Salambo
manche Metzelei gesehen hatte, so war manchem nur noch der Glaube an Tod und Schicksal geblieben, und man schlief abends mit der Seelenruhe wilder Tiere ein. Spendius hätte die Bildnisse des olympischen Zeus angespien. Trotzdem scheute er sich, im Dunkeln laut zu reden, und er versäumte nie, jeden Morgen zuerst seinen rechten Fuà in den Stiefel zu stecken.
Er lieà vor Utica einen langen viereckigen Erdwall aufwerfen. Doch in dem MaÃe, wie dieser wuchs, erhob sich auch der Stadtwall. Was die einen zerstörten, wurde von den andern fast unmittelbar wieder aufgebaut. Spendius schonte seine Leute und brütete über allerlei Plänen. Er suchte sich all der Kriegslisten zu erinnern, von denen er auf seinen Reisen hatte erzählen hören. Warum kam nur Naravas nicht zurück? Man war voller Besorgnis und Unruhe.
*
Hanno hatte seine Mobilmachung beendet. In einer mondlosen Nacht lieà er seine Elefanten und Soldaten auf FlöÃen über den Golf von Karthago setzen. Dann umgingen sie den Berg der HeiÃen Wasser, um Autarit auszuweichen, marschierten aber mit solcher Langsamkeit weiter, dass man am dritten Tage, statt die Barbaren im Morgengrauen zu überraschen, wie der Sufet es berechnet hatte, erst gegen Mittag an Ort und Stelle gelangte.
Ãstlich von Utica erstreckte sich eine Ebene in südöstlicher Richtung bis zur groÃen Lagune von Karthago. Im rechten Winkel zu dieser Ebene mündete dicht südlich Utica von Südwesten her ein Tal, von zwei niedrigen Höhenzügen umsäumt, die plötzlich abbrachen. Die Barbaren hatten ihr Lager etwas links des Talausgangs aufgeschlagen, um auch den Hafen im Gesichtskreise zu haben. Sie schliefen in ihren Zelten â an diesem Tage ruhte nämlich Freund wie Feind kampfesmüde â als hinter dem Hügelrücken das Heer der Karthager auftauchte.
Mit Schleudern bewaffnete Knechte waren ausgeschwärmt und hatten sich auf den Flügeln aufgestellt. In der vordersten Front ritt die Garde in ihren goldenen Schuppenpanzern auf schweren Pferden ohne Mähne, Schopf und Ohren, die mitten auf der Stirn ein silbernes Horn trugen, damit sie Rhinozerossen ähnlich sahen. Zwischen ihren Schwadronen marschierte junge Mannschaft, mit niedrigen Helmen auf dem Kopf, in jeder Hand einen Wurfspieà aus Eschenholz. Dahinter nahten die langen Lanzen des schweren FuÃvolks. Alle diese Krämer hatten ihre Leiber mit Waffen überladen. Man sah manche, die eine Lanze, eine Streitaxt, eine Keule und zwei Schwerter trugen. Andere starrten wie Stachelschweine von WurfspieÃen, während sie ihre mit Horn- oder Eisenschienen gepanzerten Arme weit vom Kürass abspreizten. Zuletzt erschienen die hohen Gerüste der Kriegsmaschinen. Karroballisten, Onager, Katapulte und Skorpione schwankten auf Wagen daher, die von Mauleseln und Ochsengespannen gezogen wurden. Je mehr sich das Heer ausbreitete, umso emsiger eilten die Hauptleute bald nach rechts und bald nach links, um unter lauten Befehlen geschlossene Ordnung, Fühlung und Marschrichtung aufrecht zu erhalten. Die Stabsoffiziere, die Gerusiasten waren, prunkten in Purpurmänteln, deren prächtige Fransen sich in den Riemen ihrer Panzerstiefel verwickelten. Ihre Gesichter, über und über mit Zinnober bestrichen, glänzten unter ungeheuren Helmen, auf denen sich Göttergestalten abhoben. Ihre Schilde mit edelsteinbesetzten Elfenbeinrändern leuchteten wie Sonnen über eisernen Mauern.
Die Karthager manövrierten so schwerfällig, dass die Söldner sie höhnisch aufforderten, sich doch lieber hinzusetzen. Sie schrien ihnen zu, sie würden ihnen demnächst die dicken Bäuche erleichtern, die Vergoldung von der Haut klopfen und ihnen Eisen zu saufen geben.
Hoch auf dem Maste, der vor Spendius' Zelt aufgepflanzt war, wurde eine Standarte von grüner Leinwand gehisst: das war das Zeichen zum Kampfe.
Das Heer der Karthager antwortete mit einem gewaltigen Lärm ihrer Trompeten, Zimbeln, Pauken und Flöten aus Eselskinnbacken. Die Barbaren waren bereits über die Palisaden gesprungen. Beide Heere standen einander auf Speerwurfweite gegenüber.
Ein balearischer Schleuderer trat einen Schritt vor, legte eine Tonkugel in seinen Riemen und schoss sie ab, indem er die nötigen Griffe machte. Drüben beim Gegner zersprang ein Elfenbeinschild, und die beiden Heere stürzten aufeinander zu.
Die Griechen stachen die feindlichen Pferde mit
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