Salamitaktik
Schlageters Party zu besorgen, war definitiv drin.
*Â *Â *
Mario schmierte für sich und Trefzer Leberwurstbrote. Für Irfan belegte er eines mit Käse. Schlaichers Nachbar saà mittlerweile oben auf dem Sofa und hatte sich etwas beruhigt. Seine Hände waren noch gefesselt, aber jetzt hatten sie das andere Ende des Kabels an dem Sofa befestigt, sodass es etwas bequemer war und sie ihm wenigstens die Beine frei lassen konnten. Als sie ihn losgebunden hatten, konnte er erst gar nicht stehen und hatte dann über seine »iigâschloofeni Fiäë geklagt.
Irfan war bei ihm, ebenso der Hund. Sie schauten sich Pinky und der Brain an, eine Zeichentricksendung über zwei Labormäuse, die die Weltherrschaft übernehmen wollen. Die beiden Männer schienen sich zu amüsieren, den Hund namens Dr. Watson interessierten ambitionierte Labormäuse offenbar nicht.
Dieser Schlaicher lässt sich gehörig Zeit, dachte Mario. Es war nun schon halb fünf, sie warteten seit Stunden. Mario war sogar mit Dr. Watson spazieren gegangen, als der zu sehr gewimmert hatte, weil er musste. Irfan hatte darauf bestanden, dass sich einer von ihnen immer unten aufhielt, damit sie von Schlaichers Rückkehr nicht überrascht würden. Der Elektroschocker lag für den Ernstfall auf dem Küchentisch bereit.
»Die Brote sind fertig«, rief Mario und läutete damit den Wachwechsel ein. Irfan kam nach unten, und Mario nahm die Leberwurstbrote und den Elektroschocker und setzte sich neben Trefzer aufs Sofa, wo er ihn mit dem Brot fütterte.
»Psst!«, zischte Irfan plötzlich. Wie besprochen, stellte Mario den Fernseher auf stumm und aktivierte den Schocker. Er zeigte ihn Trefzer, der aber gerade so viel Brot im Mund hatte, dass er es ohnehin erst hätte ausspucken müssen, um laut schreien zu können. Beide lauschten angestrengt nach unten.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, zwei Männerstimmen waren zu hören, die Tür ging wieder zu, dann wurden beide Männer schlagartig still. Jetzt sprach Irfan: »Hände hoch und keinen Mucks.«
Wenn die Lage nicht so erst gewesen wäre, hätte Mario gelacht. Es klang wie in einem Gangsterfilm über die Olsen-Bande. Und er war mittendrin.
»Hey, was ist hier los? Nehmen Sie die Waffe runter! Wer sind Sie?«, fragte einer der Männer.
»Niemandem muss etwas passieren, wenn ihr euch ruhig verhaltet und ich bekomme, was ich will«, antwortete Irfan.
»Gehören Sie zur Lefèvre?«, fragte der Mann.
»Ãh, nein. Zu wem?«
Mario hörte Irfan an, dass ihn diese Frage verwirrte. Er stand auf und schaute über das Geländer der Galerie.
»Mario?«, sagte der zweite Typ, der wie der andere die Hände in die Luft reckte.
»Lutz?«
Mario wunderte sich, dass ihm der Name eingefallen war. Er kannte den Typen kaum. Lutz war zweimal zusammen mit anderen bei ihm auf dem Hof gewesen und hatte Gras gekauft. Da Opa Georg es nicht mochte, wenn seine Kunden lange blieben, hatte Mario sich abgewöhnt, die Leute ins Haus zu lassen und mit ihnen eine Testtüte zu rauchen. Er hatte Lutz also zweimal für wahrscheinlich nicht länger als insgesamt fünf Minuten in einer Gruppe von Leuten gesehen. Trotzdem war ihm dieser verdammte Name sofort eingefallen. Und viel schlimmer noch: Lutz hatte Mario erkannt. Waren sie jetzt alle dem Tod geweiht?
»Ihr kennt euch?«, fragten Irfan und Schlaicher gleichzeitig.
Auch die Antwort kam unisono: »Ãh, ja.«
In dem Moment stapfte Dr. Watson an Mario vorbei die Treppe hinab. Er hatte Marios Leberwurstbrot im Maul und hielt kauend auf sein Herrchen zu. Der Hund wirkte als Einziger in der Wohnung wahrhaft glücklich.
*Â *Â *
»Was machst du denn hier?«, fragte Mario nach unten.
»Ich arbeite hier«, antwortete Lutz. »Und du?«
»Haltet gefälligst die Fresse«, drohte der Typ mit der Pistole. Schlaicher merkte schnell, dass er es hier mit jemandem zu tun hatte, der die Situation genau durchdacht hatte. Nur dass sich Lutz und sein Begleiter kannten und erkannten, schien nicht zu seinem Plan gehört zu haben. Und das hielt Schlaicher nicht unbedingt für ein gutes Zeichen. Er überlegte fieberhaft, wie die Männer in seine Wohnung gekommen waren, was sie von ihm wollten und wie er am besten aus dieser Situation herauskommen könnte. Die beiden schienen, obwohl sie auch dunkelhaarig waren,
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