Salambo
besser, sie nach Karthago mitzunehmen? Als Staffage für mich? Doch ... ganz gewiss habe ich nicht genug Ketten mitgebracht ...
Schreib: Sendet mir ... â wie viele Gefangene sind es? Man frage sofort Muthumbal darnach! Fort! Nur kein Mitleid! Man bringe mir ihre abgehauenen Hände!â
In diesem Augenblick drang ein seltsames Geschrei, heiser und doch schrill, in das Gemach und übertönte Hannos Stimme und das Klirren der Schüsseln, die man ihm auftischte. Es wurde immer stärker, und plötzlich ertönte das Wutgebrüll der Elefanten, als ob die Schlacht von neuem beginnen würde. Um die Stadt herum lärmte und tobte es laut.
*
Die Karthager hatten es unterlassen, die Barbaren zu verfolgen. Sie hatten sich am FuÃe der Mauern gelagert, mit ihrem Gepäck, ihren Dienern und ihrem ganzen fürstlichen Tross. Sie ergötzten sich in ihren schönen, perlengeschmückten Zelten, während das feindliche Söldnerlager drauÃen in der Ebene nur noch ein Trümmerhaufen war. Spendius hatte seinen Mut wiedergefunden. Er sandte Zarzas an Matho, durchstreifte das Gehölz und sammelte seine Leute. Die Verluste waren nicht hoch gewesen. Man ordnete sich wieder in Reih und Glied, voller Wut, dass man ohne groÃen Kampf besiegt worden war. Da entdeckte man ein groÃes Fass voll Erdöl, das offenbar von den Karthagern zurückgelassen worden war. Spendius lieà sofort Schweine aus den Meierhöfen holen, bestrich sie mit dem Erdöl, zündete sie an und lieà die flammenden Tiere auf Utka hetzen.
Durch das Feuer erschreckt, ergriffen die Elefanten die Flucht und liefen bergan. Man schleuderte ihnen WurfspieÃe nach. Da drehten sie sich um und schlitzten den eigenen Leuten mit ihren StoÃzähnen die Leiber auf oder erdrückten und zerstampften sie mit ihren FüÃen. Hinter den Tieren kamen die Barbaren den Hügel herab. Das punische Lager, das keinen Wall hatte, wurde beim ersten Anlauf genommen und geplündert. Die Karthager wurden gegen die Tore der Stadt getrieben. Aus Furcht vor den Söldnern wollten die Städter sie nicht öffnen.
Der Tag brach an. Von Westen her sah man Mathos FuÃvolk heranmarschieren. Gleichzeitig tauchten Reiterscharen auf. Das war Naravas mit seinen Numidiern. Sie setzten über Hecken und Gräben weg und hetzten die Flüchtlinge wie Jagdhunde die Hasen.
Dieser Wechsel des Kriegsglücks überraschte den Sufeten. Er schrie, man solle ihm aus dem Bade helfen. Die drei Gefangenen standen noch immer vor ihm. Da flüsterte ihm ein Neger â der selbe, der in der Schlacht seinen Sonnenschirm trug â ein paar Worte ins Ohr.
âAch so?â entgegnete der Sufet langsam. âJa, töte sie!â fügte er in barschem Tone hinzu.
Der Ãthiopier zog einen langen Dolch aus seinem Gürtel, und die drei Köpfe fielen. Einer davon rollte über die Reste des Mahls und fiel in das Badebecken. Eine Weile schwamm er. Das Morgenlicht drang durch die Mauerspalten ein. Die drei Leichen lagen auf der Brust. Ihr Blut strömte in dicken Strahlen wie aus drei Quellen. Ein Teppich von Blut rann über die Mosaik, die mit blauem Sand bestreut war. Der Sufet tauchte die Hand in diesen warmen Schlamm und rieb sich die Knie damit Es galt dies als Heilmittel.
Als es Abend geworden war, floh er mit seinem Gefolge aus der Stadt. In der Richtung auf die Berge wollte er sein Heer einholen. Er fand nur die Trümmer davon wieder.
Vier Tage darnach war er in Gorza, auf der Höhe über einem Pass, als sich die Truppen des Spendius in der Tiefe zeigten. Mit zwanzig guten Lanzen, gegen die Vorhut ihrer Marschkolonne gerichtet, hätte man sie leicht aufhalten können. Doch die Karthager lieÃen sie in höchster Bestürzung vorübermarschieren. Hanno erkannte bei der Nachhut den Fürsten der Numidier. Naravas neigte sich zum Gruà und machte dabei ein Zeichen, das der Karthager nicht verstand.
Unter allerhand Nöten gelangte man nach Karthago zurück. Nur des Nachts wurde marschiert, tagsüber verbarg man sich in den Olivenwäldern. Auf jeder Rast starben Leute. Mehrere Male glaubte man sich völlig verloren. Endlich wurde das Hermäische Vorgebirge erreicht, wo Schiffe sie aufnahmen.
Hanno war so ermüdet, so verzweifelt â besonders bedrückte ihn der Verlust der Elefanten â, dass er Demonades um Gift bat, um seinem Leben ein Ende zu machen. Es war ihm zumute, als
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