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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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Erstens: Im Blut Ihrer leider verstorbenen Frau wurde eine extrem hohe Dosis an Botulismustoxin A nachgewiesen.«
    Brockmann, der eben noch wütend geschaut hatte, war plötzlich sehr aufmerksam, fast geschockt. »Was? Das kann nicht sein.«
    Â»Es ist aber so. Es handelt sich um eine Dosis, die von der einer normalen Behandlung weit entfernt ist.«
    Â»Das ist aus ärztlicher Sicht nicht möglich«, sagte Brockmann.
    Â»Und doch ist es so. Wie könnte das Zeug in die Blutbahn Ihrer Frau gelangt sein?«
    Â»Ich muss mich setzen«, sagte der Arzt.
    Schlaicher wartete einen Moment. »Also? Wie kann das sein?«
    Brockmann schaute den Kommissar von unten prüfend an. »Es wurde eine Obduktion durchgeführt?«
    Schlageter fand, dass der Moment gekommen war, die Zügel noch etwas straffer zu ziehen. Sein Ton war ziemlich laut, als er sagte: »Ich stelle hier die Fragen, und ich will von Ihnen wissen, ob Sie eine Idee haben, was das Zeug im Blut Ihrer Frau zu suchen hat.«
    Brockmann reagierte jedoch gar nicht auf Schlageters Tirade, sondern meinte: »Im Blut? Aber das würde ja heißen, dass Tamara …«
    Â»â€¦Â umgebracht wurde?«, ergänzte Helbach betont sachlich.
    Â»Nein, Selbstmord begangen hat«, korrigierte ihn Brockmann streng. »Sie hat in letzter Zeit an Depressionen gelitten. Aber sie hat nie etwas Derartiges angedeutet.«
    Â»Selbstmord halte ich für unwahrscheinlich«, meinte Schlageter. »Zumal sie schwanger war.«
    Â»Was?« Zum ersten Mal zeigte Brockmanns Gesicht echten Schrecken. »Nein, Sie wollen mich nur quälen.«
    Â»Sie wussten es nicht?«
    Brockmann schüttelte langsam den Kopf. Er wirkte jetzt wirklich betroffen.
    Â»Mitte dritter Monat. Ich denke, man kann davon ausgehen, dass Ihre Frau über ihre Schwangerschaft Bescheid wusste.«
    Â»Mein Gott!« Brockmann stand auf und ging auf und ab. Schlageter und Helbach ließen ihn nachdenken. Auch Schlageter grübelte. Wenn Brockmann wirklich nichts von der Schwangerschaft gewusst hatte, ging ihm jetzt vielleicht auf, dass er sein eigenes ungeborenes Kind ebenfalls getötet hatte. Man sah dem Arzt regelrecht an, wie er sich mehr und mehr über die Konsequenzen seiner Tat bewusst wurde. Als er plötzlich genau vor Schlageter stehen blieb, dachte dieser schon, dass jetzt endlich das Geständnis folgen würde.
    Doch Brockmann sagte mit starrem Blick: »Verlassen Sie mein Haus, sonst sorge ich dafür, dass mein Anwalt Sie entfernen lässt.«
    Schlageter, der vor Anwälten weniger Angst hatte als vor einem Eichhörnchen – er konnte nur beide nicht leiden –, wollte gerade explodieren, da packte Helbach ihn fest am Arm und sagte: »Lassen Sie uns gehen.«
    Â»Was sollte das?«, meinte er, als sie in den Wagen stiegen.
    Â»Ich glaube, wir haben so eine deutlich bessere Chance, den Typen heute noch dingfest zu machen«, sagte Helbach. »Brockmann war nämlich nicht allein in der Wohnung.«
    Schlageter schaltete den gerade erst gestarteten Motor sofort wieder aus. »Was? Wie kommen Sie darauf?«
    Â»In der Küche stand, halb hinter der Kaffeemaschine verborgen, noch eine Tasse. Gerade als ich sie entdeckt hatte, wollte er unbedingt, dass ich aus der Küche rauskomme.«
    Â»Vielleicht hatte er vorher schon eine Tasse getrunken.«
    Â»Seine Tasse war die im Wohnzimmer. Darin war ein Rest von Kaffee mit Sahne. In der zweiten Tasse in der Küche war ein Rest schwarzen Kaffees ohne Milch.«
    Schlageter nickte. Helbach hatte ein gutes Auge für solche Kleinigkeiten.
    Â»Wahrscheinlich war vor uns jemand da, der ihm die Prospekte von den Bestattungsunternehmen gebracht hat«, riet der Kommissar und war gespannt, was Helbach dazu zu sagen haben würde.
    Â»Das müsste sehr kurz vor uns gewesen sein. Bevor ich aus der Küche raus bin, habe ich den Finger in den Kaffee getaucht. Er war noch warm.«
    Â»Potzblitz!«, sagte Schlageter. »Das Zeug war aber auch heiß! Los, wir gehen noch mal rein.«
    Â»Oder wir bleiben im Wagen und schauen, wer außer ihm gleich aus dem Haus rauskommt«, schlug Helbach mit überlegenem Lächeln vor. »Wenn an der ganzen Sache nichts dran ist, würde ich ungern Hausfriedensbruch oder gar eine illegale Hausdurchsuchung in meiner Personalakte stehen haben.«
    Schlageter überlegte kurz und überschlug die Zeit, die

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