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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Vierzimmerwohnung lebte, hatte Lutz ein Zimmer mit einer Kochecke. Toilette und Bad lagen außerhalb der Wohnung. Lutz hatte im Vorbeigehen auf eine Tür gezeigt, die sich direkt neben der zum Heizungskeller befand. Das Zimmer selbst verfügte über einen Flachbildfernseher, eine Schlafcouch älteren Datums, auf der zerknülltes Bettzeug lag, und einen Kleiderschrank, dessen Türen schief in den Scharnieren hingen. Der Boden war mit einem niedrigflorigen grauen Teppich ausgelegt. Unter dem flachen, aber hoch angebrachten Fenster, durch das man auf den unteren Teil einer steilen Böschung schauen konnte, stand ein rollbarer Computertisch mit einem alten Schätzchen, das sogar noch einen richtig klobigen Monitor hatte. Im Sitzen konnte man beim Blick nach draußen wahrscheinlich einen Streifen Himmel erkennen. Neben dem  PC stand ein Regal, in dem eine ganze Menge saubere T-Shirts, teilweise in Plastikfolie verschweißt, gestapelt lagen.
    Â»â€™tschuldigung, ich hab nicht aufgeräumt«, sagte Lutz und packte seine eigenen spärlichen Einkäufe aus, die er in den laut brummenden Kühlschrank räumte.
    Â»Kein Ding«, sagte Schlaicher. »Du hast es ganz nett hier.«
    Â»Nett? Das ist ein Loch! Aber ich musste es bisher nicht selbst bezahlen und darf dann wahrscheinlich auch nicht wählerisch sein. Kostet hundertfünfzig warm. Ein Kellerraum ist auch noch dabei. Wenn du mich behältst und ich ein gesichertes Einkommen habe, nehme ich die nächste Wohnung, die weiter oben frei wird.« Er faltete den Jutebeutel zusammen und legte ihn in den Unterschrank der Spüle.
    Â»Wegen deines Jobs bin ich da«, begann Schlaicher. »Du weißt ja, dass ich heute und morgen die Berichte machen muss. Ich habe aber noch ein … sagen wir mal, Projekt am Laufen. Und ich hätte gern, dass du die Kameras überwachst. Ich habe das Programm dabei.«
    Â»Keine Chance«, sagte Lutz und ging zu seinem Computer rüber. »Erste Pentium-Generation, der reicht gerade noch zum Surfen. Deine Software läuft da nicht drauf.«
    Â»Und wenn du mit zu mir kommst? Du kannst die Stunden natürlich später frei nehmen.«
    Â»Logo«, sagte Lutz zu Schlaichers Freude.
    Er holte das Handy raus und warf einen Blick auf die Kamera-App. Die Bewegungsmelder waren die ganze Zeit über nicht angesprungen, aber anscheinend war etwas passiert, während er bei Lutz war. Die Außenkamera lief.
    Â»Hey, das geht auch aufs Handy?«
    Â»Testversion der Testversion. Scheint aber ganz gut zu funktionieren«, sagte Schlaicher.
    Lutz schaute ihm über die Schulter, als die außen am Lagerfenster angebrachte Kamera nun zwei Männer und eine Frau zeigte, die, während sie sich unterhielten, die Treppe hinabgingen und in Richtung Ausgang strebten, wo sie aus dem Sichtfeld verschwanden. Das Lager war jetzt also wahrscheinlich leer.
    Â»Das war doch die Lefèvre. Wo ist das?«, wollte Lutz neugierig wissen.
    Â»Das ist ihr Lager in Weil.«
    Â»Was? Du hast da eine Kamera angebracht?«
    Schlaicher nickte und sagte: »Nimm dir kein Beispiel an mir.« Dann fiel ihm etwas ein. »Hast du Lust, heute Abend mit auf eine Party zu kommen?«
    Â»Ã„h, ist das dein Ernst?«
    Schlaicher nickte erneut. »Aber du brauchst ordentliche Klamotten dafür.«
    Beim Blick in Lutz’ Kleiderschrank merkte Schlaicher schnell, dass die Sachen, die sein neuer Mitarbeiter bis jetzt angehabt hatte, wohl tatsächlich seine besten waren. Lutz erzählte ihm, dass er versuchte, ein Geschäft mit bedruckten T-Shirts aufzuziehen, was aber nur sehr mager lief. Schlaicher konnte sich das gut vorstellen, denn eigentlich konnte jeder selbst bei irgendwelchen Internetanbietern ein T-Shirt nach Wahl bedrucken lassen. Und die Sprüche von Lutz waren nicht so gut, dass man sie unbedingt auf dem Leib tragen musste. Auf dem einen T-Shirt im Regal hatte er lesen können: »Von dir bekomme ich immer so schmutzige Gedanken!«
    Er überlegte. Da er jetzt Hilfe hatte, würde er nachher noch ein bisschen – und vor allem morgen – an den Berichten arbeiten können, während Lutz die Lagerkameras im Auge hatte. Und da die Handy-App funktionierte, mussten sie jetzt nicht einmal besonders schnell nach Hause fahren, um zu sehen, ob sich etwas bei der Lefèvre tat. Ein kleiner Umweg, um Lutz in Lörrach ein paar ordentliche Klamotten für

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