Salamitaktik
Punkte sich bewegten und schlieÃlich auch einer seiner Bewacher verschwand. Schlaicher ahnte sofort, was sie vorhatten.
»Sie versuchen, von der Seite her näher an den Eingang zu kommen. Zwei rechts, zwei links«, flüsterte Schlaicher.
Irfan schaute kurz zu ihm, sah auf das Display und nickte. »Wir brauchen mehr Deckung. Schieb mit den anderen hinten ein paar Kisten zusammen.« Er richtete den Blick wieder nach vorn. »Du hättest die Frauen in Ruhe lassen sollen, Lalev. Das war dein Fehler, der dich heute das Leben kosten wird«, rief er.
»Gehörst du zu Viktor?«
»Viktor kann mich mal.« Irfan beugte sich über die Deckung und gab einen Schuss ab, der links an der AuÃenwand entlanglief. Er schnellte sofort wieder zurück, gerade rechtzeitig, bevor ein wahrer Kugelhagel auf die Tür abgegeben wurde. Ein Mann schrie. Ein anderer brüllte etwas. Schlaicher sah auf dem Display, dass Irfan wohl getroffen hatte, denn eine liegende Person wurde von einem anderen Mann weggeschleppt.
»Du hast einen von ihnen getroffen«, flüsterte er.
»Deckung bauen«, zischte Irfan. Er klang sehr angespannt.
Schlaicher, Mario und Martina schoben mehrere Kisten zusammen und erhöhten die Deckung, indem sie weitere darauf stapelten. Zwischen den Kisten lieÃen sie schmale SchieÃscharten frei, während die Pattsituation an der Tür anhielt. Der General verlegte sich jetzt aufs Drohen und malte ihnen bildhaft aus, was sie zu erwarten hatten, wenn sie erst überwältigt wären. »Aber es muss niemandem etwas passieren«, rief er dann. »Kommt einfach mit erhobenen Händen raus, dann könnt ihr gehen.«
»Hey, was meinst du?«, fragte Mario in Irfans Richtung.
Der schüttelte stumm den Kopf.
»Wir wollen nur die Kisten. Ihr seid uns eigentlich egal. Lasst euch ruhig einen Moment Zeit, denkt in Ruhe darüber nach.«
Irfan gab als Antwort ein paar Schüsse ab und befahl Weng und Lutz, sich hinter die rückwärtige Deckung zurückzuziehen. Beide robbten im Schutz der Kisten nach hinten, als von auÃen erneut eine Salve von Schüssen in das Holz einschlug. Dann erfolgte der Angriff.
Zwei Männer sprangen innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde über die Kisten. Einer landete auf Wengs Oberarm. Sie brüllte vor Schmerz laut auf. Martina schrie nur vor Schreck, während der Angreifer zuerst sein Gleichgewicht und schlieÃlich im Fallen die Pistole verlor. Der zweite Mann kam zum Stehen und verschaffte sich mit erhobener Waffe einen Ãberblick. Er feuerte sofort mit einer Pistole in Irfans Richtung. Der riss sein Gewehr hoch und drückte ab. Auch der Mann feuerte erneut, bevor eine von seinem Kopf ausgehende Blutfontäne durch den Raum spritzte und er wie ein gefällter Baum langsam umkippte.
Der erste Angreifer hatte sich noch im Fallen von der Ãberraschung erholt, falsch aufgekommen zu sein. Instinktiv rollte er seinen massigen Körper ab und bekam auch seine Pistole im nächsten Moment wieder zu fassen. Die Hand mit der Waffe schnellte hoch und feuerte in Richtung Irfan, doch der Türke wich dem ungezielten Schuss mit einer unmittelbaren Bewegung aus. Schlaicher sah, wie der Mann erneut feuerte, aber Irfan war bereits über die Kisten nach drauÃen gehechtet und damit aus seinem Sichtfeld verschwunden.
Der verdutzte Mann wartete einen Bruchteil einer Sekunde zu lang. Der kurze Moment, in dem er realisierte, dass sein Partner tot am Boden lag, ermöglichte es Lutz, auf die FüÃe zu kommen und einen Schuss auf ihn abzufeuern. Der Mann flog fast einen Meter nach hinten, wo er regungslos liegen blieb. Blut quoll unter seinem Oberkörper hervor.
Lutz wandte sich Weng zu, die noch am Boden lag und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Oberarm hielt. DrauÃen ging das Gefecht weiter.
Schlaicher dachte nicht nach, sondern folgte einem Gefühl, einem Instinkt. Er packte Martina mit seiner freien Hand am Hinterkopf, küsste sie kurz, aber intensiv auf ihre Lippen und rannte dann nach vorne, um Lutz dabei zu helfen, Weng in Sicherheit zu bringen.
Hab ich das eben wirklich getan?, fragte er sich und vergaÃ, dass er jeden Moment von einer Kugel getroffen werden konnte. Wenn er jetzt sterben würde, musste er nichts bereuen.
Er fasste Wengs Bein und half Lutz, sie zu Martina und Mario in Deckung zu ziehen. Sie hatte starke Schmerzen im Oberarm, er schien aber nicht gebrochen zu
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