfinden solle.
    â€žHalt!“ gebot er dem Sklaven, der stehend auf der hohlen Hand schrieb. „Man führe ein paar von den Gefangenen herein! Ich will sie sehen!“
    Aus dem Hintergrunde des mit weißem Dampf erfüllten Raumes, in dem die Fackeln wie rote Glutflecke schimmerten, trieb man alsbald drei Barbaren herbei: einen Samniter, einen Spartiaten und einen Kappadokier.
    â€žSchreib

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