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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Martinas Mitarbeiterin identifizieren konnte. Er hatte sie im Karstadt gesehen. Den Mann, der neben ihr stand und auf sie einredete, kannte er nicht.
    Das Hafengelände war von den Kollegen um die Halle herum weiträumig abgesperrt worden. Trotzdem war alles voll. Überall waren Streifenwagen der Weiler Kollegen und der Bundespolizei abgestellt. Es gab zwei Krankenwagen, deren Besatzung allerdings nur untätig zusammenstand und interessiert den Trubel verfolgte.
    Â»Schlaicher!«, rief er.
    Â»Schlageter!«
    Â»Was war hier los, verdammt noch mal?«
    Schlaicher berichtete ihm in kurzen Sätzen eine absolut unmögliche Geschichte.
    Â»Sie und dieser Typ haben sechs Leute erschossen?«, fragte Schlaicher ungläubig. »Wer soll Ihnen das glauben?«
    Â»Wenn ich mein Handy zurückbekomme, kann ich es beweisen«, sagte Schlaicher. »Ich habe alles auf Video. Die Entführung und den Angriff.«
    Schlageter schüttelte den Kopf und sagte: »Das werden wir noch sehen.«
    Danner war nach ihrem Eintreffen in die Halle gestürmt, um sich persönlich ein Bild von der Katastrophe zu machen. Jetzt kam er mit der Lefèvre und dem Einsatzleiter heraus, den Schlageter gut kannte. Hermann Klein, ein fähiger Mann. Er ging zu ihnen.
    Â»Verdammte Sauerei da drin«, sagte Danner zu Schlageter.
    Â»Frau Lefèvre? Ich bin gespannt, wie Sie das erklären wollen«, sagte Schlageter.
    Â»Das ist die Frau, die uns alarmiert hat«, übernahm Klein. »Sie hat sich während des Vorfalls in ihrem Büro versteckt.«
    Â»Ich hatte keine Ahnung, was in den Kisten war«, sagte die Lefèvre und setzte einen kindlichen Tonfall auf. Schlageter kam es vor, als sei sie im Gegensatz dazu seit gestern noch mal um zehn Jahre gealtert. Sie brauchte wohl selbst mal eine gehörige Portion ihrer Shrimps-Creme. »Ich habe nur einen Teil meiner Lagerfläche einem potenziellen Geschäftspartner zur Verfügung gestellt«, betonte sie, ohne danach gefragt worden zu sein.
    Martina Holzhausen und Schlaicher hatten offenbar mitgehört. »Das ist nicht wahr«, rief Martina wütend. Sie stellte sich direkt vor die Lefèvre und gab ihr eine so schallende Ohrfeige, dass Danner die Kosmetikherstellerin festhalten musste, damit sie nicht umkippte. Klein ergriff Martinas Oberarm. Sicher fürchtete er, sie würde weiter auf die andere einprügeln. Doch Martina fügte nur abfällig hinzu: »Das war dafür, dass sie den Typen gesagt haben, Weng und ich wüssten zu viel.«
    Â»Das haben Sie gesagt?«, fragte Schlageter die Lefèvre scheinbar freundlich. Seine Neugierde war geweckt. »Wissen Sie was? Ich würde sagen, wir bringen Sie erst einmal alle in die Direktion und sprechen dann noch einmal in Ruhe darüber, was hier passiert ist.«
    Danner schaltete sich ein. »Schlageter, ich muss Sie aber nicht daran erinnern, dass sie aus dem aktiven Dienst ausgeschieden sind …«
    Â»Noch bin ich ein paar Stunden im Dienst«, korrigierte Schlageter ihn. »Und ich garantiere Ihnen, dass ich die mir verbleibende Zeit nutzen werde.«

14
    Schlaicher, Martina, Lutz und Weng wurden mit einem Mannschaftswagen nach Lörrach transportiert. Die Lefèvre hatte man sicherheitshalber in ein anderes Fahrzeug gesteckt. Sie schwiegen während der Fahrt, aber Schlaicher hielt Martinas Hand, und das fühlte sich verdammt gut an. Sie hatte ihm gesagt, dass sie ihn liebte. Was konnte es Schöneres geben?
    In der Direktion wurden sie in verschiedene Räume gebracht. Schlaicher saß in Schlageters Büro, das sich seit seinem letzten Besuch bis auf den Schreibtisch des Kommissars kaum verändert hatte. Die Tassen waren weg, und die Aktenberge, die man hier sonst hatte sehen können, waren entweder ins Archiv zurückgebracht oder in die grauen Metallschränke geräumt worden. Schlageter und Danner, Schlaicher hatte mittlerweile erfahren, dass er der Leiter der Direktion war, verhörten ihn. Aus dem Keller konnte man rockige Klänge hören. Schlageters Abschiedsparty lief anscheinend auch ohne den Ehrengast weiter. Er wurde den Eindruck nicht los, dass der Kommissar damit kein großes Problem hatte.
    Sie sprachen insgesamt anderthalb Stunden miteinander. Schlageter stellte Fragen, Schlaicher beantwortete sie mehr oder weniger wahrheitsgemäß. Der Kommissar war ungewohnt entspannt, fiel Schlaicher auf. So verlief das

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