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Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten

Titel: Salomon – Ein Engel auf Samtpfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila Jeffries
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schwierig. Ich war sehr hungrig, fand aber nichts zu fressen. Mit letzter Kraft schleppte ich mich wieder in den Wald, konnte mich dann aber nicht mehr an den richtigen Weg erinnern. Ich folgte verschlungenen Wildwechseln zwischen den Bäumen hindurch, bis ich endlich zu meinem Entsetzen feststellen musste, dass ich den ganzen Tag im Kreis gelaufen war.
    Nach der zweiten Nacht unter der Holzhütte fand ich immer noch nichts zu fressen. Ich war völlig verzweifelt und vermisste Jessica sehr. Zusammen konnten wir überleben, weil wir uns gegenseitig unterstützt hatten. Allein fühlte ich mich ohne Chance.
    Kurz vor der Morgendämmerung hörte ich, wie sich eine zweite Kreatur unter die Hütte zwängte. Ich setzte mich auf. Zum Kämpfen hatte ich keine Kraft mehr. Im fahlen Rosa des Sonnenaufgangs erkannte ich einen Dachs. Zu meiner Überraschung kam er direkt auf mich zu und sah mich aus seinen klugen alten Augen an.
    Ich hatte meine guten Manieren nicht vergessen, also reckte ich meinen Kopf vor zu einem Nasenstüber. Ich roch, dass es der alte Dachs aus dem Wäldchen am Campingplatz war. Ich hatte mich sehr darum bemüht, mich mit den Dachsen anzufreunden, und jetzt, in der Stunde höchster Not, kam mein alter Kumpel heraus in den Schnee, um mir zu helfen.
    Er drehte sich noch einmal um, um sicherzugehen, dass ich ihm folgte. Dann ging er langsam los. Der Schnee knirschte unter unseren Pfoten. Er war gekommen, um mir den Weg nach Hause zu zeigen. Obwohl Dachse normalerweise nichts mit Katzen am Hut haben, half mir der alte Graubart.
    Ellen las viel, als sie klein war, und erzählte mir immer ihre Lieblingsgeschichten. Eines Tages zeigte sie mir ein Buch mit den Namen Das Tagebuch der Anne Frank. Es handelte von einem Mädchen, das sich während des Kriegs verstecken musste. Sie war, wie auch ich, in einer verzweifelten Situation, schrieb aber jeden Tag in ihr Tagebuch. Das half ihr. Und Jahre später half es den Menschen, zu verstehen, wie es ihr ergangen war und was sie durchgemacht hatte.
    Ich erinnerte mich an das Buch und an das Mädchen auf dem Umschlag. Und dann dachte ich: Wenn ich schreiben könnte, würde ich ab heute auch ein Tagebuch führen, und es würde sich ungefähr so lesen.
    20. Dezember
    Ich bin ganz allein und schlafe immer noch in der Dachshöhle. Weil es so kalt ist, bleibe ich meist den ganzen Tag drinnen. Heute schneit es, die Flocken treiben über das Land. Die Schneehaufen vor der Höhle werden immer höher. Zum Abendessen gab es eine kleine Maus, die ich mir aufgehoben hatte. Wenn ich Durst habe, lecke ich ein bisschen am Schnee.
    21. Dezember
    In der Nacht kommt ein Fuchs vorbei und steckt seine spitze Schnauze in mein Versteck. Schneekristalle glitzern im Mondlicht auf seinen Barthaaren, und seine Augen funkeln mich an. Ich bin zu schwach zum Kämpfen, aber der Gedanke an Jessicas Auseinandersetzung mit Paisley gibt mir Kraft. Ich plustere mich auf, lege die Ohren an und heule ganz fürchterlich. Der Geruch des Fuchses sticht mir in die Nase, und ich schlage ihm meine Krallen ins Gesicht. Er zieht sich zurück. Doch an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Die ganze Nacht warte ich voller Angst auf seine Rückkehr.
    22. Dezember
    Ich bin sehr, sehr einsam. Ich will zu Ellen. Ich will zu Jessica. Ich will auf dem bernsteingoldenen Samtkissen sitzen. Ich muss die traurigste und eisigste Katze der Welt sein.
    23. Dezember
    Der Schnee schmilzt. Am Mittag scheint sogar die Sonne für eine Stunde. Ich gehe raus, suche Futter und finde eine Brotkruste, die ein Vogel hat fallen lassen. Sie ist verschimmelt, aber ich genieße jeden einzelnen Krümel. Ich gehe zum Wohnwagen, aber der ist immer noch verschlossen. Die Katzenklappe ist mit Paketband zugeklebt. Unter dem Wohnwagen entdecke ich eine sehr alte tote Maus, die Jessica dort versteckt hat. Zu erschöpft zum Fressen, trage ich sie in die Dachshöhle. Wenn sich nichts Besseres bietet, wird das mein Frühstück werden.
    24. Dezember
    Draußen scheint der Mond. Ich höre Musik und viele Schritte, die den Weg herunterkommen. Als ich nach draußen sehe, entdecke ich eine helle Laterne, die über der Hecke auf und ab hüpft. Die Musik wird lauter. Ich richte mich auf, das Lied kenne ich. Stille Nacht, Heilige Nacht. Ellen hat das immer gesungen. Vielleicht ist Weihnachten. Ach, wie habe ich Weihnachten geliebt! Ich habe mal eine Spielmaus geschenkt bekommen und einen Ball mit einer kleinen Glocke. Jessica auch, und wir haben stundenlang gespielt. Dann

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