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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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damit zum Schutzgeist seiner Worte machte. Dann steckte er sie wieder zu sich; und wie von plötzlicher Wut ergriffen, schrien alle durcheinander:
    â€žDu bist mit den Barbaren befreundet! Verräter! Verruchter! Du kommst zurück, um unseren Untergang mit anzusehen, nicht wahr? – Lasst ihn reden! – Nein, nein ...!“
    Sie rächten sich für den Zwang, den ihnen das staatsmännische Zeremoniell bisher auferlegt hatte. Obwohl sie Hamilkars Rückkehr gewünscht hatten, so waren sie jetzt doch darüber entrüstet, dass er ihrem Unglück nicht vorgebeugt, oder vielmehr, dass er es nicht mit ihnen geteilt hatte.
    Als sich das Geschrei gelegt hatte, stand der Oberpriester Molochs auf. „Wir fragen dich: warum bist du nicht nach Karthago zurückgekehrt?“
    â€žWas geht das euch an?“ antwortete der Sufet verächtlich.
    Das Geschrei begann wieder.
    â€žWessen beschuldigt ihr mich? Hab ich etwa den Krieg schlecht geführt? Ihr habt meine Schlachtpläne gesehen, ihr, die ihr gemütlich zulasst, dass Barbaren ...“
    â€žGenug! Genug!“
    Mit leiser Stimme, damit schärfer darauf gehört wurde, fuhr er fort:
    â€žAch, wahrlich, ich täusche mich, ihr Gottbegnadeten! Es gibt doch noch Tapfere unter euch! Gisco erhebe dich!“ Er schritt mit halb geschlossenen Lidern vor dem Altar hin, als ob er jemanden suchte, wobei er wiederholte: „Erhebe dich, Gisco! Du kannst mich anklagen. Sie werden dich schützen! Aber wo ist er?“ Dann, als besänne er sich, gab er sich selbst zur Antwort: „Ach, gewiss in seinem Hause, im Kreise seiner Söhne. Er gebietet seinen Sklaven. Er ist glücklich. Er zählt an der Wand die Ehrenketten, die ihm das Vaterland verliehen hat!“
    Sie zuckten mit den Schultern, wie von Peitschenhieben getroffen.
    â€žSo wisst ihr nicht einmal, ob er lebt oder tot ist?“ Und ohne sich um ihr Geschrei zu kümmern, erklärte er: Indem sie den Sufeten im Stich gelassen hätten, sei die Republik selbst in Gefahr geraten. Auch der Friede mit Rom, so vorteilhaft er ihnen scheine, sei verderblicher als zwanzig Schlachten.
    Einige klatschten ihm Beifall: die wenigen der Reichen des Rates, die im Verdacht standen, zum Volke oder zur Tyrannis zu neigen. Ihre Gegner, die obersten Staatsbeamten und Syssitienvorstände, hatten indessen die Majorität. Die Angesehensten hatten sich um Hanno geschart, der am anderen Ende des Saals vor der hohen Tür saß, die ein hyazinthenblauer Vorhang verhängte.
    Er hatte die Schwären seines Gesichts mit Schminke bestrichen. Der Goldpuder seiner Haare war ihm auf die Schultern gefallen und bildete dort zwei glänzende Flecke. Dadurch sah das Haar weißlich, dünn und kraus wie Wolle aus. Seine Hände waren mit Binden umwickelt, die mit wohlriechendem Öl getränkt waren, das auf den Boden herabtropfte. Seine Krankheit hatte sich offenbar beträchtlich verschlimmert, denn seine Augen verschwanden in den Falten der Lider. Um sehen zu können, musste er den Kopf zurückbiegen. Seine Anhänger veranlassten ihn zu reden. Endlich begann er mit heiserer, widerwärtiger Stimme:
    â€žWeniger Anmaßung, Barkas! Wir alle sind besiegt worden! Jeder trage sein Unglück! Füge dich!“
    Hamilkar lächelte und sprach: „Erzähle uns lieber, wie du unsere Penteren in die römische Flotte hinein manövriert hast!“
    â€žIch wurde vom Winde getrieben“, gab Hanno zur Antwort.
    â€žDu machst es wie das Rhinozeros, das auf seinem Mist herum trampelt. Du stellst deine eigne Dummheit zur Schau! Schweig lieber!“
    Alsdann begannen sie, einander wegen der Schlacht bei den Ägatischen Inseln anzuschuldigen.
    Hanno machte Hamilkar den Vorwurf, er sei ihm nicht entgegen gekommen.
    â€žEi, dann hätte ich den Eryx entblößt. Du musstest die offene See gewinnen! Was hinderte dich daran? Ach, ich vergaß: die Elefanten haben ja alle Angst vor dem Meer!“
    Hamilkars Freunde fanden diesen Witz so gut, dass sie in ein lautes Gelächter ausbrachen. Die Wölbung hallte davon wider, als hätte man Pauken geschlagen.
    Hanno wies auf das Unwürdige einer solchen Beleidigung hin. Er habe sich seine Krankheit bei der Belagerung von Hekatompylos durch eine Erkältung zugezogen. Dabei rannen ihm die Tränen über das Antlitz, wie ein Winterregen über eine verfallene Mauer.
    Hamilkar fuhr fort: „Hättet ihr

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