Salamitaktik
machte er eine die ganze Party einschlieÃende Geste, »sondern vor allem für die Zeit, die wir zusammengearbeitet haben. Ich glaube, ich habe mich noch nie dafür bedankt.« Er reichte ihm die Hand.
»Chef, Sie werden sentimental.« Helbach schien trotzdem gerührt zu sein.
»Sie werden Ihren Weg machen. Vielleicht sogar ganz weit nach oben. Bei Ihrem Potenzial â¦Â«
Etwas verlegen sagte Helbach: »Da kommen Gäste, die von Ihnen begrüÃt werden wollen.«
Schlageter kam der Aufforderung gern nach.
Das Essen, das zusammen mit den letzten Gästen und Lavali eintraf, der Frau des Kochs, roch phantastisch. Schlageter hätte am liebsten sofort das Büfett eröffnet, aber zuvor war natürlich der offizielle Teil hinter sich zu bringen. Um neunzehn Uhr dreiÃig startete die Band ihren Auftritt mit einem alten Pink-Floyd-Hit, bevor Danner auf der Bühne das Mikrofon übernahm.
»Hanspeter«, begann er und schaute suchend umher, bis er ihn mit der Hilfe anderer Gäste ausgemacht hatte. »Ah, da bist du. Ich hatte schon Angst, du würdest dich verstecken.«
Ein paar Leute lachten leise.
»Hanspeter«, fuhr Danner nach einer wohlgesetzten Pause fort, »eines muss ich dir endlich einmal sagen. Und wann sollte man das sonst tun, wenn nicht an deinem letzten Arbeitstag?« Danner betonte jedes Wort des nun folgenden Satzes und zeigte dabei wie ein Auktionator immer wieder auf den Ehrengast: »Du â bist â ein â gerissener â Hund!«
Damit hatte Danner alle Lacher und den Applaus auf seiner Seite. Schlageter wunderte sich, warum Schlaicher und Martina noch nicht da waren.
»Ich habe die letzten beiden Tage damit verbracht, eine Rede über dich zu schreiben, die dir gerecht wird. Aber nach dem, was heute passiert ist, habe ich die Rede noch einmal komplett umwerfen müssen.«
»Hoffentlich ist sie nicht zu lang geworden«, rief Frank Klamm, der SpaÃvogel vom Dienst. Es gab ein paar zustimmende Rufe.
»Keine Sorge«, wehrte Danner ab. »Ich werde nicht auf jeden einzelnen Fall eingehen, den Hanspeter Schlageter in seiner Laufbahn gelöst hat. Das würde nämlich ewig dauern. Aber ich möchte an dieser Stelle allen, die es vielleicht noch nicht gehört haben, mitteilen, dass dieser Mann«, er zeigte erneut auf Schlageter, »noch heute, an seinem letzten Tag, da wiederhole ich mich gern, einen Mord aufgeklärt hat.«
Alle drehten sich zu Schlageter. Der Applaus hallte im ganzen Gewölbekeller wider. Der Kommissar lächelte etwas verlegen und kam sich verdammt bescheuert vor, als er die Arme hob wie ein Pfarrer, der den Segen des Herrn für seine Gemeinde erbitten wollte.
Doch bevor er etwas erwidern konnte, riss ein uniformierter Kollege die Tür auf und brüllte: »Alle verfügbaren Kräfte nach Weil. Schwerer 121 im Hafenareal!«
Frank Klamm rief in den darauf folgenden kurzen Moment der Stille: »Ballermann am Rhein, oder was?«
Aber diesmal lachte niemand. Stattdessen begannen alle gleichzeitig zu sprechen, manche Kollegen rannten umgehend aus dem Keller, und alle, die keine Polizisten waren, wollten wissen, was ein 121 war und warum er die Beamten so in Alarm versetzte. Der Uniformierte lief zu Danner, der von der Bühne stürmte. Schlageter kam wie einige andere Kollegen dazu.
»Wir haben mehrere Notrufe bekommen. Eine Explosion und bald darauf ein wildes Feuergefecht«, sagte der Kollege leise, sodass nur die Nächststehenden es verstehen konnten. »Eine Frau hat etwas später gemeldet, dass in ihrem Lager eine SchieÃerei stattfindet. Es müssen bereits massenhaft Tote herumliegen. Wir haben die Schüsse durchs Telefon gehört. Maschinengewehre.«
*Â *Â *
Es dauerte ein paar quälend lange Sekunden, bis sie Irfan von drauÃen rufen hörten: »Die Luft ist rein. Nicht schieÃen, wir kommen zurück!« Alle blieben in ihren Verstecken, bis sie Irfan und Lutz über die Kisten an der Tür steigen sahen. Irfans Anzug hatte die Schlacht nicht überlebt. Die Hose war aufgerissen, das Sakko an den Nähten geplatzt. Lutz allerdings sah viel furchteinflöÃender aus. Er war voller Blut.
»Ihr lebt«, rief Weng und lief auf die beiden zu. Auch Mario kam aus der Deckung. Schlaicher kniete sich neben Martina, die weinend auf dem Boden saÃ.
»Alles okay bei dir?«, fragte er und nahm
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