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Salambo

Salambo

Titel: Salambo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustave Flaubert
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auf das Zeltdach und brachte es in leise zitternde Bewegung.
    Matho lag wie ein Trunkener schlafend auf der Seite. Ein Arm von ihm hing über den Rand des Lagers hinab. Sein perlengeschmücktes Kopftuch hatte sich ein wenig verschoben und ließ seine Stirn frei. Ein Lächeln umspielte seine halb geöffneten Lippen. Die Zähne glänzten zwischen seinem schwarzen Bart, und um seine nicht ganz geschlossenen Augen lachte stille Heiterkeit, die Salambo beinahe kränkte. Sie stand vor seinem Lager und blickte ihn unbeweglich an, mit gesenktem Haupt und übereinander gelegten Händen.
    Am Kopfende des Bettes lag auf einem Tisch aus Zypressenholz ein Dolch. Der Anblick der funkelnden Klinge erweckte in Salambo ein blutrünstiges Verlangen. Es war ihr, als klagten ferne Stimmen in der Nacht, ein sie beschwörender Geisterchor. Sie trat näher, sie fasste den Stahl beim Griff. Ihre Gewänder streiften den Schläfer. Da öffnete Matho die Augen. Er berührte mit seinen Lippen ihre Hände, und der Dolch fiel zu Boden.
    Draußen erhob sich Geschrei. Erschreckende Helle leuchtete hinter dem Zelt auf. Matho schlug die Leinwand am Eingang zurück: das Lager der Libyer stand in Flammen.
    Die Schilfhütten brannten. Die Rohrstäbe krümmten sich, platzten im Qualm und schossen wie Pfeile davon. Am blutroten Horizont sah man schwarze Schatten wirr durcheinander laufen. In den Hütten heulten die darin Verbliebene. Elefanten, Rinder und Pferde jagten mitten durch das Getümmel und zertraten Menschen, Kriegsgerät und das aus den Flammen gerettete Gepäck. Dazu Trompetensignale. Alles rief: „Matho! Matho!“ Man wollte in sein Zelt eindringen. „Komm! Hamilkar verbrennt Autarits Lager!“
    Er stürmte hinaus. Salambo blieb allein zurück.
    Sie betrachtete den Zaimph, und als sie ihn genug angeschaut hatte, war sie erstaunt, das Glück nicht zu fühlen, das sie sich davon ersehnt hatte. Schwermütig stand sie vor ihrem unerfüllten Traum.
    Da wurde der Saum des Zeltes aufgehoben, und eine unförmige Gestalt erschien. Salambo erkannte anfangs nichts als zwei Augen und einen langen weißen Bart, der bis zur Erde hinab hing, denn der übrige Körper kroch über den Boden, durch die Lumpen eines gelbroten Gewandes behindert. Bei jeder Bewegung des Vorwärtskriechenden verschwanden die beiden Hände im Bart und kamen dann wieder hervor. So schleppte sich die Gestalt bis vor Salambos Füße. Jetzt erkannte sie den alten Gisco.
    Die Söldner hatten den gefangenen Gerusiasten, damit sie nicht fliehen konnten, mit Eisenstangen die Beine zerschmettert und ließen sie in der Grube im Unrat verkommen. Nur die Stärksten richteten sich schreiend hoch, wenn sie das Klappern der Kochgeschirre vernahmen. So hatte Gisco Salambo bemerkt. An den kleinen Achatkugeln, die an ihre Schuhe schlugen, hatte er erraten, dass es eine Karthagerin sein müsse, und ergriffen von der Ahnung eines wichtigen Geheimnisses war es ihm mit Hilfe seiner Leidensgefährten gelungen, aus der Grube hinauszuklettern. Dann hatte er sich auf Ellbogen und Händen die zwanzig Schritte bis zu Mathos Zelt geschleppt. Zwei Stimmen sprachen darin. Er hatte draußen gelauscht und alles gehört.
    â€žDu bist es!“ sagte sie nach einer Weile, ganz entsetzt.
    Gisco richtete sich auf den Händen empor und erwiderte: „Ja, ich bin es! Man hält mich wohl für tot, sag?“
    Sie senkte den Kopf. Er redete weiter: „Oh, warum haben mir die Götter diese Gnade nicht erwiesen?“ Dabei kroch er so nahe an sie heran, dass er sie streifte. „Sie hätten mir den Schmerz erspart, dich verfluchen zu müssen!“
    Salambo wich hastig zurück. Ihr graute es vor diesem schmutzigen Wesen, das scheußlich war wie ein Gespenst und schrecklich wie ein Ungeheuer.
    â€žIch bin fast hundert Jahre alt“, fuhr er fort. „Ich habe Agathokles gesehen und Regulus. Habe es erlebt, dass die römischen Adler die Ernte der punischen Felder zertraten. Habe alle Gräuel des Krieges gesehen und wie das Meer bedeckt war mit den Trümmern unserer Flotte! Barbaren, deren Feldherr ich war, haben mich nun an Händen und Füßen gefesselt wie einen Sklaven, der einen Mord begangen hat. Meine Gefährten sterben einer nach dem anderen um mich herum. Der Gestank ihrer Leichen lässt mich nachts nicht schlafen. Ich wehre die Vögel ab, die ihnen die Augen

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