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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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gab Frau Schneider, die alte grau getigerte Hauskatze, Gustav, einen schwerhörigen Berner Sennenhund, der auf seinem Platz vor der Haustür lag und schlief, zwölf Hühner und einen Hahn, um die sich Onkel Michael kümmerte, sowie Großvaters Kaninchen. Die Deutschen Riesen waren sein ganzer Stolz. Er züchtete sie erfolgreich in großer Zahl. Wann immer jemand in der Gegend einen Kaninchenbraten machen wollte, kam er auf den Birktalerhof. Ansonsten lebten noch Enten und Gänse auf dem Hof – und natürlich die Mäuse in der Gerätescheune, mit denen Frau Schneider einen Nichtangriffspakt geschlossen zu haben schien.
    Die Rinder hatte Marios Vater, Enrico Merzoni, damals verkauft, weil sie kaum noch das Geld für das Futter und den Tierarzt brachten. Drei Stück Vieh hatte der Großvater später wieder angeschafft, Mario konnte sie am Hang hinter dem Hof wiederkäuen sehen. Der sowieso viel zu große Stall bot dadurch genug Platz für seine Zwecke. Mario hatte ein paar grundlegende Änderungen darin vorgenommen. Hinter einer Trennwand wuchs nun sein Gras, das er seit zwei Jahren an Bekannte verkaufte und von dem er eigentlich gehofft hatte, dass er es bald in größeren Mengen auch an Jussef liefern konnte.
    Â»Stellen Sie den Wagen da hin.« Mario wies auf den freien Platz auf dem Hof, direkt neben einem glanzlosen, mattroten Opel Ascona.
    Â»Du«, korrigierte Irfan, tat aber, wie ihm geheißen. Er stellte den Motor ab und atmete aus wie jemand, der feststellte, dass das versprochene Vier-Sterne-Hotel mit Meerblick direkt neben einer lärmenden Baustelle lag. Mario allerdings war erleichtert. Gestern noch hatte er gezweifelt, ob er den Hof, sein Zuhause, jemals wiedersehen würde.
    Die Haustür wurde geöffnet, und Georg Birktaler lugte den Ankömmlingen neugierig entgegen.
    Â»Opa«, rief Mario erfreut und lief zu ihm. »Und? Alles klar hier?«
    Â»He jo.« Marios Opa nickte und blickte fragend auf den vierzigjährigen Mann mit den schwarzen Glanzlederschuhen, der beim Aussteigen aus dem Wagen versuchte, die schmutzigsten Stellen am Boden zu vermeiden, und sich danach erleichtert den Anzug gerade zog.
    Â»Ein Freund«, sagte Mario, und sein Großvater schien damit zufrieden zu sein. Er ging zurück ins Haus und ließ die Tür offen stehen.
    Â»Redet nicht viel, dein Großvater, was?«, fragte Irfan.
    Â»Nein, kann man wohl so sagen.«
    Â»Gut.« Irfan trug seinen Koffer zur Tür.
    Leise sagte Mario: »Du aber auch nicht.«
    Irfan antwortete nicht darauf.
    In der holzvertäfelten Stube roch es nach gebratenem Speck. Auf dem Tisch mit der langen Eckbank stand an Großvaters Platz ein Teller mit den Resten seines Mittagessens: ein halbes Spiegelei auf einer halben Scheibe Bauernbrot. Den Speck hatte er schon gegessen. Großvater stand in der Küche und schlug neue Eier auf. Irfan schaute sich wie ein Fremdkörper in Stube und Küche um, betrachtete den reich geschmückten Kachelofen, der in den kalten Raicher Wintern schon vielen Generationen von Bauern wohlige Wärme gespendet hatte, die niedrige Decke und die alten Fotografien an den holzgetäfelten Wänden. Gustav, der Sennenhund, war ihnen nach drinnen gefolgt und lag nun auf seiner Decke. Er schaffte nur ein müdes Wedeln, als Mario ihn hinter den Ohren kraulte. Frau Schneider war nirgends zu sehen.
    Â»Setzen Sie, äh, setz dich doch«, schlug Mario Irfan vor. Der blieb stehen. »Wie geht es Oma?«, rief Mario in die Küche.
    Â»Gued.«
    Mario ging rüber, und Irfan folgte ihm.
    Â»Hast du die Pflanzen gegossen?«
    Â»Jo. Hüdd chaasch nümme maije. S’isch z’schbood. S’chunnd go rägne.«
    Wenn Marios Großvater sagte, dass es regnen würde, konnte man sich darauf zu hundert Prozent verlassen. Einen Wetterbericht brauchte er für seine Vorhersagen nicht. Er lebte einfach schon zu lange hier, um die Anzeichen nicht deuten zu können.
    Â»Tut mir leid. Es ging nicht früher. Ich mähe, sobald es wieder geht. Genau.«
    Â»Hmm.« Sein Großvater legte ein paar Scheiben Speck in die große gusseiserne Pfanne. Er begann sofort zu zischen und sich zu wellen. »Un wäär isch daas?«, fragte er und wies auf Irfan.
    Â»Ein Freund, Opa. Er heißt Irfan. Er bleibt ein paar Tage. Das ist doch in Ordnung?«
    Â»Vrgiss aaber d’Singschdund

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