Salamitaktik
ihre Hände in seine.
Sie beruhigte sich etwas und nickte ihm zu. »Und du?«, fragte sie zurück.
»Ich fühle mich fast wie neu«, antwortete er.
»Woher wusstest du, dass wir hier sind?«
»Ich war heute früh schon mal hier und habe versteckte Kameras mit Bewegungssensoren eingebaut. Und gesehen, wie sie euch gefangen genommen haben.«
»Du bist hergekommen, um mich zu retten«, sagte Martina. Schlaicher nahm sie etwas unbeholfen in den Arm.
»Bei Allah! Wir haben keine Zeit zum Flirten«, rief Irfan und beraubte sie so dieses Moments. »Los, alle zusammenkommen.«
Schlaicher half Martina auf, und auch die anderen drei folgten Irfans Appell.
»Hier, das warst du«, sagte der Türke und drückte Schlaicher sein Sturmgewehr in die Hand. »Du hast geschossen. Mario und mich hat keiner von euch je in seinem Leben gesehen. Ist das klar?«
»Hast du sie alle erledigt?«, fragte Schlaicher.
Irfan sagte: »Fast«, und umarmte dann Lutz. »Du hast mein Leben gerettet. Ich stehe in deiner Schuld.«
Lutz wirkte gerührt, stellte aber umgehend fest: »Und du hast unser aller Leben gerettet. Ich würde sagen, wir sind quitt.«
Irfan sammelte seine beiden Pistolen ein und verstaute sie in seiner Tasche. »Habt ein gutes Leben. Allah sei mit euch. Los, Mario, komm.«
Er lief zur Tür und sprang agil, als wäre nichts geschehen, über die Kisten. Mario schaute etwas unschlüssig in die Runde. Er entschied dann wohl, dass es besser war, Irfans Aufforderung Folge zu leisten. »Adieu. Machtâs gut!«
*Â *Â *
Das war ein Abgang nach Schlageters Geschmack. Neben ihm saà Helbach, und in einer richtigen Polizeikolonne rasten sie nach Weil, wo gerade die Kollegen des dortigen Reviers am Tatort ankamen, wie sie über Funk mithörten. Er hoffte, dass die Kollegen vorsichtig waren und es zu keinen Verletzten oder Toten kam â aber selbst konnte er es kaum erwarten, am Ort der SchieÃerei einzutreffen. Er war mordsgespannt, was da los war. Auf seine Rückfrage hatte der uniformierte Kollege den Namen Lefèvre als den der alarmierenden Person genannt. Schlageter war sofort klar gewesen, dass die SchieÃerei in ihrem Lagerhaus stattfand, in dem er selbst gestern noch ermittelt hatte. Das konnte kein Zufall sein.
Die Party war wohl vorbei. Helbach schien das auch so zu sehen. Er sagte: »Es tut mir wirklich leid. Und das alles an Ihrem letzten Tag.«
»Ich weië, antwortete Schlageter und musste doch innerlich grinsen.
*Â *Â *
Rajesh Bhatnagar stand neben dem Büfett und schaute seine Frau Lavali bekümmert an. Er hatte mit zwei Helfern gestern und den gesamten heutigen Tag eingekauft, vorbereitet, gekocht und die Sachen hierhergebracht. Er war froh gewesen, so überraschend ein Geschäft machen zu können, auch wenn er es Lavali zuerst nicht geglaubt hatte. Als die Reden begannen, hatte er gedacht, dass es gleich losgehen würde, aber dann war mit einem Schlag die Hälfte der Gesellschaft weggelaufen. Sogar ein paar Musiker hatten ihre Instrument weggelegt und waren verschwunden. Niemand hatte ihm irgendetwas gesagt. Auch die Gäste, die geblieben waren, wussten nicht, was los war. Sie wirkten genauso verwirrt wie er. Aber sollte deshalb jetzt sein gutes Essen verkommen? Er nahm sich ein Herz und ging auf die Bühne, wo er das Mikrofon ergriff.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte er leise. »Entschuldigen Sie«, wiederholte er lauter, bis sich die rund dreiÃig verbliebenen Gäste zu ihm wandten. »Ich weià nicht, was los ist, aber ich glaube, das Büfett ist jetzt eröffnet. Danke.«
*Â *Â *
Irfan und Mario waren seit gerade einmal fünf Minuten weg, als sie die ersten Sirenen hörten. Der Lärm, der hier in der letzten Viertelstunde geherrscht hatte, musste meilenweit zu hören gewesen sein. In Schlaichers Ohren war immer noch ein leises Rauschen zu vernehmen.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Martina.
»Ihr alle gar nichts. Ihr setzt euch hierher. Wenn die Polizei reinkommt, macht keine schnellen Bewegungen. Die dürften ziemlich nervös sein und wissen ja nicht, dass wir die Guten sind. Ansonsten wie besprochen, Irfan und Mario waren nie hier, nur wir vier. Ich muss mich noch schnell um etwas kümmern. Aber ich nehme es auf mich, die alle erschossen zu haben.«
»Du vier, ich zwei«, sagte Lutz. »So weit sollten
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