Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
Vom Netzwerk:
weiter!“ rief Hanno: „Freut euch, Gottbegnadete! Euer Sufet hat die gefräßigen Hunde ausgerottet! Segen über die Republik! Ordnet Gebete an!“
    Da erblickte er die Gefangnen und brach in Gelächter aus: „Ah! Meine Helden von Sikka! Warum brüllt ihr denn heute nicht? Ich bin's doch! Erkennt ihr mich nicht? Wo habt ihr denn eure Schwerter? Ihr seid schreckliche Kerle! Donnerwetter!“ Er tat, als wolle er sich verstecken, als fürchte er sich vor ihnen. „Ihr habt Gäule, Weiber, Land, Ämter verlangt, natürlich, und Pfründe! Na, ich werde euch in ein Land schicken, das ihr nie mehr verlassen braucht! Und Galgen sollt ihr umarmen, ganz jüngfrauliche! Euer Sold? Den wird man euch aus geschmolzenen Bleibarren ins Maul gießen! Und hohe Stellen will ich euch auch verschaffen, sehr hohe, himmelhohe, damit euch die Geier recht nahe sind ...“
    Die drei langhaarigen, in Lumpen gehüllten Barbaren blickten ihn an, ohne zu verstehen, was er sagte. Man hatte die an den Knien Verwundeten gefangen, indem man ihnen Netze überwarf. Die Enden ihrer schweren Handketten klirrten über die Steinfliesen hin.
    Hanno wurde wegen ihrer Unempfindlichkeit wütend. „Nieder! Nieder! Ihr Bestien! Dreck seid ihr! Ungeziefer! Mist! Und ihr antwortet nicht! Gut! Verstummt! – Man soll ihnen lebendig die Haut abziehen! Auf der Stelle!“
    Er schnaufte wie ein Nilpferd und rollte die Augen. Das wohlriechende Öl floss durch eine plumpe Bewegung seines Körpers über und umschäumte seine schuppige Haut. Im Fackellicht sah sie rosig aus.
    Er fuhr fort zu diktieren: „Wir haben vier Tage lang schwer unter dem Sonnenbrand gelitten. Beim Übergang über den Makar hatten wir Verluste an Maultieren. Trotz der starken Stellung hat der außerordentliche Mut ... – Demonades! Ich habe große Schmerzen! Man feure den Ofen, bis die Ziegel glühen!“
    Man hörte das Geräusch der Ofentür und des Schaufelns. Der Weihrauch in den breiten Pfannen wirbelte stärker, und die nackten Badeknechte, die wie Schwämme schwitzten, rieben dem Karthager die Gelenke mit einer Salbe aus Weizen, Schwefel, Rotwein, Hundemilch, Myrrhen, Galbanum und Storaxbaumharz. Unaufhörlicher Durst verzehrte ihn. Aber den Mann im gelben Gewand rührte dieses Gelüst nicht. Er reichte ihm einen goldenen Becher, in dem nur Vipernbrühe dampfte.
    â€žTrink!“ sprach er, „damit dir die Kraft der sonnengeborenen Schlangen in das Mark der Knochen dringe, und fasse Mut, du Ebenbild der Götter! Du weißt, dass ein Priester Eschmuns die grausamen Sterne in der Nähe des Sirius beobachtet, von denen deine Krankheit herrührt. Sie verblassen wie die Flecken auf deiner Haut. Du wirst also nicht daran sterben.“
    â€žJa, ja, nicht wahr?“ fiel der Sufet ein. „Ich muss nicht daran sterben!“ Und seinen rotblauen Lippen entströmte ein Atem, ekelhafter als die Ausdünstung eines Leichnams. Zwei Kohlen schienen an Stelle seiner wimpernlosen Augen zu glühen. An der Stirn hing ihm ein Klumpen runzliger Haut. Seine Ohren standen ab und sahen dadurch umso größer aus, und die tiefen Furchen, die in Halbkreisen um seine Nasenflügel liefen, verliehen ihm etwas Seltsames, Abschreckendes, das Aussehen eines wilden Tieres. Seine entstellte Stimme klang wie Brüllen.
    â€žDu hast vielleicht recht, Demonades“, sagte er. „In der Tat, hier: mehrere Geschwüre haben sich geschlossen! Ich fühle mich kräftig. Da, sieh nur, wie ich esse!“
    Bei diesen Worten machte er sich, weniger aus Esslust als aus Prahlerei und um sich selbst zu beweisen, dass er gesund sei, an eine Farce von Käse und Majoran, an die entgräteten Fische, die Kürbisse, Austern, Eier, Rettiche, Trüffeln und die kleinen am Spieß gebratenen Vögel. Dabei blickte er unverwandt auf die Gefangenen und weidete sich in Gedanken an der ihnen bevorstehenden Marter. Doch da fiel ihm Sikka ein, und die Wut über all seinen damaligen Ärger entlud sich in Schmähungen gegen die drei Männer.
    â€žBande! Verräter! Halunken seid ihr! Schurken! Verfluchte! Ihr habt mich beleidigen wollen, mich, den Sufeten! Eure Dienste? Den Lohn für euer Blut? Habt ihr das nicht gesagt! Ha, ha, euer Blut!“ Er redete wie zu sich selbst weiter: „Alle miteinander sollen sie sterben! Nicht einer wird verkauft! Aber vielleicht wäre es

Weitere Kostenlose Bücher