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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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schützen.
    Je mehr sie zappelte, umso fester drückte er. Franziska schossen Tränen in die Augen. Was war los mit ihm?
    Es klingelte jetzt mehrmals hintereinander.
    Sie brachte nur ein Röcheln heraus, als er sie wieder zu Luft kommen ließ.
    Â»Was ist denn?«, stöhnte sie weinend.
    Er setzte ein verzerrtes Grinsen auf, und sie spürte einen feinen Stich am Hals, der sofort vorüber war. Franziska konnte gar nicht sagen, ob es wirklich ein Stich gewesen war. Doch dann hielt er ihr die leere Spritze vors Gesicht.
    Es sind nur Vitamine, dachte sie. Er spielt mit dir. Will dir Angst machen. Er würde ihr doch nichts tun? Ihr und ihrem Kind! Nein, sie sah die Erregung in seinen Augen, die jetzt ganz nah an den ihren waren. Er wollte sie jetzt nehmen. Sie spürte seine Lippen hauchzart auf ihrer Wange und atmete erleichtert aus. Er hatte nur mit ihr gespielt.
    Â»Herzlichen Glückwunsch«, flüsterte er ihr zärtlich ins Ohr. Seine Hand fuhr ihr durchs Haar, wanderte unters Kinn. Mit seinem Zeigefinger strich er ihr über die Lippen, die sich öffneten und seinen Finger aufnahmen, daran saugten. Es war nur ein Spiel gewesen.
    Er zog den Finger zurück, presste die Handfläche auf ihren Mund, blickte ihr ganz tief in die Augen und hauchte: Ȇbrigens: Ich bin unfruchtbar.«
    * * *
    Sie machten einfach nicht auf. Schlageter probierte es mit Dauerklingeln, aber auch das führte zu keiner erkennbaren Reaktion. Hatten Brockmann und seine Begleiterin vielleicht mitbekommen, dass sie verfolgt wurden? Oder hatten sie den Wagen nur abgestellt und waren vorne aus dem Praxisgebäude direkt wieder rausgegangen? Schlageter wurde nervös, doch dann öffnete sich die Tür. Eine Frau in seinem Alter kam heraus.
    Â»Sie werden nicht viel Glück haben. Heute ist hier alles dicht«, sagte sie und wollte die Tür schon wieder hinter sich schließen.
    Â»Und Sie?«
    Â»Ich wüsste nicht, was Sie das angeht. Oh, Polizei.« Sie schaute sich den gezückten Dienstausweis genau an. »Ich habe oben meine Praxis. Dr. Marietta Fleck, Hals, Nasen, Ohren.«
    Â»Und was haben Sie hier gemacht, wenn doch heute alles dicht ist?«
    Â»Die Post durchgeschaut, mit ein paar Patienten telefoniert und ansonsten ganz viel Bürokram. Hat die Polizei damit ein Problem?«
    Â»Ã„h, nein. Also, ich wollte nicht … Egal. Wissen Sie, ob Dr. Brockmann auch da ist?«
    Sie inspizierte ihn von oben nach unten mit einem prüfenden Blick. »Sie sind kein Patient, nehme ich mal an. Na ja, ich will nicht neugierig sein. Er scheint da zu sein. Streitet sich wohl mit jemandem. Ist jedenfalls ziemlich laut da oben.«
    Â»Danke«, rief Schlageter, der schon hineinlief und schnurstracks auf den Fahrstuhl zusteuerte. Offenbar ging es gerade zur Sache. Er wollte unbedingt hören, was da gesagt wurde, und erfahren, wer die Frau war. Er trat in den Aufzug und drückte den Knopf für die Etage. Ungeduldig wartete er darauf, dass die Tür sich endlich schloss. Schließlich war es so weit, der Aufzug setzte sich unendlich träge in Bewegung. Er blickte auf die Anzeige und sah eine »1« aufleuchten. Er hoffte inständig, dass Brockmann und die geheimnisvolle Frau jetzt nicht durch das Treppenhaus nach unten abhauten. »2«. Er kaute auf seiner Unterlippe und begutachtete sich im Spiegel, woraufhin er sich das Hemd auf seiner rechten Seite etwas tiefer in die Hose steckte. »3«. Endlich. Schlageter machte sich bereit. Die Tür glitt auf.
    Der Eingang zu Brockmanns Praxis war verschlossen. Es war auch nichts zu hören. Und nichts zu sehen. Der Empfangsbereich lag verlassen da, das Licht war aus. Dann hörte er einen Schrei. Den Schrei einer Frau: »Hilfe!«
    Schlageter wollte instinktiv zur Pistole greifen, aber die war ja weg. Also hämmerte er gegen die gläserne Tür und schrie: »Aufmachen. Polizei! Herr Brockmann, machen Sie auf. Verdammt noch mal! Sie machen es nur schlimmer.«
    Er trommelte mit beiden Fäusten auf das Sicherheitsglas, aber niemand kam. Doch, jetzt tat sich etwas. Brockmann. Er kam langsam in Richtung Tür. Schlageter erkannte einen irren Blick in seinen Augen. Er trat einen Schritt zurück und bereitete sich darauf vor, sich mit den Fäusten gegen den jüngeren Mann zur Wehr zu setzen. Aber Brockmann schloss einfach nur auf, drehte sich um und schlurfte weiter in Richtung

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