Salamitaktik
einen Kater habe. Schlageter verneinte knurrend, was gelogen war.
Helbach hatte sich auf Schlageters Geheià über einen guten Kontakt die Steuerunterlagen von Brockmanns Praxis besorgt und diese grob durchgeackert.
»Und, etwas Interessantes gefunden?«
»Wenn ausgerechnet ich etwas finden würde, was mein Kumpel beim Finanzamt übersehen hat, dann wäre ich in der Wirtschaftskriminalität längst ein groÃes Tier«, antwortete Helbach. »Was ich allerdings rauslesen kann, ist die Tatsache, dass der Mann ziemlich viel verdient mit seiner Praxis.«
»Ach ja? Dabei sagen die Ãrzte doch immer, es sei so schwierig geworden.«
»Offenbar macht er mit den Schönheitsgeschichten ein hervorragendes Geschäft. Immerhin zahlt er für seine selbstständige Tätigkeit mehr an Einkommensteuer, als wir beide zusammen verdienen.«
Schlageter horchte auf.
»Am Geld sollte es also nicht liegen«, meinte Helbach. Doch Schlageter widersprach umgehend.
»Als ob ein Raffzahn den Hals je vollbekommen würde â¦Â«
Helbach stimmte ihm nickend zu.
Schlageter war froh, sich mit ihm über den Fall austauschen zu können. Er hatte Helbach gestern beim Griechen alles erzählt, was passiert war. Dass er auf definitiv nicht rechtskonformem Weg eine Obduktion veranlasst hatte, war von Helbach zwar heftig kritisiert worden. Dass die genaue Untersuchung der Leiche aber tatsächlich einen groÃen Verdacht auf ein Delikt mit Tötungsabsicht warf, hatte die Einwände etwas relativiert. Allerdings hatte er Schlageter nur unter der Bedingung seine Mitarbeit zugesichert, dass dieser im Falle von Ãrger die Schuld auf sich nehmen würde. Schlageter hatte es versprochen, und die Sache war damit abgemacht.
»Na gut, dann gehen wir doch einmal die möglichen Motive durch. Bleiben wir zunächst beim Geld«, sagte Schlageter.
Helbach nahm den Ball an und erwiderte: »Seine Frau will sich von ihm scheiden lassen, und er würde die Hälfte seines Vermögens verlieren.«
»Oder er will sie verlassen und hat nicht vor, einen GroÃteil seines Geldes an seine Exfrau abzutreten.«
»Kann gut sein. Der Mann hat es die ganze Zeit über mit Frauen zu tun. Vielleicht hat eine seiner Patientinnen mehr von ihm gewollt, als sich nur die Lippen aufspritzen zu lassen. Also, das finde ich eklig.«
»Was?«
»Ich habe das noch nie verstanden. Ich kenne keinen Mann, der auf Schlauchbootlippen steht. Also ich mag Frauen am liebsten, wenn sie natürlich sind.«
Schlageter stimmte ihm zu, versuchte dann aber schnell wieder zum eigentlichen Thema zurückzukommen: »Dann gibt es da noch die Lebensversicherung â¦Â«
»Hab ich geprüft. Die Police sieht zweihundertfünfzigtausend Euro vor. Das ist richtig viel, aber bei seinem Verdienst nicht die Welt. Sein für die Einkommensteuer relevantes Einkommen betrug im vorletzten Jahr rund vierhunderttausend Euro.«
»Das sind dreiÃigtausend Euro im Monat«, stöhnte Schlageter nach kurzem Ãberschlagen im immer noch leicht pochenden Kopf. Das war wirklich viel Geld. Besonders für einen Kriminalkommissar, der trotz seiner vielen Dienstjahre und der Besoldungsstufe A12 auf gerade mal fünftausend Euro im gleichen Zeitraum kam. »Sie sagen, die Werte sind aus dem vorletzten Jahr?«
»Ja, die Einkommensteuererklärung fürs letzte Jahr liegt noch nicht vor.«
»Vielleicht ist das Geschäft ja eingebrochen? Er hat weniger verdient, doch seine Frau blieb bei ihren hohen Ansprüchen. Da hat er sich gedacht, wenn sie verschwindet, hat er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Vielleicht hat er an der Börse spekuliert und alles verloren? Können wir das überprüfen?«
»Wir müssten auf jeden Fall die Staatsanwaltschaft einschalten«, mahnte Helbach. »Vorher können wir nicht an aktuellere Geschäftszahlen rankommen. Mein Kontakt kann mir nur die abgeschlossenen Verfahren geben.«
»Treten Sie am Montag an die Staatsanwaltschaft heran«, schlug Schlageter vor. »Heute werden wir noch versuchen, ob wir auch so etwas mehr herausfinden. Die gute, alte, ehrliche Polizeiarbeit. Ich brauche sowieso noch eine Unterschrift von Brockmann, dass er der Obduktion zustimmt.«
»Wie wollen Sie die denn bekommen?«
»Wenn ich das nur wüsste.«
Ein weiterer Blick ins Internet zeigte, dass die Praxis heute
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