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Salamitaktik

Salamitaktik

Titel: Salamitaktik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf H. Dorweiler
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nur ein Knopfdruck. Sie auch?«
    Â»Nein danke«, sagte Helbach.
    Brockmann ging in die Küche und kam nach etwas Geklapper und einem anschließenden lauten Brummen des Kaffeevollautomaten zurück. Er trug ein verchromtes Tablett, auf dem sich auch kleine Kondensmilchdöschen befanden, wie Schlageter erfreut feststellte. Dazu ein Zuckerschälchen und eine Tasse frisch gebrühten Kaffees, der so heiß war, dass er noch dampfte.
    Während Brockmann den Kaffee hinstellte, sagte Schlageter: »Wir haben die Lebensversicherung Ihrer Frau geprüft.«
    Beim Abstellen schwappte etwas von dem Kaffee über den Tassenrand auf die Untertasse.
    Â»Was wollen Sie damit sagen?« Brockmann klang feindselig.
    Â»Was denken Sie, was ich sagen will?«, fragte Schlageter.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Arzt leise antwortete: »Ich denke, dass Sie mich aus irgendeinem mir völlig schleierhaften Grund beschuldigen wollen.«
    Â»Will ich das?«
    Â»Wieso fallen Sie in meine Praxis ein, stellen mir in unerhörter Art und Weise Fragen, wie man sie einem Mörder stellen würde, und kommen jetzt zu mir nach Hause, um mit mir über die Lebensversicherung meiner Frau zu sprechen? Tamara und ich haben beide die gleiche Police abgeschlossen. Das ist fünfzehn Jahre her. Ich weiß ja noch nicht einmal mehr, wie hoch die Versicherung war!«
    Â»Das wissen Sie nicht?«
    Â»Hören Sie auf mit diesen dämlichen Fragen. Meinen Sie, ich weiß nicht, was Sie vorhaben?«
    Â»Was habe ich denn Ihrer Meinung nach vor?«
    Brockmann kochte vor Wut. »Sie wollen mir irgendetwas entlocken, was es gar nicht gibt. Mensch, meine Frau ist gerade gestorben. Ich bin in Trauer!«
    Â»Trauer kann sich sehr unterschiedlich manifestieren«, bemerkte Schlageter, der sich durch Brockmanns feindseligen Tonfall veranlasst sah, nun ebenfalls etwas härter vorzugehen. »Aber ich habe selten jemanden in Trauer erlebt, der das so gut wegsteckt wie sie.«
    Â»Das alles findet also nur statt, weil ich gestern nicht weinend vor Ihnen auf dem Boden herumgekrochen bin? Ist es das, was Sie wollen?«
    Â»Herr Brockmann, ich will Ihnen nicht zu nahe treten«, nahm Schlageter das Tempo jetzt wieder zurück. »Ich glaube, wir haben uns hier in etwas hineinmanövriert, was so nicht laufen sollte. Und ich entschuldige mich bei Ihnen in aller Form dafür. Vielleicht können wir noch einmal von vorne anfangen.« Er nahm die erstaunlich schwere Tasse hoch, streifte die Unterseite an der Untertasse ab und trank einen Schluck. Er verbrannte sich die Lippen. Das Zeug kochte fast noch. Helbach stand derweil am Durchgang zur Küche und warf einen neugierigen Blick hinein.
    Â»Ihr Verhalten ist nicht zu entschuldigen«, sagte Brockmann, klang dabei aber etwas ruhiger.
    Â»Ich weiß. Bitte lassen Sie uns trotzdem noch einmal von vorne anfangen. Ich muss diese Fragen leider stellen. Das ist eine dieser dämlichen Dienstvorschriften, wenn es um höhere Lebensversicherungen geht.«
    Â»Höher? Ich glaube nicht, dass wir da größere Werte haben.«
    Â»Zweihundertfünfzigtausend Euro sind für die meisten Leute eine ganze Stange Geld.«
    Â»Zweihundertfünfzigtausend? Für die meisten mag das ja zutreffen. Aber ich bin weiß Gott nicht auf zweihundertfünfzigtausend Euro angewiesen. Es ist wirklich eine Frechheit, dass Sie mir so etwas unterstellen. Ich werde mich am Montag bei Ihren Vorgesetzten beschweren. Hallo, Sie da?« Der letzte Satz ging an Helbach, der ganz nebenbei in der Küche verschwunden war. »Kommen Sie zurück! Was haben Sie da zu suchen?«
    Â»Sie haben wirklich eine sehr schöne Einrichtung«, sagte Helbach, der wieder zum Sofa kam. »Entschuldigung.«
    Â»Sie sind also nicht auf zweihundertfünfzigtausend Euro angewiesen«, stellte Schlageter fest.
    Â»Ich verlange, dass Sie mein Haus verlassen«, sagte Brockmann und verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er aufstand. »Und ich möchte Sie beide nie mehr hier sehen. Sie werden schon mitbekommen, was Sie davon haben.«
    Schlageter nippte schnell noch einmal an seinem Kaffee, der sich leider weiterhin gerade im flüssigen Aggregatzustand hielt. Er hätte sich nicht gewundert, wenn er inzwischen verdampft wäre. Dann stand er mühsam auf.
    Â»Eines würde ich vorher gerne noch geklärt haben«, sagte er. »Genauer gesagt sind es zwei Sachen.

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