Salamitaktik
verwirrt.
»Und ich telefoniere hier wohl mit dem Heiligen Geist? Genug davon. Sie bleiben auf Ihrer Position, falls Brockmann beschlieÃen sollte, hintenrum abhauen zu wollen. Oder falls er seine Begleitung wegschickt.«
»Verstanden. Ende.«
Schlageter hob die Hand erneut, um endlich zu klingeln.
*Â *Â *
Franziska Richter war zufrieden mit sich. Peters erste Reaktion war zwar nicht die gewesen, die eine werdende Mutter sich von ihrem Zukünftigen erhoffte, doch jetzt verhielt er sich auf einmal richtig süÃ. Ausruhen musste sie sich zwar wirklich noch nicht. Aber wenn er es unbedingt wollte, konnte sie auch hier liegen und ihrem Bald-Ehemann zusehen, wie er die Fläschchen mit dem falschen Botox wegschüttete.
»Wir werden es schaffen. Ich werde es schaffen«, sagte er immer wieder. Er klang aufgeregt. Kein Wunder. Die Situation war heftig und die Polizei hinter ihnen her. Doch das würde sie nur noch mehr zusammenschweiÃen. Er wusste, was er sagte. Das wusste er immer. Wer sollte ihnen denn auch etwas beweisen können? Keiner von ihnen würde je etwas verraten. Dieses Geheimnis würden sie mitnehmen bis ins Grab, ein Schwur, der ihre Schicksale noch mehr verband als einer in der Kirche es jemals könnte. Sie liebten sich.
Franziska Brockmann. Sie lieà sich ihren neuen Namen auf der Zunge zergehen. Ein weiÃes Kleid, ein gewaltiges Fest. Sie würde reich sein und sich um das Baby kümmern, Peter würde ruhiger werden, jetzt, wo dieses Weib nicht mehr da war. Er wäre bestimmt ein guter Vater. Wahrscheinlich war er ja auch der Vater. Nur sicher war sich Franziska nicht.
Vor anderthalb Monaten war sie Aaron auf einer Party in Basel begegnet. Er war neunundzwanzig, genauso wie sie. Es war passiert, als Peter mit diesem Weib nach Berlin zu einem Kongress gefahren war, wo man seine Frau kannte.
Eigentlich war Franziska nur mit Aaron nach Hause gegangen, weil sie es Peter hatte heimzahlen wollen, dass er mit Tamara wegfuhr. Peters Frau, nein, tote Exfrau, hatte das Leben geführt, das Franziska sich wünschte, hatte den Mann gehabt, der ihr gehören sollte. Als Peter wieder da war, hatten sie wunderbaren Sex gehabt. Peter war richtig zärtlich gewesen. Ohne Drogen. Und Franziska war sich fast sicher, dass das Baby seins war. Es musste so sein. Eine Mutter spürt so etwas, dachte sie. Er würde jetzt bestimmt das Kokain weglassen und ruhiger werden. Manchmal machte er ihr ein bisschen Angst, wenn er unter der Droge stand. Er konnte dann so selbstsüchtig sein. Na gut, sie kam dabei auch auf ihre Kosten.
»Liegst du gemütlich?«, fragte Peter. Er schaute wirr in ihre Richtung.
»Ja.« Was sollten diese dauernden Fragen?
»Ich bin sehr froh, dass du mich so liebst«, meinte er mit einer eigenartigen Betonung auf »liebst«.
»Und ich, dass du mich so liebst«, antwortete sie verunsichert.
»Du hast mein Leben ganz schön durcheinandergebracht.« Er zog eine Spritze auf.
»Was machst du da?«, fragte sie besorgt.
»Ach, ich will dir nur ein paar Vitamine geben.«
»Nein, ich brauche keine â¦Â« Sie richtete sich auf.
»Bleib liegen!«, befahl er. Franziska erschrak so sehr, dass sie nicht auf ihn hörte. Sie wollte aufstehen. Da sah sie, wie er ausholte und seine Hand auf ihr Gesicht zudonnerte. Er traf sie mit ungeahnter Wucht. Sie schrie auf vor Schreck, Angst und Schmerz. »Das magst du doch«, sagte er aggressiv und drückte sie auf die Liege.
»Du tust mir weh!«
»Ach, tue ich das?«
Es klingelte. Peter schaute sich konfus um, dann wandte er sich wieder ihr zu. Aus seinem Gesicht sprach düstere Entschlossenheit.
»Lass mich los!«, schrie sie ihn an und versuchte aufzustehen, doch er drückte sie nieder mit seiner Kraft. »Lass mich los«, wiederholte sie, diesmal aber leise und verführerisch. »Ich will dich. Jetzt gleich.« Sie gab vor, aus Erregung heraus schwer zu atmen, Wachs zu werden in seinen Händen, doch innerlich verspürte sie Panik.
»Du verarschst mich nicht mehr.«
Es klingelte erneut.
»Arschloch!«, brüllte Peter in Richtung Tür. Seine Hand legte sich um ihre Kehle. Franziska riss ihre Knie hoch und schlug um sich, traf ihn auch, aber ihre Schläge schienen ihn nicht zu beeindrucken. Stattdessen drückte er fest zu und befahl: »Bleib still.« Instinktiv versuchte sie, ihren Bauch zu
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